Postbank-Übernahme:Post steigt bei Deutscher Bank ein

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Wende im Postbank-Deal: Die Post bekommt für ihre Anteile Aktien der Deutschen Bank. So wird der Staat indirekt Miteigentümer des Instituts.

C. Dohmen und M. Hesse

Die Deutsche Post steht nach Informationen der Süddeutschen Zeitung aus Finanzkreisen vor dem Einstieg bei der Deutschen Bank. Der Brief- und Logistikkonzern soll demnach bis zu zehn Prozent an dem größten deutschen Kreditinstitut erwerben. Gemessen am aktuellen Kurs wäre der Anteil etwa 1,4 Milliarden Euro wert. Im Gegenzug übernimmt die Bank schneller als bisher geplant den Mehrheitsanteil der Post von 62,3 Prozent an der Postbank, sagten am Dienstag mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen.

Die Deutsche Post übernimmt bis zu zehn Prozent der Anteile der Deutschen Bank. So wird der Bund indirekt Großaktionär von Deutschlands größter Privatbank. (Foto: Foto: AP)

Damit beteiligt sich indirekt der Bund, der 31 Prozent an der Post hält, an dem größten deutschen Kreditinstitut. Vergangene Woche hatte die Regierung sich mit 25 Prozent an der Commerzbank beteiligt, um so deren Übernahme der Dresdner Bank zu retten.

Zwar ist der im vergangenen September angekündigte Einstieg der Deutschen Bank bei der Postbank nach Einschätzung von Beobachtern nicht gefährdet. Doch Analysten rechnen auch bei der Deutschen Bank im vierten Quartal mit einem hohen Verlust, der an dem Kapital des Kreditinstitutes zehrt. Bankchef Josef Ackermann will vermeiden, wie die Commerzbank den Staat um Geld anzapfen zu müssen.

Beschleunigte Übernahme

Die neue Vereinbarung mit der Post bietet nun die Möglichkeit, die Übernahme der Postbank zu beschleunigen, und gleichzeitig das Kapital zu stärken. Die Verhandlungen sind so weit gediehen, dass sich der Aufsichtsrat der Deutschen Post damit am Mittwoch befasst. Schon in den nächsten Tagen könnte der neue Deal perfekt sein.

Auch die Post würde davon profitieren. Ursprünglich hätte die Deutsche Bank im ersten Quartal dieses Jahres zunächst 29,75 Prozent für 57,25 Euro je Aktie übernommen. Der Rest sollte in ein bis drei Jahren über eine Option billiger an die Deutsche gehen. Die Postbank notierte am Dienstag nur noch bei 13,80 Euro.

Jetzt soll der Deal so ablaufen: Die Deutsche Bank gibt neue Aktien aus, die Genehmigung ihrer Aktionäre dafür hat sie bereits. Die neuen Aktien gehen an die Post, die so Anteilseigner an der Deutschen Bank wird. Zugleich bekommt die Post den Verkaufspreis für ihr Postbank-Paket von der Deutschen Bank überwiesen. Die Aktien der Postbank werden dagegen erst im Sommer übertragen. Erst dann müsste die Deutsche Bank den freien Postbank-Aktionären ein Übernahmeangebot machen. Das ist wichtig, weil sie bis zu einem halben Jahr nach der ersten Offerte vom 12. September allen Aktionären mindestens 57,25 Euro bieten müsste, sobald sie die Schwelle von 30 Prozent an der Postbank überschreitet.

Kein Rücktrittsrecht für Ackermann

In Finanzkreisen heißt es, die Deutsche Bank habe sich auch wegen des schrumpfenden Eigenkapitals vor einiger Zeit mit der Bitte um Neuverhandlungen an die Post gewandt. Die Post willigte unter der Bedingung ein, dass sich ihre Situation nicht verschlechtere. Sie verdient bei dem geänderten Deal sogar ein wenig mehr Geld. Dem Vernehmen nach gestattet der geltende Vertrag der Deutschen Bank keinerlei Rücktrittsrecht. Anders als bei ähnlichen Transaktionen gibt es auch keine Klausel, derzufolge der Vertrag nichtig wäre, wenn sich die Ausgangslage total verändert.

Die beiden Konzerne wollten die neuen Verhandlungen nicht kommentieren. Eine Sprecherin der Post sagte lediglich: "Wir halten an dem Vertrag fest". Ein Sprecher der Deutschen Bank erklärte: "Wir halten an der Übernahme der ersten Tranche im ersten Quartal fest." Die nächste Aufsichtsratssitzung sei am 4. Februar, einen Tag vor der Bilanzpressekonferenz. In Finanzkreisen heißt es jedoch, die Deutsche Bank werde wegen der Spekulationen über hohe Verluste deutlich früher Eckdaten zum vierten Quartal herausgeben. Vielleicht präsentiert sie dann auch gleich die Lösung der dadurch entstehenden Kapitalprobleme.

© SZ vom 14.01.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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