Portrait:Heuschrecken, die sich Höllenhunde nennen

Chrysler-Käufer Cerberus ist eine der weltgrößten Investmentfirmen. Das Unternehmen verwaltet Vermögenswerte in Höhe von mehr als 20 Milliarden Dollar.

Die Cerberus Capital Management LP mit Sitz in New York hat Investments in mehr als 50 Unternehmen, die weltweit insgesamt mehr als 60 Milliarden Dollar umsetzen und mehr als 175.000 Mitarbeiter beschäftigen.

Cerberus ist in der Automobilbranche, in der Luft- und Raumfahrt, im Einzelhandel, bei Sportartikeln sowie im Papier-, Energie- und Baubereich tätig. Die Gesellschaft ist auch ein großer Immobilien- und Finanzdienstleistungs-Investor.

Cerberus übernimmt angeschlagene Firmen ganz oder teilweise und bringt sie durch harte Sanierungsmaßnahmen wieder auf Vordermann.

Auf Bernhard gesetzt

Cerberus-Firmenchef ist Stephen Feinberg, ein ehemaliger Wall- Street-Händler. Er hatte die Gesellschaft 1992 mit einem bescheidenen Startkapital von zehn Millionen Dollar gegründet.

Cerberus-Verwaltungsratsvorsitzender ist seit Oktober 2006 der ehemalige amerikanische Finanzminister John W. Snow. Cerberus ist nach dem sagenumwobenen dreiköpfigen Hund benannt, der die Höllentore bewacht.

Die Chrysler-Übernahme ist der absolute Höhepunkt der beeindruckenden Cerberus-Expansion. Dabei hatte sich Cerberus ganz gezielt Wolfgang Bernhard (46) als Berater eingekauft, den ehemaligen Manager von DaimlerChrysler und VW.

Bernhard kennt Chrysler aus seiner Zeit in der Chrysler-Zentrale in Auburn Hills an der Seite des heutigen DaimlerChrysler-Chefs Dieter Zetsche ganz genau. Er war an der ersten Chrysler-Sanierung maßgeblich beteiligt.

Genau so wichtig ist aber David W. Thursfield (61). Der Brite sollte den Ford-Konzern auf Vordermann bringen, war aber dann wegen Querelen mit den anderen Ford-Spitzenmanagern im Mai 2004 ausgeschieden und war sofort zu Cerberus gegangen. Dort hat er das Automobilgeschäft rasant ausgebaut.

Auch im Fluggeschäft tätig

Cerberus hatte gegen Ende vergangenen Jahres mit anderen Finanzinvestoren eine 51-prozentige Beteiligung an der riesigen Autofinanzierungs-Tochter GMAC von General Motors (GM) gekauft. GM erhält über einen Zeitraum von drei Jahren 14 Milliarden Dollar. Die Chrysler-Finanzsparte ist deshalb für Cerberus besonders attraktiv.

Cerberus ist auch im Bus-Markt aktiv und verfügt über mehrere Autoteilehersteller, darunter die deutsche Peguform.

Cerberus verhandelte gemeinsam mit anderen Finanzinvestoren lange mit Delphi über einen Kauf. Delphi ist der größte US-Zulieferer. Es handelt sich um die ehemalige GM-Autoteilesparte. Delphi befindet sich in einem Insolvenzverfahren. Der Kaufpreis sollte 3,4 Milliarden Dollar betragen. Cerberus will aber bei Delphi einen Rückzieher machen.

Cerberus verkauft gerade seine riesige Mietwagenfirma Vanguard Car Rental an den US-Branchenführer Enterprise Rent-A-Car für einen nicht genannten Preis. Vanguard kontrolliert die beiden großen amerikanischen Mietwagenfirmen National Car Rental und Alamo, die Cerberus vor einiger Zeit geschluckt hatte. Vanguard hat einen Umsatz von rund 2,9 Milliarden Dollar.

Cerberus ist unter anderem auch an der Mutter der Air Canada beteiligt. Der Finanzinvestor hatte von DaimlerChrysler 2005 die debis AirFinance gekauft, die größte europäische Flugzeug- Leasingfirma. Formica gehört ebenfalls dazu. Cerberus hatte auch die große US-Supermarktkette Albertson's geschluckt.

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