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Private Vorsorge:Ab wann sollte ich mich gegen Berufsunfähigkeit absichern?

Je früher, desto besser: Dieses Credo gilt für viele Versicherungen. Doch ab wann ist Berufsunfähigkeits-Schutz wirklich sinnvoll? Schon im Schulalter, sagen Experten.

Von Marina Engler

Ein Kind gegen Berufsunfähigkeit (kurz: BU) zu versichern, klingt zunächst absurd. Schließlich ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, schon zu Schulzeiten berufsunfähig zu werden. Außerdem gibt es noch gar kein Einkommen, dass abgesichert werden müsste. Und das Ganze kostet auch einige Jahre zusätzlich Geld. All das ist richtig. Trotzdem kann es Vorteile haben, sein Kind noch vor Ende der Schulzeit gegen BU abzusichern.

Vorteile einer BU-Versicherung für Schüler

Die meisten Jugendlichen bringen noch keine Risiken mit, die eine normale BU-Versicherung schnell sehr teuer machen (mehr zu den Kosten für den BU-Schutz in diesem Ratgeber-Text) oder sogar zu einer Ablehnung führen können (was zu tun ist, wenn der Antrag abgelehnt wird, lesen Sie hier). Sie sind weder in einem statistisch risikoreichen Alter noch haben sie einen potenziell gefährlichen Beruf oder gefürchtete Vorerkrankungen. "Gerade junge Leute haben daher beste Chancen auf einen guten und günstigen BU-Tarif", so die Erfahrung von Rita Reichard von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. "Sie sollten nach Möglichkeit schon mit Beginn des Studiums oder früher eine BU-Versicherung abschließen."

Das Schlimmste, was jungen Leuten als Risiko angelastet werden kann, ist für gewöhnlich eine Allergie oder ein gefährliches Hobby. Letzteres trifft meist Mädchen, die reiten. Um überhaupt einige potenzielle Krankheits- und Berufsrisiken finanziell abzudecken, rechnen die meisten Anbieter mit einer allgemeinen Risiko-Pauschale für Schüler-Versicherungen. Diese ist aber verkraftbar, wenn folgende Bedingungen in der Police erfüllt sind:

  • Absicherung gegen BU bis zum 67. Lebensjahr,
  • keine weiteren Gesundheits- oder Risikoprüfungen,
  • günstige Beiträge bis zum Ende, da diese nur im Rahmen der vereinbarten Beitrags- und Leistungsdynamik steigen (etwa zwei bis drei Prozent pro Jahr, um die Inflation auszugleichen),
  • Möglichkeit, den Schutz bei besonderen Ereignissen, wie Berufsbeginn, Heirat, Geburt der Kinder, höheres Gehalt u.ä. ohne erneute Prüfung zu verbessern (Nachversicherungsgarantie).

Fallstricke bei BU-Versicherungen für Schüler

Nicht alle Versicherer bieten "echte" BU-Versicherungen schon für Schüler an. Manche haben lediglich abgespeckte Policen für Kinder im Angebot, die bei Ausbildungs-, Studien- oder Berufsbeginn in einen BU-Schutz umgewandelt werden. Eine solche Variante ist aber nur empfehlenswert, wenn die Umwandlung ohne erneute Prüfung oder sonstige Bedingungen möglich ist. Ein Vertrag beispielsweise, der erlischt, wenn jemand in eine neue Lebensphase eintritt und das nicht innerhalb eines bestimmten Zeitraums meldet, sollte vermieden werden.

Idealerweise sollte die Schüler-Versicherung die gleichen Voraussetzungen für guten BU-Schutz erfüllen wie die Erwachsenen-Variante (welche Klauseln im Vertrag wichtig sind, lesen Sie hier). Kinder-Tarife, die man nicht nachversichern kann oder deren Risiko jährlich neu berechnet wird, ergeben keinen Sinn. Auch sollte in jedem Fall auf die "abstrakte Verweisung" verzichtet werden, damit es später nicht heißt: "Wenn Sie nicht mehr als Chirurg arbeiten können, dann setzen Sie sich doch an die Supermarktkasse. Das geht auch mit einer Hand."

Kein staatlicher Schutz für Azubis und Studenten

Versicherungsexperten aufseiten der Verbraucherschützer und der Berater sind sich einig: Eine gute Police ohne Ausschluss einer Krankheit lohnt sich für junge Leute auch finanziell. Zwar klingt der Beitrag von etwa 35 bis 60 Euro im Monat zunächst recht hoch. Auszubildende in vielen Handwerksberufen müssen sogar zwei- oder dreimal so viel zahlen - bei teils schlechteren Konditionen. Doch Schüler, Azubis, Studenten, Berufsanfänger und viele Selbstständige haben keinerlei staatlichen Schutz, falls sie nicht mehr arbeiten können. Die private Absicherung ist daher umso wichtiger (mehr dazu in diesem Ratgeber-Text).

Aus diesem Grunde ist es ratsam, einen Teil des Kindergeldes für den BU-Schutz zu verwenden, wenn man dieses nicht unbedingt zur Sicherung des Lebensunterhalts braucht. Für gewöhnlich zahlen sich die günstigen Konditionen schon nach zwei bis drei Jahren aus. Sollte das Kind später einen so risikoarmen Beruf ergreifen, dass es einen noch günstigeren Vertrag bekommt, kann es jederzeit wechseln. Doch in den meisten Fällen lohnt es sich, die Kinder-Konditionen zu behalten, da diese bis zur Rente gültig bleiben - egal, ob das Kind später Polizist oder Fallschirmspringer wird - dank der Formel: Einmal drin, immer drin.

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