Regulierung der Finanzmärkte:Von wegen sicherer

Die Europäische Union wollte die Zocker zähmen. Doch daraus wird wohl nichts: Die Reform der Finanzmärkte geht an den Wurzeln des Problems vorbei.

Cerstin Gammelin

Wer gehofft hatte, die Europäische Kommission wolle Spekulanten das Handwerk legen, weiß seit Mittwoch, dass dieser Gedanke ein Irrtum war.

Regulierung der Finanzmärkte: Die Europäische Union hat sich seither immer damit gebrüstet, bei der weltweiten Regulierung der Finanzmärkte voranzugehen. Ihre Vorschläge werden allerdings nur wenig ändern.

Die Europäische Union hat sich seither immer damit gebrüstet, bei der weltweiten Regulierung der Finanzmärkte voranzugehen. Ihre Vorschläge werden allerdings nur wenig ändern.

(Foto: ag.ap)

Die Vorschläge, die der zuständige Kommissar präsentiert hat, verdienen bestenfalls das Prädikat halbherzig.

Wetten auf fallende oder steigende Preise für Rohstoffe, Aktien oder Staatsanleihen sollen lediglich nicht mehr so riskant abgeschlossen werden dürfen wie heute, Finanzprodukte nicht mehr ganz so spekulativ gehandelt werden wie bisher. Das heißt nichts anderes, als dass die Brüsseler Behörde wohl die größten Auswüchse, nicht aber die Wurzeln des Übels beseitigen will.

Ob das ausreicht, um den Finanzmarkt sicherer zu machen, muss bezweifelt werden. Der gigantische außerbörsliche Handel mit Derivaten und Versicherungen auf Kreditausfälle hat zusammen mit den Leerverkäufen zentral dazu beigetragen, dass vor genau zwei Jahren die US-Investmentbank Lehman Brothers fiel. Das Desaster weitete sich zu einer globalen Krise aus, an deren Folgen alle Länder noch lange laborieren werden. Die Europäische Union hat sich seither immer damit gebrüstet, bei der weltweiten Regulierung der Finanzmärkte voranzugehen. Ihre Vorschläge werden allerdings nur wenig ändern.

Bedenklich ist auch, dass die Händler weitere zwei Jahre Zeit bekommen, ihre Geschäfte unkontrolliert zu betreiben. Erst irgendwann 2012 sollen die schärferen Regeln gelten. Außerdem müssen nationale Regierungen und EU-Parlamentarier den Vorschlägen noch zustimmen. Dass die Interessenvertreter der Branche in dieser Zeit auf eine Verwässerung der Regeln hinarbeiten werden, ist eine weitere bittere Wahrheit.

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