Reiche in Russland:Der scheue Oligarch

Russlands Oligarchen sind nach der Krise wieder da. Doch bekannte Namen wie der Fußball-Zar Roman Abramowitsch sind abgestürzt, andere liegen in der Reichen-Rangliste vorne. Alles, was Sie über Russlands Großverdiener wissen müssen. Ein Überblick in Bildern.

Johannes Aumüller und Oliver Bilger

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Reiche in Russland:Wladimir Lisin (24 Milliarden Dollar)

Stahlmagnat Lissin reichster Unternehmer Russlands

Quelle: picture alliance / dpa

Russlands Oligarchen sind nach der Krise wieder da. Doch Roman Abramowitsch ist abgestürzt, andere Namen liegen in der Reichen-Rangliste ganz vorne. Alles, was Sie über Russlands Großverdiener wissen müssen. Ein Überblick in Bildern.

Wurde reich mit: der berüchtigten Trans-World-Gruppe der noch berüchtigteren Brüder Lew und Michail Tschernoj, die in den neunziger Jahren der größte Stahl- und Aluminiumexporteur Russlands war. Hatte sich als Bauarbeiter und in Kohleminen seine ersten Rubel verdient sowie Metallurgie und Wirtschaftswissenschaften studiert - weshalb auf seinen Namen sogar einige Patente eingetragen sind.

Verdient sein Geld mit: dem Stahlwerk Nowolipezk, an dem er mittlerweile rund 85 Prozent hält. Gilt deswegen als einer der "Stahlbarone" des Landes. Verfolgt dabei einen eher konservativeren Ansatz, kauft zum Beispiel nur selten andere Unternehmen auf. Besitzt nebenbei noch Beteiligungen an Häfen und an Medien (Zeitung Gazeta, Radiosender Business FM).

Gibt sein Geld aus für: Tja, eine gute Frage. Rauschende Partys, Luxus-Yachten an der Côte d'Azur, teure Häuser in London - nichts bekannt von alledem. Vielleicht ist das ja auch der Grund für Platz eins in diesem Ranking?

Ist bekannt für: seine öffentliche Zurückhaltung und seinen Schieß-Spleen. Bekam mit zwölf Jahren seine erste Kleinkaliberwaffe, ist mittlerweile Präsident des Europäischen Schützenverbandes.

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Reiche in Russland:Alexej Mordaschow (18,5 Milliarden Dollar)

SeverStal - Alexej Mordaschow

Quelle: picture-alliance/ dpa

Wurde reich mit: illoyalem Verhalten. Fing nach dem Ingenieursstudium beim Staatsbetrieb Severstal an und kaufte während der Privatisierung den Arbeitern die Anteile ab. Sollte das auf Geheiß und zugunsten seines Generaldirektors und Förderers Jurij Lipuchin tun - tat es aber so, dass die Konzernmehrheit an ihn fiel.

Verdient sein Geld mit: dem Stahlkonzern Severstal, weshalb auch er als einer der "Stahlbarone" des Landes gilt. Hat den Ruf, einen der bestgeführten Konzerne des Landes aufgebaut zu haben. Hält 20 Prozent an Europas größtem Reisekonzern Tui.

Gibt sein Geld aus für: Tja, eine gute Frage. Rauschende Partys, Luxus-Yachten an der Cote d'Azur, teure Häuser in London - auch bei ihm nichts bekannt von alledem. Seine erste Frau speiste er im Scheidungsverfahren mit einer alten Wohnung und einem alten Auto ab. Vielleicht ist das ja auch der Grund für Platz zwei in diesem Ranking?

Ist bekannt für: seine öffentliche Zurückhaltung und seine Putin-Ergebenheit. Bei Gesprächen mit diesem sitze Mordaschow so schüchtern wie ein Kindergartenknabe in Erwartung seines Haferbreis, spottete einmal der Kommersant.

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Reiche in Russland:Michail Prochorow (18,0 Milliarden Dollar)

File photo of Russian businessman Mikhail Prokhorov at the women's 12.5 km mass start race at the IBU Biathlon World Championships in Khanty-Mansiysk

Quelle: REUTERS

Wurde reich mit: dem Verkauf nachgemachter Marken-Jeans und als Chef der MBES-Bank, die er schon im Alter von 24 Jahre führte. Gründete danach gemeinsam mit seinem damaligen Kumpel Wladimir Potanin die Onexim-Bank.

Verdient sein Geld mit: dem landesweit größten Goldhersteller Poljus Soloto und den übrigen Unternehmen seines Investmentfonds. Möchte ein neues Billigauto für den russischen Markt rausbringen. Sagt von sich, er sei ein "aggressiver Geschäftsmann".

Gibt sein Geld aus für: Immobilien, Uhren sowie Partys, Partys und Partys. Geriet deshalb vor vier Jahren nach einer Sause im französischen Courchevel in die Fänge der Polizei. Der Vorwurf: Zuhälterei. "Wenn wir Russen mal richtig feiern, heißt es gleich, es sei eine Orgie", sagte Prochorow, der schnell wieder frei kam.

Ist bekannt für: seine Sprüche ("Du bist kein Milliardär, wenn du noch sagen kannst, wie viel Geld du hast") und seine Sportverrücktheit. Betreibt extreme Disziplinen wie Kickboxen, Trampolinspringen und Heliskiing, besitzt den NBA-Klub New Jersey Nets, sponsert diverse russische Profivereine und führt den heimischen Biathlonverband.

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Reiche in Russland:Wladimir Potanin (17,8 Milliarden Dollar)

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Quelle: ANDREAS HEDDERGOTT

Wurde reich mit: der Erfindung des "Aktien-für-Kredite-Programms". Überzeugte Mitte der neunziger Jahre die Regierung davon, dass gewisse Banken dem Staat Geld liehen und dafür Aktienpakete der wichtigsten Industriebetriebe erhielten. Doch weil die Regierung die Kredite nicht zurückzahlte, fielen diese Industriebetriebe in die Hände von Oligarchen. Potanin sicherte sich so unter anderem ein großes Paket an Norilskij Nickel oder der Ölgesellschaft Sidanko. Arbeitete praktischerweise eine Zeitlang auch noch als stellvertretender Ministerpräsident.

Verdient sein Geld mit: der Holding Interros, die in jeder vorstellbaren Branche mitmischt.

Gibt sein Geld aus für: wohltätige Zwecke, sagt er. Seine Kinder bekämen jedenfalls nichts von seinen Milliarden, verkündete Potanin im vergangenen Jahr.

Ist bekannt für: sein schlechtes Image, an dem auch seine neue Wohltätigkeit nur wenig ändert. Ist in der Bevölkerung so verhasst wie kaum ein anderer Oligarch, trägt oft schwarz und spielt gerne Schach und Domino. Intimfeind des Mit-Oligarchen Oleg Deripaska, mit dem er eine jahrelange Dauerfehde um das Unternehmen Norilskij Nickel führt.

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Reiche in Russland:Alischer Usmanow (17,7 Milliarden Dollar)

RUSSIA-USMANOV-KOMMERSANT

Quelle: AFP

Wurde reich mit: dem Verkauf von Plastikttüten in der Endzeit der Sowjetunion, diversen Jobs in Privatbanken sowie seiner Funktion als Generaldirektor einer Gazprom-Tochter. Hatte zuvor sechs Jahre wegen Korruption und Erpressung im Gefängnis gesessen, der gebürtige Usbeke stellt sich als politischen Häftling dar.

Verdient sein Geld mit: großen Stahl- und Metallkonglomeraten, vor allem der Metalloinvest. Investiert zudem aber als Einziger der reichen Oligarchen auch in die Informationsbranche. Besitzt die große Mobilfunkkette Megafon, kaufte über mail.ru Anteile an Facebook und nimmt sich nun den Onlinespiele-Markt vor.

Gibt sein Geld aus für: Kunst und Fußball. Zahlte vor einigen Jahren gut 80 Millionen Euro für die Kunstsammlung des verstorbenen Cellisten Mstislaw Rostropowitsch sowie knapp 200 Millionen Euro für ein 23-Prozent-Paket des englischen Spitzenklubs Arsenal London.

Ist bekannt für: seine Beziehungen zum Kreml und seine Leidenschaft fürs Fechten, die schon in Kindertagen nach der Lektüre des Romans Die drei Musketiere aufgekommen sein soll. Wurde nacheinander Präsident des nationalen, des europäischen und des Weltverbandes.

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Reiche in Russland:Roman Abramowitsch (13,4 Milliarden Dollar)

Abramowitschs Freundin eröffnet in Moskau Kunstmuseum

Quelle: dpa

Wurde reich mit: einem Unternehmen, das Gummi-Enten und Fußbälle produzierte. Später stieg er ins Ölgeschäft ein, erwarb den Ölkonzern Sibneft, den er 2005 für knapp 13 Milliarden Dollar an Gazprom verkaufte - es war das größte Geschäft der russischen Wirtschaftsgeschichte.

Verdient sein Geld mit: der Investmentgesellschaft Millhouse Capital, über die er diverse Firmenbeteiligungen steuert.

Gibt sein Vermögen aus für: den englischen Fußballklub FC Chelsea, Privatjets, Immobilien in London und Hollywood, Yachten, darunter auch das längste Luxusboot der Welt. Außerdem unterstützt er die Moskauer Galerie seiner Freundin.

Ist bekannt für: so ziemlich all das, wofür er sein Geld ausgibt: Chelsea, Boote, Flugzeuge, Häuser - was Abramowitsch kauft, muss exklusiv und teuer sein. Die Boulevardpresse dankt es ihm. Besonders in seiner Wahlheimat Großbritannien ist er beliebter Gast in den Klatschspalten, egal ob es um Fußball oder um die Scheidung von seiner Ehefrau geht.

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Reiche in Russland:Wiktor Wekselberg (13,4 Milliarden Dollar)

Porträt - Viktor Wekselberg

Quelle: picture-alliance/ dpa

Wurde reich mit: Schrott. Ab 1988 verkaufte er Kupferschrott aus der Ölindustrie an deutsche Firmen und importierte gleichzeitig Computer in die Sowjetunion, die er mit einer eigenen Software ausstattete und teuer an staatliche Erdöl-Unternehmen verkaufte.

Verdient sein Geld mit: der Renova-Holding, die unter anderem Immobiliengeschäfte macht und in der Chemieindustrie, der Telekommunikation und dem Stromsektor aktiv ist. Wekselberg hält Anteile am russisch-britischen Ölunternehmen TNK-BP.

Gibt sein Vermögen aus für: Fabergé-Eier. Für geschätzte 100 Millionen Dollar ersteigerte er diese aus dem Besitz der Familie Forbes und brachte sie aus den USA nach Russland zurück. Anfang der zwanziger Jahre hatten die Bolschewiki die im Zarenauftrag gefertigten Kunstwerke ins Ausland verkauft.

Ist bekannt für: die Zukunft Russlands; die soll Wekselberg nämlich planen. Im vergangenen Jahr wurde er zum Chefkoordinator für Skolkowo, eine Art Silicon Valley in der Nähe von Moskau, ernannt. Es ist das Lieblingsprojekt des Präsidenten.

© sueddeutsche.de/aum/blg
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