Pflegekosten:Zu wenig Geld für die letzten Jahre

Lesezeit: 2 min

Niemand ist davor gefeit, pflegebedürftig zu werden. Doch viele Menschen unterschätzen die Kosten für die Pflege - nur wenige sichern sich ab.

Thomas Öchsner

Es kann jeden treffen, selbst in jungen Jahren: Niemand ist davor gefeit, pflegebedürftig zu werden. Mehr als zwei Millionen Deutsche sind es schon - Tendenz weiter steigend. Aber kaum einer sorgt für diese mögliche Notlage zusätzlich privat vor.

Pflege ist teuer, doch vielen Menschen ist das nicht klar (Foto: Foto: ddp)

Gerade einmal 900.000 Bundesbürger haben für den Pflegefall eine Zusatzversicherung abgeschlossen. Dabei droht den meisten trotz gesetzlicher Pflegeversicherung eine erhebliche Finanzierungslücke, wenn sie ins Heim müssen oder zu Hause auf Hilfen angewiesen sind.

Das scheint allerdings vielen Menschen nicht bewusst zu sein. Umfragen zeigen, dass gerade jüngere Menschen die Kosten für die Pflege deutlich unterschätzen.

Ein vereinfachtes Rechenbeispiel: Ein Heimplatz für einen Schwerstpflegebedürftigen (Pflegestufe III), der rund um die Uhr zu betreuen ist, kostet nach Angaben des Verbands Deutscher Alten- und Behindertenhilfe (VDAB), dem Interessenverband der Pflegeheime, ungefähr 3000 Euro.

Erhebliche Finanzierungslücken

Von der Pflichtversicherung gibt es maximal 1432 Euro, den Rest muss der Patient auf jeden Fall selbst bezahlen. Bei einer gesetzlichen Durchschnittsrente für einen Mann von derzeit etwa 1000 Euro bleibt eine Differenz von monatlich knapp 600 Euro, sofern keine weiteren Rücklagen bestehen.

Im Durchschnitt ist ein Heimbewohner laut VDAB fünf bis acht Jahre pflegebedürftig, meist bis zum Tod des Patienten. Es kann also leicht eine Finanzierungslücke 50.000 Euro und mehr entstehen, vor allem bei Frauen, wegen der durchschnittlich geringeren Renten.

Wie also mit diesem Risiko umgehen? Es gibt drei Möglichkeiten. Erstens: Man tut ganz egoistisch gar nichts, weil im Notfall ja das Sozialamt die Kosten übernimmt. Das hat den Nachteil, dass der Staat sich das Geld von den Kindern zurückholen kann - die haften, zumindest begrenzt, für den Unterhalt der Eltern.

Zweitens: Wer genug Geld fürs Heim haben will, beginnt in jungen Jahren fleißig für den Ruhestand zu sparen. Im Alter sollte dann so viel Kapital zur Verfügung stehen, dass es auch für einen Heimaufenthalt reicht. Das Risiko dabei: Der Pflegefall tritt viel früher ein, das angesparte Geld reicht nicht.

Drittens: Auch der Abschluss einer Pflegezusatzversicherung ist möglich. Diese zahlt aber nur im Ernstfall. Wird der oder die Versicherte also nicht pflegebedürftig, "ist das Geld weg. Es gehört dann der Versicherung", sagt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Drei Versicherungs-Varianten

Hinzu kommt: Eine solche Police sollte möglichst im ersten Drittel des Berufslebens abgeschlossen werden, weil mit steigendem Eintrittsalter auch die Beiträge steigen. Doch dafür dürfte häufig das Geld nicht reichen, zumal eine private Haftpflichtversicherung, eine Berufsunfähigkeitspolice, die Absicherung der Familie und eine zusätzliche Altersvorsorge wichtiger sind.

"Erst wenn dies alles erledigt ist, sollte eine Pflegezusatzversicherung in Frage kommen", sagt Weidenbach. Drei Varianten sind dabei zu unterscheiden:

Die Pflegetagegeldversicherung. Sie kostet zum Beispiel für einen 43-jährigen Mann zwischen 20 und 40 Euro pro Monat. Der Patient bekommt dabei einen bestimmten Tagessatz ausgezahlt, zum Beispiel 60 Euro. Vorteil: Der Pflegebedürftige kann selbst entscheiden, was mit dem Geld passieren soll. Er könnte also auch eine Vertrauensperson bezahlen, die mit ihm spazieren geht.

Die Pflegekostenversicherung. Diese erstattet nur die nachgewiesenen Kosten, die nicht die gesetzliche Pflegeversicherung übernimmt. Eine 43-jährige Frau zahlt für eine solche Police etwa 30 bis 35 Euro im Monat.

Die Pflegerentenversicherung: Wird der Versicherte pflegebedürftig, gibt es eine frei verfügbare monatliche Rente. Verbraucherschützer wie Weidenbach raten von solchen Policen jedoch ab: "Das Produkt ist intransparent, weil der Kunde nie genau weiß, wie viel die Versicherung an Überschüssen erwirtschaftet hat und was für ihn herauskommt."

Grundsätzlich gilt: Bei den Angeboten gibt es große Unterschiede beim Preis, den Leistungen und den Bedingungen. Weidenbach empfiehlt deshalb, sich bei einer Verbraucherzentrale beraten zu lassen. Die Stiftung Warentest hilft bei der Suche nach einem günstigen Tarif (für 16 Euro im Internet: www.test.de).

© SZ vom 20.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: