Ökostrom:Kein Lichtblick

Auch für den Ökostrom-Anbieter Lichtblick gilt: Wer 100 Prozent Ökostrom verspricht, muss auch 100 Prozent liefern. Und nicht weniger.

Michael Bauchmüller

Wenn man es gut mit der Hamburger Öko-Firma Lichtblick meint, dann war sie einfach nur unfassbar dumm. Hatte sie in Spitzenzeiten nicht so viel Ökostrom, wie sie ihren Kunden zugesagt hatte, deckte sie sich an der Leipziger Strombörse EEX mit konventionellem Strom ein. Es mögen nur geringe Mengen gewesen sein. Aber sie passen schlecht zu dem Versprechen von 100 Prozent Ökostrom. Dass die Hamburger ihren Not-Strom an der Börse inkognito einkauften, macht die Sache noch schlimmer. Auch Lichtblick gehört zu jenen Unternehmen, die gern über mangelnde Transparenz am Strommarkt klagen.

Der Vorgang an sich ist nicht dramatisch. Kein Stromanbieter kann exakt vorausplanen, wie viel Strom seine Kunden zu welcher Tageszeit abnehmen. Alle müssen fehlende Mengen kurzfristig ausgleichen. Aber es gibt eben Möglichkeiten, dies mit umweltfreundlichem Strom zu tun. Und es gäbe auch Möglichkeiten, in der Werbung auf den Mini-Anteil konventionellen Stroms hinzuweisen.

Stattdessen schwiegen die Hamburger und riskierten so ein Imageproblem für die ganze Branche. Wie Biobauern leben eben auch Ökostromer vor allem von ihrer Glaubwürdigkeit, ihre Kunden verstehen da wenig Spaß. Das ändert nichts daran, dass Lichtblick zu jenen innovativen Anbietern zählt, die mit einiger Ausdauer die saubere Energie erst marktfähig machten. Aber nach dem Vorfall ist sicher: Ökostrom braucht klare, transparente Regeln. Ausnahmslos.

© SZ vom 12.06.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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