Süddeutsche Zeitung

Post/Steueraffäre:Klaus Zumwinkel: Wir leben Werte vor!

Post intern: In der Mitarbeiterzeitung bringt der Konzern einen Artikel über einen Führungskongress - und die schönen Ideen des gerade zurückgetretenen Vorstandschef Klaus Zumwinkel. Der mutmaßliche Steuerflüchtling erklärt, Manager müssten Werte vorleben.

Paul Katzenberger

Ein schlechteres Timing hätte die Deutsche Post für die jüngste Ausgabe ihrer Mitarbeiterzeitung wohl kaum wählen können: Am Mittwoch der vergangenen Woche verteilte der Konzern die aktuelle Ausgabe seiner Premium Post bundesweit an Angestellte und Mitarbeiter in einer Auflage von 400.000 Exemplaren.

Aus Sicht des Unternehmens wäre es wohl besser gewesen, diese Nummer einzustampfen. Denn nur einen Tag später klingelten die Fahnder beim damaligen Vorstandschef Klaus Zumwinkel an der Haustür, um ihm in einer großangelegten Razzia ein kapitales Steuervergehen via Liechtenstein nachzuweisen.

In der jüngsten Ausgabe der Premium Post hatte Zumwinkel noch ein ganz anderes Bild von sich abgegeben: "Führungskräfte", erklärte der bis dahin als Gentleman des Gewerbes geltende Manager, "sind Vorbilder".

"Wahrer Schlüssel zum Erfolg"

Mit diesem Zitat betitelte die Zeitung einen Bericht über ein Treffen der Post-Topmanager, das Mitte Januar in Berlin stattgefunden hatte. Der inzwischen geächtete Zumwinkel referierte da noch über den "wahren Schlüssel zum Erfolg". Aus seiner Sicht sei dies der Führungsstil.

Eine Führungskraft, referierte Zumwinkel, sollte vier Herausforderungen meistern: Ergebnisse bringen, den Wechsel vorantreiben, Werte vorleben und Mitarbeiter fördern.

"Ein absoluter Witz" findet Anton Hirtreiter, der bei der Gewerkschaft Verdi für die Post zuständig ist. Vor allem wegen der beiden letztgenannten Führungsqualitäten fühlten sich die Mitarbeiter auf Grund der jüngsten Erkenntnisse über Zumwinkel "auf den Arm genommen".

Der Gewerkschafter mokiert sich über Leute wie Zumwinkel, die "selbst genug Geld haben, aber den Beamten ab Januar die 70 Euro Beamtenzulage streichen". Die Förderung von Mitarbeitern sehe anders aus, sagte der Verdi-Mann zu sueddeutsche.de.

Post gibt sich pragmatisch

Die Post gibt sich in der Angelegenheit pragmatisch: "Die Ausgabe wäre sicher nicht gedruckt worden, wenn die weiteren Ereignisse bereits bekannt gewesen wären", sagte ein Unternehmenssprecher zu sueddeutsche.de. Es könne inzwischen niemandem mehr vermittelt werden, wenn es da hieße, Führungskräfte sollten Werte vorleben.

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