Product Placement:Die Lizenz zum Werben

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Vom Glamour des neuen James-Bond-Films Casino Royale wollen wieder viele Marken profitieren. Die Firmen investieren dafür Millionen.

Klaus Wieking

Wenn irgendwo auf der Welt ein neuer Bond-Film gedreht wurde, machte sich Wulf-Heinz Pflaumer aus Arnsberg auf den Weg. In die Karibik, in den Nahen, den ferneren Osten oder an sonst einen exotischen Ort, der gerade die Kulisse für die Bond-Action abgab. Stand Pflaumer Mister Bond Aug' in Aug' gegenüber, zückte der Gesellschafter der Umarex Firmengruppe seine Walther PPK.

Nicht ohne seine Walther PPK: Auch der neue Bond Daniel Craig. (Foto: Foto: dpa)

Anschließend fuhr der Waffenfabrikant in dem sicheren Gefühl nach Hause, nicht nur dem aktuellen Bond-Darsteller die legendäre Handfeuerwaffe persönlich überreicht zu haben, er konnte auch sicher sein, dass der Welt berühmtester Geheimagent seine Gegner immer mit dem neusten Walther-Modell aus Westfalen locht.

Das Beispiel zeigt: Die Idee, die Glamourwelt rund um den mordenden Smokingträger als Vehikel für andere Marken zu benutzen, ist keineswegs neu, auch wenn sich das Geschäft über vier Jahrzehnte mächtig entwickelt hat.

Markenhersteller stehen Schlange

Bei der 21. Bond-Produktion Casino Royale, die am 14. November in London Welt- und am 21. in Berlin Deutschland-Premiere feiert, stehen die Markenhersteller bei der Produktionsfirma EON für die Lizenz zum Werben Schlange: Ford, Swatch Group, Diageo, Sony-Ericsson, Carrera.

Sie alle wollen von der "Sexiness des Bond-Mythos" profitieren, wie Martin Bachmann, Chef des Verleihers Sony-Pictures, sagt, der in Deutschland mit rund 900 Filmkopien über fünf Millionen Bond-Fans in die Kinos locken will.

Dabei stand der neueste Bond-Film, dessen Romanvorlage aktuell vom Heyne-Verlag mit einer Neuauflage bedacht wird, unter keinem guten PR-Stern.

Craig - Daniel Craig, der neue Bond-Darsteller, trug bei seiner Präsentation auf einem Schnellboot wie ein Rentner auf dem Butterdampfer eine Schwimmweste. Außerdem soll er für sein Agentenauto eine Automatikschaltung verlangt haben. Fehlte nur noch, dass er ihn immer im Schatten parkt.

Schnell hatte Bond einen Gegner, der selbst Dr. No das Fürchten gelehrt hätte: Die englische Boulevardpresse verhöhnte den Darsteller als Memme. Erst als Filmausschnitte vorgeführt wurden, die zeigen, wie Craig/Bond den Kopf eines Gegner auf dem Toilettenrand zerschmettert, beruhigte sich die Meute wieder: Na also, geht doch!

Bei seiner robusten Berufsausübung zeigt dem Doppelnull-Agenten seit dem Film Goldeneye eine Omega-Uhr an, was die Stunde für seine Feinde geschlagen hat. Bei der jüngsten Produktion führt Bond mit der Seamaster Planet Ocean und der Seamaster Diver 300 M gleich zwei Modelle der Marke vor.

"Sophisticated Understatement mit absoluter Präzision", verbinde Bond mit Omega, lässt die Swatch Group wissen und legt für beide Seamasters limitierte Editionen auf, die sie mit Anzeigen und Kinospots bewirbt.

Ein ebenso treuer Begleiter im Dienste des Agenten seiner Majestät ist eine Marke, die wie keine zweite zum Bond-Kosmos des Schönen, Bombastischen, leicht Infantilen gehört: der seit langem in der Luxussparte von Ford geparkte Sportflitzer Aston Martin.

Neben dem schnellen Männerspielzeug schickt Ford in Casino Royale noch vor seiner Premiere in der realen Welt den Ford Mondeo ins Rennen. "Auf den Spuren einer Terrorzelle nutzt James Bond die Schrägheck-Limousine nach seiner Ankunft auf den Bahamas für den Transfer ins Hotel", vermeldet stolz eine elfseitige (!) Mitteilung des Autoherstellers.

Für die Nebenrolle wurde im Ford-Designstudio in Köln-Merkenich in Handarbeit ein mit einem "sportlichen Karosseriepaket" aufgetuntes Tonic-blaues Einzelmodell gefertigt. Anschließend wurde es unter Bond-würdiger Geheimhaltung in einem Spezialcontainer in die Karibik verschifft.

Film im Zentrum der PR-Kampagne

Auch bei der werbemäßigen Aufbereitung des Bond-Engagements ist Ford kein Aufwand zu hoch. Im Vorfeld der Premiere des 70-Millionen-Dollar-Streifens vergibt der Konzern 60.000 "Royale"-Freikarten an Probefahrer und legt 007-Editionen der Marken Fiesta und Focus auf.

Im Kofferraum finden die Fans einen "Monster-Case" mit allen 21 Filmen rund um den Geheimagenten. Das Ziel des millionenteuren Monster-Aufwands, der mit einer Kampagne begleitet wird (Ogilvy & Mather, Düsseldorf), ist prosaisch. Man wolle "Traffic für die Show-Rooms" der Händler erzeugen, so Sprecher Bernhard Schmitz.

Die zweite große Markenrolle im "Casino"-Film besetzt Sony-Ericsson - ein naheliegendes Engagement, schließlich bringt Sony-Pictures den Film in die Kinos. Bereits bei der Produktion "da Vinci Code", in dem mit Sony-Handys hantiert wurde, übten sich die Schwesterfirmen in der Platzierung bekannter Labels.

Mit Product-Placement hat dies laut Susanne Burgdorf, Sprecherin von Sony-Ericsson, nichts zu tun: "Der Einsatz der Geräte muss sich aus der Handlung ergeben."

Da auch James Bond mal telefonieren muss, tut er dies mit dem K8000i-Modell aus japanisch-schwedischer Produktion. Sein Girl Eva Green, die aktuell noch für Heineken wirbt, nimmt mit einem M600i vorlieb. Mit Anzeigen, PoS-Aktionen, Kino-Promotions (TAS, Essen) und einer mit Bond-Content bestückten Silber-Edition des K8000i stürzt sich der Hersteller in seinen Agenteneinsatz.

In diesem Marketing-Getöse ballert auch Umarex um sich. Die Waffenfabrik bringt eine Replika der Pistole P99 heraus, mit der Craig große Löcher in die Feinde der britischen Krone macht.

Tausende der (harmlosen) Nachbauten der 007-Wumme werden anlässlich des jeweils neuesten Bond-Werks verkauft. Alle paar Jahre wieder ein todsicheres Geschäft. Schließlich ist James Bond Serienkiller.

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