Rohstoffe:Ölboom im Südatlantik

Die 3000 Bewohner der britischen Falkland-Inseln träumen von Milliarden Barrel Erdöl, die im Meeresuntergrund lagern sollen. Sie erhoffen sich einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Andreas Oldag

Nicht nur Fans des britischen Empire können sich freuen. Ölfunde in den britischen Überseegebieten der Falkland Inseln geben zu den kühnsten wirtschaftlichen Hoffnungen Anlass. Nachdem die schimmernde Navy der eisernen Lady Margaret Thatcher 1982 in den Südatlantik dampfte und die argentinischen Invasoren verjagte, war es still geworden um die einsamen Inseln.

Rohstoffe Ölboom im Südatlantik AP

Seit 1982 sind die Falkland-Inseln britisches Hoheitsgebiet.

(Foto: Foto: AP)

Bis zu 18 Milliarden Barrel aus

Doch nun könnte die Goldgräberstimmung Glücksritter und Ölbarone an die windumtosten Küsten locken. Explorationsteams schätzen, dass im Meeresuntergrund bis zu 18 Milliarden Barrel (1 Barrel = 159 Liter) Erdöl lagern. Zum Vergleich: In der Nordsee fördern die Briten derzeit noch etwa 1,5 Millionen Fass Öl pro Tag. 70 Prozent der Reserven sind bereits ausgebeutet. Nun richten sich die Blicke in die Ferne.

In der Victory-Bar in Port Stanley, der Hauptstadt der Falkland-Inseln, dreht sich das Gesprächsthema neuerdings ums Öl. Und seit kurzem trifft man dort nicht nur wettergegerbte Schafsfarmer und Fischer, sondern auch Ingenieure und Manager von Explorationsfirmen.

Auch wenn die Ausbeute schließlich nur bei einer Milliarde Barrel liegen wird, wäre dies für die Inseln mit ihren 3000 Einwohnern ein gewaltiger wirtschaftlicher Schub nach vorn, meint Sam Moody von der britischen Firma Rockhopper Exploration. Die Gesellschaft hat 2005 seismische Messungen im Küstenschelf des britischen Überseegebiets gestartet.

Südatlantik und Antarktis weitestgehend unerschlossen

Noch ist es nach Ansicht vieler Fachleute zu früh, von gesicherten Reserven zu sprechen. Doch die geologischen Tests geben zu Optimismus Anlass. Ohnehin ist der Südatlantik einschließlich der Antarktis eine der letzten großen, weitgehend unerschlossenen Regionen, in denen noch gewaltige Rohstoffvorräte lagern könnten.

Kein Wunder, dass die Staaten versuchen, ihre Claims abzustecken. So will Großbritannien Medienberichten zufolge Ansprüche auf ein riesiges Gebiet am Südpol geltend machen. Dabei geht es um ein Areal von mehr als einer Million Quadratkilometer. Als weitere Gebiete werden dabei ausdrücklich die Küsten um die Falkland Inseln genannt.

Die Briten berufen sich auf Artikel 76 der Uno-Seerechtskonvention, die den Begriff des Kontinentalschelfs definiert und in Sonderfällen einen Nutzungsbereich von bis zu 350 Seemeilen zulässt. Dies ist jedoch ein politisch heißes Eisen, weil Argentinien seine Hoheitsansprüche auf die im spanischen genannten Malvinas niemals aufgegeben hat.

Verhandlungen über die Hoheitsrechte

Die jüngsten Meldungen über Öl-Explorationen - gerade 300 Seemeilen vor der argentinischen Küste - haben die Politiker in Buenos Aires aufgeschreckt. Sie fordern Verhandlungen mit London über die Hoheitsrechte. Argentinischen Firmen ist es auf Geheiß aus Buenos Aires verboten, an Explorationsprojekten im Gebiet der Malvinas teilzunehmen.

Der schwelende Streit zwischen Großbritannien und Argentinien ist kein Einzelfall. Auch am Polarkreis hat der Wettlauf der Anrainerstaaten um die Rohstoffe im Meeresuntergrund begonnen. Es geht um Öl, Gas und Mineralien. Die USA, Norwegen, Russland, Kanada und Dänemark trafen sich im vergangenen Jahr zur so genannten Grönland-Konferenz. Dort versuchten die Regierungsvertreter, ihre Küstenzonen abzustecken. Einig war man sich allerdings nur darin, dass man sich nicht einig war. Nun soll eine Kommission der UNO entscheiden. Experten erwarten ein Votum nicht vor 2014.

Die politischen Sensibilitäten sind nur ein Problem, mit dem die Falkland-Bewohner - die meisten von ihnen sind schottischer und walisischer Abstammung - konfrontiert sind. Umweltschützer warnen davor, dass die Ausbeutung von Ölvorkommen eine einzigartige Population von schwarzgefiederten Albatrossen im Südatlantik gefährdet.

Kino auf der Wunschliste

In wirtschaftlicher Hinsicht könnte auch der drastische Verfall des Ölpreises die Investitionen hemmen, zumal Bohrungen im sturmgepeitschten Südatlantik sehr kostspielig sind. Nach Meinung von Ben Brewerton von der Firma Falkland Oil and Gas ist die Ölförderung aber schon bei einem Preis von 20 Dollar pro Barrel profitabel.

Zudem sind Ölbohrinseln derzeit deutlich billiger zu mieten als noch in der Zeit des Preisbooms 2007 bis Mitte 2008. Die Falkland-Bewohner haben jedenfalls schon eine lange Liste von Wünschen zusammengestellt, die sie sich durch den künftigen Ölboom erfüllen möchten. So sollen neue Straßen gebaut werden, ebenso wie ein größerer Hafen. Aber auch ein Kino steht ganz oben auf ihrer Liste.

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