Preisfalle Billigvorwahlen:Schutz mit Ansage

Die Anbieter von Billigvorwahlen müssen künftig vor jedem Telefongespräch den Preis nennen. Das soll unseriöse Firmen aus dem Markt drängen. Ganz aufhören dürfte der Missbrauch aber nicht.

Andreas Jalsovec

Die Billigvorwahl 01075 war unter Telefonnutzern lange Zeit ein guter Tipp. Anrufer, die diese Zahlen vor einer normalen Telefonnummer wählten, konnten damit selbst nachmittags günstige Festnetzgespräche führen. Die Kosten je Telefonat lagen dabei zum Teil unter einem Cent je Minute - und das fast zwei Jahre lang.

Im März dieses Jahres jedoch änderte der Betreiber der sogenannten Call-by-Call-Nummer, die 01075 Telecom, die Tarife. Wer sich bei dem Anbieter nicht per Mail registrieren ließ, zahlte für jeden Anruf pauschal 75 Cent. Viele Kunden bekamen von dem Wechsel aber gar nichts mit. Denn eine Preisansage vor den Gesprächen gibt es bei der 01075 nicht. Statt weniger Euros im Monat mussten sie daher zum Teil deutlich höhere Rechnungen zahlen.

Die 01075 war nicht die einzige Billigvorwahl, die im Frühjahr plötzlich teurer wurde. Auch bei anderen Anbietern gab es Preissprünge - etwa bei der 01070. Der Zeitpunkt dürfte kein Zufall gewesen sein. Kurze Zeit später sollte die geplante Preisansagepflicht für alle Call-by-Call-Anbieter in Kraft treten. Einige Betreiber, so mutmaßte das Internetportal Billig-Tarife.de, nutzten das wohl, um "vorher noch einmal ordentlich Kasse zu machen".

"Noch einmal ordentlich Kasse machen"

Die Gelegenheit dazu bot sich sogar länger als erwartet. Um den Firmen die Umstellung zu ermöglichen, gewährte das Bundesverfassungsgericht ihnen noch einmal einen Aufschub. Nun aber kommt die Pflicht zur Tarifansage: Vom 1. August an müssen Call-by-Call-Nutzer vor jedem Gespräch erfahren, was es kosten wird. Auch wenn der Tarif während des Gesprächs wechselt, muss es eine Ansage geben. Alternativ dazu können die Anbieter den einmal angesagten Preis über das gesamte Gespräch hinweg beibehalten. "Das dürfte das Modell sein, das die meisten Anbieter bevorzugen", meint Torsten Neuhetzki vom Branchendienst Teltarif.de. Es sei einfacher umzusetzen - sowohl in technischer Hinsicht als auch später bei der Abrechnung.

Die Neuerung trifft vor allem jene Anbieter, die bislang keine Tarifansage hatten. Das ist bei knapp der Hälfte der etwa 120 vergebenen Call-by-Call-Nummern der Fall. Unter ihnen gibt es immer wieder Firmen, die ihr Geld mit zweifelhaften Tarifmodellen verdienen. Sie locken Kunden zu bestimmten Zeiten mit Dumping-Preisen und erhöhen diese dann von einer Stunde oder einem Tag auf den nächsten, ohne dass die Nutzer es merken.

Oder sie machen Auslandsgespräche über Gebühr teuer - im Vertrauen darauf, dass Kunden die gewohnte Nummer auch da nutzen. Verboten ist das nicht. "Anbieter können die Tarife frei wählen", heißt es bei der Bundesnetzagentur, die den Markt beaufsichtigt.

"Die volle Preiskontrolle"

Die Tarifansagepflicht soll solchen Anbietern künftig das Wasser abgraben. "Der Kunde hat jetzt immer die volle Preiskontrolle", sagt Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Branchenverbandes VATM. Er rechnet damit, dass unseriöse Anbieter deshalb zum Teil vom Markt verschwinden werden - "und das ist auch gut so". Auch Torsten Neuhetzki glaubt, dass die Abzockversuche weniger werden. Ganz verschwinden dürften sie aber nicht: "Einige Anbieter könnten es weiterhin mit überteuerten Tarifen probieren."

Verbraucher sollten daher vor jedem Gespräch sehr genau auf die Tarifansage hören. Denn gerade bei Call-by-Call-Nummern, die man öfter nutzt, kann man trotz Ansage schnell in die Kostenfalle tappen. Wichtig sei, darauf zu achten, ob der Preis in Cent oder Euro angesagt wird, ob es zusätzliche Gebühren gibt und wie der Abrechnungstakt aussieht, heißt es bei Teltarif.de. So kann neben dem Minutenpreis ein zusätzliches, einmaliges Verbindungsentgelt anfallen. Ist der Preis höher als erwartet, sollten Verbraucher gleich auflegen. Zeit dafür haben sie: Kosten dürfen frühestens drei Sekunden nach der Tarifansage anfallen.

Kunden der 01075, die schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht haben, dürften künftig bei der Tarifansage in jedem Fall gut zuhören. All jene von ihnen, die sich weigerten, die höheren Rechnungen zu zahlen, schlagen sich nun mit einer Inkassofirma herum. Man habe die offenen Rechnungen an diese Firma abgetreten, heißt es bei der 01075 Telekom.

Die Tarifänderung sei im übrigen nicht außergewöhnlich, meint Geschäftsführer Florian Tauber. "Die Tarife werden regelmäßig den Marktbedürfnissen angepasst." Man habe durch den 75-Cent-Tarif auch "keine höheren Umsätze generiert". Nichtsdestotrotz bekämen Kunden, die sich beschwert hätten, eine Gutschrift. Man arbeite schließlich "grundsätzlich kundenorientiert".

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