Private Altersvorsorge:Selbst für eine sichere Rente sorgen

Über die Notwendigkeit privater Altersvorsorge sind sich inzwischen fast alle einig - bei den Konsequenzen aus diesem Wissen hapert's manchmal noch.

Matthias Autenrieth

Norbert Blüm ist eigentlich arm dran: Heute steht sein Name meist in erster Linie für die "Die Rente ist sicher"-Parole, und was aus der geworden ist, ist bekannt.

Private Altersvorsorge: Nur 41,9 Prozent der Deutschen legen monatlich Geld für ihren Ruhestand zurück.

Nur 41,9 Prozent der Deutschen legen monatlich Geld für ihren Ruhestand zurück.

(Foto: Foto: DDP)

Nachdem an ihr seitens der Politik lange festgehalten wurde, bedeutete die Rentenreform der Jahrtausendwende einen Paradigmenwechsel.

Denn da hieß es: Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung ist die gesetzliche Rente in der bisher als sicher geltenden Höhe nicht mehr finanzierbar, die Altersbezüge werden sinken.

Konkret reduzierte sich die bis dahin gültige Orientierungsgröße Nettorentenniveau von 70 auf 67 Prozent. Das Nettorentenniveau wurde bestimmt aus dem Verhältnis der verfügbaren Nettorente eines Durchschnittsverdieners nach 45 Beitragsjahren und dem durchschnittlichen Nettoverdienst aller Beschäftigten im Jahr der Rentenberechnung.

Gesetzliche Rente plus private Vorsorge

Die Rentenreform beeinträchtigte im übrigen nicht nur die Höhe des Nettorentenniveaus, sondern auch seinen Orientierungswert. Inzwischen wird mit dem Bruttorentenniveau gerechnet.

Um die Folgen der geringeren zukünftigen Rentenzahlungen etwas abzufedern, führte die damalige Regierung die staatlich geförderte private Altersvorsorge ein. Damit waren Riester-Rente und das große öffentliche Thema "Private Altersvorsorge" geboren.

Ein Einsehen ohne Konsequenzen

Bis dahin gab es zwar auch private Altersvorsorge, von Kapitallebensversicherungen einmal abgesehen interessierte sich die breite Maße der Bevölkerung aber lange eher wenig dafür. Das Vertrauen in die gesetzliche Rente war groß genug.

Inzwischen ist das Thema bei den meisten Menschen angekommen. Allerdings ziehen zum großen Leidwesen von Politikern, Verbraucherschützern und Vertretern der Versicherungs-, Banken- und Investmentbranchen noch immer zu wenige die nötigen Konsequenzen.

Lesen Sie weiter, welche staatlich geförderten Möglichkeiten auf Sie warten.

Selbst für eine sichere Rente sorgen

Eine aktuelle Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung im Auftrag der Fondsgesellschaft JP Morgan Asset Management ergab, dass nur 41,9 Prozent monatlich Geld für ihren Ruhestand zurücklegen. Die übrigen 58,1 Prozent nun aber als Ignoranten bei diesem wichtigen Thema abzustempeln, wäre so übereilt wie ungerechtfertigt.

28,6 Prozent der Befragten sei sich nämlich durchaus der Notwendigkeit der Vorsorge bewusst, könne dafür aber kein Geld erübrigen, so ein weiteres Studienergebnis.

Die eigene Vorsorge-Bilanz

Wie stark sich das im Alter rächen kann, zeigt nicht zuletzt ein Blick auf die Renteninformation, die alle gesetzlich Rentenversicherten regelmäßig von der Deutsche Rentenversicherung Bund zugeschickt bekommen. Darin finden sich unter anderem ein Überblick über die zu erwartende Höhe der künftigen Altersrente sowie deutliche Worte zum zusätzlichen Vorsorgebedarf.

Wie hoch der im Einzelfall ist, muss sich jeder individuell ausrechnen. Auf der einen Seite sollten hierzu die zu erwartenden Ausgaben stehen. Dabei liegen diese meist unter den aktuellen Ausgaben, da beispielsweise Kosten für Kinder in der Regel wegfallen.

Einkommenssteuer beeinflusst zunehmend die Rentenbezüge

Allerdings wollen viele im Alter auch verschiedenen Hobbys nachgehen, die dann finanziert werden müssen. Auf der anderen Seite der Vorsorge-Bilanz sollten sich die zu erwartenden Einnahmen aus gesetzlicher Rente und anderen Quellen wie Mieteinnahmen finden. Dabei dürfen Inflation und künftige Besteuerung nicht vergessen werden.

So unterliegt aktuell ein Anteil von 56 Prozent der Bezüge aus der gesetzlichen Rentenversicherung der Einkommenssteuer. Dieser Anteil erhöht sich in jährlichen Schritten, bis bei Renteneintritt im Jahr 2040 100 Prozent einkommenssteuerpflichtig sind.

Welche Altersvorsorge ist die richtige?

Auch wenn die Höhe der Rentenzahlung oft den Grundfreibetrag nicht oder kaum übersteigen dürfte, wird das Thema bei Erhalt zusätzlicher Zahlungen relevant. Ebenfalls wichtig ist das Thema der Besteuerung für alle, die den sogenannten Wohn- oder Immobilien-Riester zur Finanzierung einer Immobilie nutzen wollen.

Ist die als Versorgungslücke bekannt gewordene Differenz zwischen zu erwartenden Ausgaben und zu erwartenden Einnahmen ermittelt, sollte nach Möglichkeit an ihrer Deckung gearbeitet werden.

Erst prüfen - dann festlegen!

Dazu empfehlen Experten den allermeisten Berechtigten als ersten Schritt die Riester-Rente, also die staatlich geförderte private Altersvorsorge. Die zweite Variante der privaten Altersvorsorge mit staatlicher Unterstützung, die Rürup-Rente, eignet sich für bestimmte Menschen auch, hier muss aber genau der Einzelfall geprüft werden.

Lesen Sie weiter, welche Möglichkeiten private Institutionen bieten.

Selbst für eine sichere Rente sorgen

Da ein Riester-Vertrag oftmals nicht ausreichen wird, die Versorgungslücke zu schließen, raten Experten dazu, nach Möglichkeit noch zusätzlich privat vorzusorgen. Auf welche Art dies geschehen sollte, ist individuell unterschiedlich. Die Palette der Möglichkeiten reicht dabei von Sparplänen über Immobilienkauf bis hin zur privaten Rentenversicherung.

Die private Rentenversicherung

Obwohl man bei letzterer dem Namen nach eigentlich das ideale Produkt erwarten könnte, halten Experten sie zumindest für Jüngere nur wenig geeignet, da sie für diese letztlich zu teuer sei. Ursache hierfür ist die notwendige Kalkulation der Versicherungsanbieter.

Diese müssen davon ausgehen, dass nur jemand eine solche Versicherung abschließt, der davon ausgeht, recht alt zu werden und möglichst lange eine zusätzliche Rente zu bekommen. Daher kalkulieren die Versicherer mit einem sehr langen Auszahlungszeitraum. Dies reduziert dann aber automatisch die Höhe der gezahlten einzelnen Renten.

Die Lebensversicherung

Von Finanzfachleuten ebenfalls weniger geschätzt war auch die Kapitallebensversicherung. Auch hier wurden die Kosten, die der Versicherungsschutzanteil bedingte, als zu hoch angesehen.

Seit 2005, als die Auszahlungen neu abgeschlossener Verträge am Laufzeitende steuerpflichtig wurden, hat sich dieses Thema aber weitgehend von alleine erledigt - über den Abschluss einer Kapitallebensversicherung zur privaten Altersvorsorge wird kaum mehr jemand nachdenken.

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