Private Altersvorsorge:Gebühr frisst Zulage auf

Bei manchen Riester-Angeboten sind die Kosten so hoch, dass von der staatlichen Förderung nichts bleibt - Verbraucherschützer schlagen Alarm.

Thomas Öchsner

Sven Trabe, 43, wollte unbedingt etwas für seine Altersvorsorge tun. Der Angestellte einer Krankenkasse in Hamburg schloss deshalb - so wie inzwischen elf Millionen andere Bundesbürger - einen Riester-Vertrag ab. Die Zulagen des Staates und die Steuervorteile wollte er sich nicht entgegen lassen. Auch der Berater vom Finanzdienstleister BHW klang glaubwürdig. "Die Gebühren sind nicht hoch, und ich verdiene daran kaum etwas", versicherte ihm der Vertreter.

Private Altersvorsorge: Vorsicht: Bei manchen Riester-Angeboten sind die Kosten so hoch, dass von der staatlichen Förderung nichts bleibt.

Vorsicht: Bei manchen Riester-Angeboten sind die Kosten so hoch, dass von der staatlichen Förderung nichts bleibt.

(Foto: Foto: dpa)

Umso mehr staunte Trabe, als er erstmals eine Abrechnung der BHW Lebensversicherung in den Händen hielt: Daraus ging hervor, dass er zwar seine Grundzulage in Höhe von 76 Euro bekommen hat. Die aber wurde 2005 durch Abschluss-, Vertriebs- und Verwaltungskosten in Höhe von 111,17 Euro mehr als aufgefressen. Genau so schlecht sah es 2006 aus: Die 114 Euro Zulage vom Staat reichten nicht aus, um die verschiedenen Kosten in Höhe von 164,68 Euro zu decken. Und in den nächsten Jahren wird es damit so weitergehen. Trabe hält dies für "skandalös". Er schrieb deshalb Briefe an BHW und das Bundessozialministerium. Eine Antwort bekam er nicht. Nur die Verbraucherzentrale Hamburg reagierte - und veröffentlichte die Zahlen.

Teure Kombination

Trabe ist kein Einzelfall. Der 43-jährige Angestellte schloss eine fondsgebundene Riester-Police ab. Dabei handelt es sich weder um einen reinen Riester-Fondssparplan, noch um eine Riester-Versicherung, sondern um eine Kombination. Bei solchen Produkten fließt nur ein bestimmter Sparanteil zum Beispiel in einen Aktienfonds. Der Großteil des Geldes wird konservativ in festverzinslichen Wertpapieren angelegt, um die garantierte Mindestrente gewährleisten zu können.

Der Anleger hat damit einerseits die Sicherheit, kein Geld zu verlieren, und kann andererseits an der Börse spekulieren. Solche Fondspolicen sind nach Angaben der Stiftung Warentest jedoch teuer und "häufig mit zu schlechten Fonds kombiniert". Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, kann dies nur bestätigen: "Diese Riester-Variante wird besonders gern verkauft, weil sie für die Vermittler in Bezug auf die Provisionen wohl am lukrativsten ist."

Viele Posten bei den Kosten

Der Versicherer BHW-Leben, der inzwischen zum Talanx-Konzern gehört, hat nach eigenen Angaben bislang 25.000 solcher Riester-Fondspolicen unters Sparervolk gebracht. Andere Anbietern dürften noch erfolgreicher beim Verkauf dieser Policen gewesen sein. Auffällig sind bei dem Vertrag auch die Kostenpositionen: Während der Einzahlungszeit führt die Versicherung fünf verschiedene Kosten auf.

Lesen Sie im zweiten Teil, wie Verbraucher zu günstigen Konditionen fürs Alter vorsorgen können.

Gebühr frisst Zulage auf

Und wenn die Zusatzrente überwiesen wird, werden Sven Trabe 1,35 Prozent der Jahresrente sowie "zwei Euro pro Rentenfälligkeit" abgezogen. Hinzu kommen, wie es in dem Versicherungsschein heißt, Managementgebühren für den Fonds "BHW Europa", die der Kunde den Fondsinformationsblättern entnehmen könne. Diese Gebühren belaufen sich nach Angaben von Nauhauser auf 1,38 Prozent, die jährlich vom angesparten Fondsvermögen abgehen.

Für den Verbraucherschützer ist es offensichtlich, dass dahinter System steckt: "Die Versicherungsbranche redet viel von Kostentransparenz. In der Praxis ist BHW-Leben aber nicht der einzige Anbieter, der die Kosten so unübersichtlich aufschlüsselt, dass selbst Experten nicht nachvollziehen können, wie teuer der Vertrag wirklich ist." Nauhauser ruft deshalb Politiker auf, endlich einzugreifen: "Warum soll der Staat etwas fördern, was bei den Vorsorgesparern gar nicht ankommt?"

Obergrenze bei den Kosten gefordert

Auch Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg sagt: "Es kann nicht im Sinne der Erfinder sein, aus Steuermitteln die Versicherer zu unterstützen." Die Verbraucherschützer machen sich deshalb dafür stark, bei den Kosten eine Obergrenze einzuziehen und Anbieter von Riester-Produkten dazu zu zwingen, die Kosten auf einen Schlag offenzulegen.

Der Versicherer von Sven Trabe versteht die ganze Aufregung nicht. "Die Gebühren halten wir für marktüblich - mit unseren Kostensätzen befinden wir uns im Marktdurchschnitt", heißt es in einer Stellungnahme. Weiter wird darauf verwiesen, dass die Abschlusskosten nur in den ersten zehn Jahren anfallen. Außerdem seien die Verwaltungskosten bei Riester-Renten wegen des höheren Verwaltungsaufwands immer etwas höher als bei normalen Renten- und Lebensversicherungen.

Trotzdem rät Finanzexpertin Castelló, nur Riester-Verträge mit niedrigen Kosten abzuschließen. Sie zählt dazu Bank- und reine Fondssparpläne. Bei den klassischen Riester-Rentenversicherungen gehören nach Angaben der Stiftung Warentest Cosmos Direkt, HanseMerkur, Debeka, Asstel und HukCoburg zu den besten Anbietern. Der Hamburger Sven Trabe jedenfalls überlegt sich nun, ob er seinen Vertrag kündigt und zu einem günstigeren Anbieter wechselt.

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