Rohstoffpreise:Gewinne aus Schrot und Korn

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Die Preise für Rohstoffe sind deutlich gefallen. Für Anleger bietet das neue Einstiegschancen, denn langfristig spricht vieles für einen weiteren Aufwärtstrend.

Johannes Scherer

Die seit Monaten anhaltende Hausse an den Rohstoffmärkten ist ins Stocken geraten. Als Gründe nennen Experten die Erholung des Dollar und die Abkühlung der Weltwirtschaft. In manchen Bereichen spricht aber das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage mittelfristig für weiter steigende Kurse.

Langfristig spricht einiges dafür, dass die Rohstoffpreise weiter steigen werden. (Foto: Foto: ddp)

Nach dem enormen Preisauftrieb an den Rohstoffmärkten in den vergangenen Monaten hat die Hausse jetzt einen Dämpfer erhalten: Der DJ AIG-Index, ein vielbeachteter Rohstoffindex ist seit Anfang Juli um rund 15 Prozent gefallen, nachdem er in den zwölf Monaten zuvor um rund 80 Prozent geklettert war. Anleger fragen sich: War's das mit der Hausse oder sind das jetzt Einstiegskurse?

Marktbeobachter sind sich einig, dass es kurzfristig an den Rohstoffmärkten keine Wende nach oben geben wird. Ihr Hauptargument ist der wieder stärker gewordene US-Dollar, der Rohstoffe für Nachfrage außerhalb des Dollar-Raums verteuert.

Zudem dämpft die Abkühlung der Weltwirtschaft die Nachfrage nach Rohstoffen. Auch die politische Debatte in den USA um eine staatliche Einschränkung von Rohstoffspekulationen gilt als Grund für den Kursrückgang.

Für längerfristig orientierte Anleger ergeben sich jedoch durch den Kursrückgang in ausgesuchten Rohstoffbereichen interessante Einstiegsmöglichkeiten. Denn an einigen grundlegenden Argumenten für weiter steigende Preise hat sich auch durch den Kursrutsch der vergangenen Tage nichts geändert.

Weiter steigende Nachfrage

So dürften beispielsweise die Preise für Agrarrohstoffe nach der derzeitigen Beruhigung ihren langfristigen Aufwärtstrend fortsetzen. Abgesehen von der kontinuierlichen Zunahme der Weltbevölkerung treibt vor allem die Nachfrage aus China und Indien die Notierungen.

Überdies sorgt die zunehmende Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen als Energieträger für steigende Preise, denn die dafür verwendeten Anbauflächen stehen für die Lebensmittelproduktion nicht mehr zur Verfügung.

Dieses Ungleichgewicht zwischen Nachfrage und Angebot wird weiter zunehmen. Ein langfristig die Kurse treibendes Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage gilt auch für Industriemetalle wie Aluminium und Kupfer, die in den kommenden Jahren vom anhaltenden Rohstoffhunger insbesondere der aufstrebenden Staaten profitieren werden.

Für längerfristig orientierte Anleger bieten daher die aktuellen Kursrückgänge bei Agrarrohstoffen und Industriemetallen attraktive Einstiegsniveaus.

Rohstoffinvestments unterscheiden sich allerdings grundlegend von einer Anlage in Aktien, die man sich ins Depot legt. Wer hat schon einen so großen Keller, um dort ein paar Tonnen Weizen zu lagern, und wohin mit der Tankerladung Rohöl?

Der physische Kauf von Rohstoffen ist daher, außer bei Edelmetallen wie Silber oder Gold, nicht praktikabel. Einfacher für Privatanleger ist die Anlage in Rohstoffaktien. Allerdings werden deren Kurse auch von der Entwicklung des Unternehmens beeinflusst - Anleger müssen also das Unternehmensrisiko mit einkalkulieren.

Die Alternative dazu wären Rohstoff-Aktienfonds. Hier übernehmen Anlagemanager die Aktienauswahl, doch auch damit kauft sich der Anleger das Unternehmensrisiko ein.

Geeigneter sind daher reinrassige Rohstoff-Fonds, die in der Regel über die Terminmärkte in unterschiedliche Commodity- (Rohstoff-) Indizes investieren und damit Privatanlegern ein unmittelbares Investment in Rohstoffe erlauben.

Der Haken an den Rohstoff-Fonds sind allerdings die Kosten. So verlangen die Fondsgesellschaften beim Kauf zwischen drei und sechs Prozent Ausgabeaufschlag. Hinzu kommen jährliche Verwaltungsgebühren von 1,0 bis 1,5 Prozent.

Günstiger geht es über die Börse. Für die dort gehandelten sogenannten Exchange Traded Funds (ETFs) fallen keine Ausgabeaufschläge an, sondern nur die normalen Ordergebühren der Börsen.

Eine weitere Möglichkeit für Privatanleger, in Rohstoffe zu investieren, sind die in Deutschland noch relativ jungen Exchange Traded Commodities oder ETCs. Der mit Abstand größte Emittent dieser Papiere ist die Londoner ETF Securities Limited.

Rechtlich sind ETCs mit Zertifikaten vergleichbar, denn sie stellen - im Gegensatz zu Fonds - kein Sondervermögen dar. Das bedeutet, wenn der Emittent eines ETCs pleitegeht, ist das Geld der Anleger nicht gesondert geschützt.

Gute Beimischung für das Depot

Der Vorteil der ETCs: Sie bieten Anlegern noch bessere Möglichkeiten, direkt in Rohstoffe zu investieren, denn neben ETCs, die sich auf breite Rohstoffindizes oder einen Korb unterschiedlicher Commodities beziehen, gibt es auch ETCs auf einzelne Rohstoffe.

Doch egal ob Rohstoff-Fonds, ETFs oder ETCs - Investments in Commodities sind längerfristig nicht nur aus Renditeaspekten interessant. Als Beimischung mindern sie auch das Gesamtrisiko eines Depots, weil sie sich in der Regel anders entwickeln als Aktien oder Anleihen.

Steigen die Rohstoffpreise, leiden darunter die Konjunktur, die Unternehmensgewinne und damit auch Aktien. Überdies lässt die Angst vor Inflation am Rentenmarkt die Zinsen steigen, was auch dort die Kurse drückt. Im Idealfall gleichen also Gewinne mit Rohstoffinvestments Verluste bei Aktien oder Zinspapieren aus.

Apropos Inflation: Auch dagegen bieten Rohstoffanlagen einen gewissen Schutz, denn in den meisten Fällen wird die allgemeine Teuerung von steigenden Rohstoffpreisen angeheizt.

© SZ vom 31.07.2008/jpm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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