Stattdessen muss er das machen, was alle seine Vorgänger und zuletzt Vorgängerinnen auch schon machen mussten: Finanzlöcher stopfen. Im kommenden Jahr wären es nach seiner Rechnung elf Milliarden Euro gewesen. Die Pharmaindustrie, Ärzte und Krankenhäuser müssen ein bisschen leiden, den Löwenanteil für das kommende Jahr berappen aber die Versicherten. Der pauschale Beitragssatz soll von 14,9 auf 15,5 Prozent steigen, der Anteil der Arbeitgeber aber ist bei 7,3 Prozent festgeschrieben.
Rösler nennt die kräftige Erhöhung etwas verklärend eine Rückführung des Beitragssatzes. Das meint er zeitlich. Vor 2009 habe der Beitragssatz schließlich auch schon bei 15,5 Prozent gelegen. Mit der gleichen Begründung könnte er auch eine Anhebung des Spitzensteuersatzes auf das Niveau von 1998 fordern. Damals lag er bei 53 Prozent. Da aber die FDP ja nur Steuer-, aber keine Beitragssatzerhöhungen ausgeschlossen hat, geht das natürlich nicht.
"Alternativlos" - aber suboptimal
Für Rösler ist seine Reform keine "Jahrhundertreform". Das Wort habe er "ganz bewusst" nicht in den Mund genommen. Das wäre auch eher schwer zu vermitteln. Es hagelt von allen Seiten Kritik. Egal wer gefragt wird, jeder hat etwas auszusetzen: Arbeitgeber, Gewerkschaften, Patientenvertreter, die Gesundheitswirtschaft.
Rösler ficht das nicht an: "Wenn man Kritik nicht aushalten würde, dann wäre das Amt des Bundesgesundheitsministers - ich würde mal sagen - suboptimal." Dass seine Reform suboptimal sein könnte, drauf kommt Rösler nicht. Für ihn ist sie "alternativlos", sagt er. Dabei gäbe es noch andere Möglichkeiten, mehr Geld ins System zu bringen, als über eine Beitragssatzerhöhung oder Kopfpauschalen.
Zum Beispiel, indem alle Einkommensarten zur Beitragsberechnung hinzugezogen werden. So fordert es zumindest einhellig die Opposition. Rösler schüttelt irritiert den Kopf: "Das wäre ja das Bürgerversicherungsmodell." Richtig, aber was Rösler jetzt durchaus zugeben könnte: Das wäre zumindest eine Alternative, von der er behauptet, dass es sie nicht gibt.