Süddeutsche Zeitung

Deutsche Bank: Stefan Baron:Ackermanns PR-Rezept

Erstmals seit 17 Jahren und nach dem großen Finanzcrash darf sich mit Stefan Baron ein Bank-Sprecher "PR-Manager des Jahres" nennen. Nötig ist eine Erklärung - am besten von dessen Chef Josef Ackermann.

Harald Freiberger, Frankfurt

Josef Ackermann ist gewillt, eine humorvolle Rede zu halten, das macht er gleich am Anfang deutlich. Wenige Stunden zuvor hat Bundespräsident Horst Köhler überraschend seinen Rücktritt erklärt, und der Chef der Deutschen Bank spielt mit einem Witz darauf an: Manchmal habe er die Kritik an seinem Amt auch als unfair empfunden, sagt er sinngemäß.

Die Hauptperson am Montagabend in Rolandseck am Rhein aber ist diesmal nicht Ackermann, sondern Stefan Baron, sein Kommunikationschef. Der frühere Chefredakteur der Wirtschaftswoche ist genau drei Jahre im Amt, und in dieser kurzen Zeit hat er schon einiges geleistet.

So viel, dass es zur Auszeichnung "PR-Manager des Jahres" reicht, die der Fachverlag Rommerskirchen vergibt. Die Jury hat sich erstmals in 17 Jahren für einen Banker entschieden, und das mitten in der Finanzkrise. Das will etwas heißen, das muss erklärt werden, am besten von Barons Chef, Ackermann selbst.

Operation Imagewandel

Und so redet dieser im hallenden Mauergewölbe des Verlags vor der versammelten PR-Elite des Landes über ein Thema, das er sonst nie anspricht: sein eigenes Image. Ackermann nennt Baron "einen Glücksfall für die Bank".

Er zitiert eine Umfrage: Vor der Finanzkrise hätten den Deutsche-Bank-Chef 60 Prozent der Bevölkerung in einem negativen Licht gesehen, jetzt seien es noch 20 Prozent. Baron habe zu diesem Imagewandel "einen großen Beitrag geleistet".

Der gibt das Lob umgehend zurück. "Ein PR-Chef kann nur so gut sein wie sein Chef, und ich bin der Meinung, dass ich einen herausragenden Chef habe", sagt er. Es ist eine PR-Veranstaltung in des Wortes ureigenem Sinn, eine Veranstaltung, wie es sie in der Wirtschaft immer häufiger gibt.

So hat der frühere Siemens-Chef Heinrich von Pierer einmal eine öffentliche Hymne auf seinen Kommunikationschef Eberhard Posner dargebracht. Und die Fernsehmoderatorin Nina Ruge hielt die Festrede auf ihren Mann, den Manager Wolfgang Reitzle, als ihm der ADAC das Goldene Lenkrad verlieh; da blieb es gleich in der Familie.

So würde auch an diesem Abend alles harmonisch verlaufen, wenn nicht zwischen den Zeilen doch immer wieder anklingen würde, dass Ackermanns öffentliches Image noch nicht ganz lupenrein ist. Der Bankchef holte Baron, damit ihm ein PR-Gau wie das Victory-Zeichen im Mannesmann-Prozess oder die gleichzeitige Verkündung von Rekordgewinn und Massenentlassung nicht mehr passiert.

Ganz unfallfrei waren die letzten drei Jahre trotzdem nicht. Da gab es den Satz, er würde sich schämen, wenn er Staatshilfe in Anspruch nehmen müsste. Kanzlerin Angela Merkel fing in diesem Moment an, sich von Ackermann zu distanzieren. Sie traut ihm nicht mehr, zu sehr vertritt er ihr nur eigene Interessen.

"Lasst uns in aller Offenheit die Probleme ansprechen"

Seit kurzem streckt der Deutsche-Bank-Chef nun seine Fühler nach der Politik aus. In Rolandseck beklagt er, dass die "Käseglocke Berlin" und die Wirtschaftszentren in Frankfurt, Düsseldorf oder München zu viel übereinander und zu wenig miteinander reden, anders als es etwa in Paris oder London der Fall sei. Er appelliert an die Politik: "Lasst uns in aller Offenheit die Probleme ansprechen und Lösungen aufzeigen."

Das größte Problem ist derzeit Griechenland, und er hat es kürzlich in einer Fernsehtalkshow offen angesprochen, als er die Bonität des Landes anzweifelte. Sofort gab es wieder einen öffentlichen Aufschrei. Ackermann verteidigt sich, und er nimmt dabei eine Anleihe bei seinem verklärten Vor-Vorgänger Alfred Herrhausen: "Wir müssen sagen, was wir denken, und tun, was wir sagen. "Wenn man sage, alles sei bestens, belüge man "die kleinen Leute".

Ein Jurymitglied, das in den Abend einführte, hatte die Talkshow gesehen und beobachtet, dass die Kamera gerade auf Baron blendete, als Ackermann über Griechenland sprach. Der PR-Chef habe in dem Moment "mit versteinerter Miene zur Decke geblickt".

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Quelle:
SZ vom 02.06.2010/pak
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