Ökostrom:Vorsicht Mogelpackung

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Auch Anbieter von Ökostrom liefern Kernenergie. Darum: Wer ohne Atomstrom leben will, muss genau hinschauen. Die grünen Tarife im Überblick.

Charlotte Theile

Etwas mehr als zwei Millionen Haushalte in Deutschland beziehen Schätzungen zufolge bereits Ökostrom. Nach dem Unglück in Fukushima wollen nun aber immer mehr Deutsche auf Atomstrom verzichten. Doch nicht jeder der angeblichen grünen Tarife hält, was er verspricht.

Die günstigsten Ökostromanbieter (Foto: sueddeutsche.de, S. Kaiser)

Die Verbraucherzentrale Bremen warnt daher, dass viele Ökostrom-Angebote mit klingenden Namen wie "100 Prozent Erneuerbare" doch einige Prozent umetikettierten Kohle- oder Atomstrom enthalten. Die sogenannten RECS-Zertifikate ermöglichen es den Betreibern, Strommengen aus fossilen und nuklearen Quellen gegen die gleiche Menge an umweltfreundlich erzeugtem Strom einzutauschen. Auf diese Weise bleiben die Strommengen dieselben, was bedeutet, dass eben nicht weniger Atomstrom verbraucht wird.

Rechtlich nicht geschützt

Bisher haben die Verbraucher keine Möglichkeit, sich gegen diesen Etikettenschwindel zu wehren, denn der Begriff "Ökostrom" ist rechtlich nicht geschützt. Wer mit seinem Stromtarif wirklich Einfluss auf die Stromerzeugung nehmen will, sollte daher beim Wechsel genau hinschauen. Deutschlandweit gibt es nur vier Anbieter, die von Verbraucherschutz und Institutionen wie der Umweltbank, einem Kreditunternehmen mit ökologischem Schwerpunkt, empfohlen werden.

Naturstrom, Greenpeace Energy, LichtBlick und die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) sind unabhängige Ökostromunternehmen, die in den Ausbau von erneuerbaren Energien investieren und keinen Strom aus Kohle- oder Atomkraftwerken verwenden. Zudem findet bei diesen vier Anbietern kein Handel mit Strom aus den umstrittenen Energiequellen statt. Seit etwa 12 Jahren sind die vier Firmen auf dem Markt. Sie entspringen Umweltverbänden und Bürgerinitiativen, die der Macht der Atom-Konzerne etwas entgegensetzen wollten. Inzwischen beliefern sie über 800.000 Kunden in Deutschland.

Darüber hinaus bieten regionale Stromversorger Tarife an, die zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energien bestehen. Das Online-Vergleichsportal Check24 hat für die 25 größten deutschen Städte den jeweils günstigsten Ökostromtarif aufgelistet. Hier garantieren die Anbieter, dass man durch den Wechsel tatsächlich zum Ausbau regenerativer Energien beiträgt. Besonders gut für die Verbraucher: Wer von der Grundversorgung zu einem Öko-Anbieter wechselt, spart bis zu 198 Euro im Jahr.

Ein Großteil der Deutschen hat sein Stromunternehmen noch nicht gewechselt und bezieht nach wie vor die verhältnismäßig teure Grundversorgung, auf die sich die Ersparnis in der Tabelle bezieht. Obwohl die Ökostromtarife einen Aufpreis für die Förderung umweltfreundlicher Energiequellen verlangen müssen, sind sie immer noch billiger als das Nicht-Wechseln.

Die Ersparnis variiert von Stadt zu Stadt. Im Durchschnitt sind nach den Berechnungen von Check24 bis zu 130 Euro weniger im Jahr möglich. Wer nicht in einer der hier angegebenen Städte wohnt, ist mit den vier unabhängigen, bundesweit verfügbaren Versorgern Naturstrom, LichtBlick, Greenpeace Energy und EWS auf jeden Fall auf der sicheren, sprich Atom- und Kohlestrom freien Seite.

© SZ vom 31.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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