Packungsgrößen-Schwindel:Gleicher Preis, weniger Inhalt

Immer mehr Markenprodukte kosten überall ähnlich viel, ob im normalen Supermarkt oder im Discounter. Das ist möglich, weil die Anbieter tricksen. Manchmal enthält dann eine größere Packung sogar weniger.

Andreas Jalsovec

Auf den ersten Blick sieht alles gleich aus - egal, ob der Kunde seine Haribo Goldbären beim Discounter in den Einkaufswagen legt oder im normalen Supermarkt: Sie kosten dasselbe, die Verpackung ist fast identisch. Doch wer die beiden Tüten in die Hand nimmt, merkt, dass in der einen um die Hälfte weniger drin ist. Das soll aber möglichst keinem auffallen - und zwar nicht nur bei den Gummibärchen aus Bonn.

Etliche Händler und Markenhersteller verwirren ihre Kunden damit, dass sie ihre Produkte in verschiedenen Märkten zwar zu gleichen oder ähnlichen Preisen und in nahezu identischer Verpackung anbieten. Die Füllmenge der Packung unterscheidet sich aber. Im Extremfall wird das Produkt dadurch um die Hälfte teurer.

Festgestellt hat das die Verbraucherzentrale Hamburg. Sie untersuchte 18 Markenprodukte bei zehn verschiedenen Händlern. Ob Gummibären, Diät-Cola, Mini-Käse oder Schokoriegel - überall tricksten die Hersteller mit den Inhalten (siehe Bildergalerie). Gelegentlich, wie bei den Kellog's Cornflakes, geht das so weit, dass die Packung mit der geringeren Menge einen Tick größer ist. Und nicht immer sind die Discounter billiger: Die Schokokugel Raffaelo etwa gibt es im normalen Supermarkt viel günstiger. Die kleine Packung ist aber auch hier von der großen kaum zu unterscheiden.

Für die Kunden sei es daher "megaschwierig, sich ein klares Bild von den Produktpreisen zu machen", meint Armin Valet von der Verbraucherzentrale. "Einzelhandel und Lebensmittelindustrie versuchen, die Preisunterschiede zwischen den Händlern zu kaschieren."

Warum das Versteckspiel? Ein Grund könnte sein, dass Discounter vermehrt Markenprodukte anbieten. Wären die Preisunterschiede dabei sofort erkennbar, würden die wenigsten Kunden das Produkt im normalen Supermarkt kaufen. Gut möglich daher, dass "Händler und Hersteller Hand in Hand arbeiten", meint Armin Valet - um den Preisunterschied nicht offensichtlich werden zu lassen. Bei Coca Cola weist man das "strikt zurück": Für die Preisgestaltung sei allein der Handel zuständig. Auch bei Haribo heißt es: Was letztlich im Supermarkt rauskomme, sei Sache des Handels. Wer daher auch immer den Zusatzgewinn bei den kleineren Packungen einheimst - "am Ende zahlt das stets der Verbraucher", meint Armin Valet.

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