Reform:Am Boden

Eine Neugestaltung der Grundsteuer könnte den Neubau ankurbeln und die Zersiedelung eindämmen. Das IW Köln und der Naturschutzbund fordern, Brachflächen deutlich höher zu besteuern als bisher.

Von Andreas Remien

Seit vielen Jahren ringt die Politik um die Reform der Grundsteuer, doch passiert ist weitgehend nichts. Die akute Wohnungsnot in vielen Städten könnte Schwung in die Debatte bringen. Denn neue Regeln könnten Anreize für die Bebauung von Brachflächen schaffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, die das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in dieser Woche vorgestellt hat.

Die Grundsteuer ist ein großer Brocken. Fast jeder bezahlt sie, Eigentümer von Immobilien und Grundstücken ebenso wie Mieter, da Vermieter den Posten als Betriebskosten umlegen können. Für die Kommunen ist sie eine wichtige Einnahmequelle. Weil die Steuer auf völlig veralteten Einheitswerten beruht, muss sie reformiert werden. In den vergangenen Jahren wurde über viele unterschiedliche Modelle gestritten. Das IW Köln schlägt nun vor, dass in Zukunft nur noch der Boden, nicht aber die Immobilie besteuert wird. Das hätte zur Folge, dass Eigentümer unbebauter Grundstücke nicht mehr begünstigt würden. Bisher zahlen sie viel weniger Steuern als Eigentümer von bebauten Grundstücken, da der Wert der Immobilie in die Berechnung einfließt. "Es gibt kaum Anreize, Brachflächen zu bebauen oder Baulücken zu schließen", sagt IW-Immobilienexperte Ralph Henger. Mit der Reform würden unbebaute Grundstücke deutlicher höher besteuert. Bewohner von Mehrfamilienhäusern würden dagegen entlastet. Auch der Naturschutzbund unterstützt dieses Modell. "Statt immerfort neue Baugebiete auszuweisen, müssen wir die vorhandenen Gebäude und innerörtlichen Bauflächen möglichst effizient nutzen", sagte Nabu-Präsident Olaf Tschimpke.

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