Regionalbörsen im Überlebenskampf:Gemeinsam stark

Im Kampf gegen den großen Konkurrenten in Frankfurt: Die Börse München und Hamburg kooperieren bei geschlossenen Fonds.

Hannah Wilhelm

Die Börse München steigt in den Zweitmarkt für geschlossene Fonds ein. Dagegen hat Zweitmarkt Plus - ein ähnliches Angebot der Börse Berlin - gerade erst Insolvenz angemeldet. Die Börse München baut allerdings keinen eigenen Bereich für den Handel auf, sondern beteiligt sie an der Handelsplattform Zweitmarkt.de, die die Hamburger Börse betreibt.

Regionalbörsen im Überlebenskampf: Die Frankfurter Börse als Kunstwerk - angestrahlt bei Nacht.

Die Frankfurter Börse als Kunstwerk - angestrahlt bei Nacht.

(Foto: Foto: ddp)

Das bestätigten beide Regionalbörsen der Süddeutschen Zeitung. In Hamburg ist der Handel mit gebrauchten geschlossenen Fondsanteilen seit fast zehn Jahren möglich, im ersten Halbjahr 2008 wurden dort etwa 61 Millionen Euro umgesetzt.

Geschlossene Fonds sind keine Wertpapiere, sondern langfristige Beteiligungen. Dem Anleger gehört ein Stück einer Immobilie, eines Flugzeugs oder einer Solaranlage. Eigentlich sind Anteile von solchen Beteiligungen an herkömmlichen Börsen nicht handelbar.

Anbieter wie Zweitmarkt.de und Zweitmarkt Plus versuchen aber, einen börsenähnlichen Handel herzustellen, indem die Plattformen als Makler auftreten und verkaufswilligen Anlegern einen Käufer für ihren Fondsanteil vermitteln. Über Zweitmarkt.de lassen sich etwa 3000 geschlossene Fonds kaufen und verkaufen.

Wettkampf mit Frankfurt

Das Zweitmarkt-Geschäft ist für die Hamburger Regionalbörse eine Möglichkeit, sich von dem unerreichbaren Konkurrenten, der Deutschen Börse in Frankfurt, zu unterscheiden. Der reine Aktienhandel findet mittlerweile jedoch zu 98 Prozent auf der dortigen elektronischen Handelsplattform Xetra statt. Deshalb müssen sich Regionalbörsen spezialisieren, um überleben zu können.

Der Handel mit geschlossenen Fondsanteilen ist in den vergangenen Jahren angestiegen, 2007 betrug das Handelsvolumen mehr als 600 Millionen Euro - damit ist es aber immer noch ein sehr kleines Segment. Trotzdem lockte es neben der Hamburger Börse weitere Interessenten an: Erst im April des vergangenen Jahres startete die Berliner Börse ihren Zweitmarkt Plus, der nun aber nach nur eineinhalb Jahren Insolvenz angemeldet hat. Im Juni 2006 war schon die Düsseldorfer Börse mit der Handelsplattform Gefox gescheitert.

Diese beiden gescheiterten Projekte könnten ein Grund für die Börse München sein, keinen eigenen Versuch zu wagen, sondern bei der bereits existierenden Plattform der Börse Hamburg einzusteigen. "Wir Börsen sollten nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten, um einen möglichst großen und liquiden Markt anbieten zu können", sagt Alex Gadeberg, Chef der Hamburger Zweitmarkt.de. Konkurrenten der Börsen-Zweitmärkte sind vor allem die Emittenten geschlossener Fonds, die mittlerweile auch selbst als Aufkäufer ihrer Fondsanteile auftreten.

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