Ökologisch bauen:Babylonische Bauverwirrung

In Zeiten explodierender Energiepreise und des Klimawandels möchten viele Bauherren gern ein ökologisches Haus. Doch was ist das genau?

So ein Haus soll durch geringen Verbrauch fossiler Energien das Klima schützen - und damit natürlich auch den eigenen Geldbeutel schonen.

Ökologisch bauen: Öko- oder Energiesparhaus: Diese Begriffe können beim Bauen zusammengehen, müssen aber nicht.

Öko- oder Energiesparhaus: Diese Begriffe können beim Bauen zusammengehen, müssen aber nicht.

(Foto: Foto: Schierenbeck/dpa/tmn)

Gesetzt wird außerdem auf gesunde, natürliche Baumaterialien, die beispielsweise Allergikern keine Probleme bereiten sollen.

Doch für die Zukunft zu bauen und zu planen, ist nicht einfach. Denn der Bauwillige sieht sich konfrontiert mit einem undurchsichtigen Begriffsdschungel.

Bei der Planung von Häusern wird der Nichtfachmann mit gängigen Begriffe wie "nachhaltig bauen", "ökologisch bauen" und "energieeffizient bauen" konfrontiert.

"Nachhaltig bauen bedeutet, dass beim Hausbau immer die Belastung der Umwelt und der Gesundheit in jeder Lebensphase des Bauwerks von der Errichtung über die Nutzung bis zum Abriss betrachtet werden muss", erklärt Thomas Lutzkendorf, Professor für Ökologie und Ökonomie des Bauwesens an der Universität Karlsruhe.

Ökologisches und energieeffizientes Bauen sind Unterpunkte

Es müsse unter anderem berechnet werden, wie viel Energie zur Herstellung der Baumaterialien, zum Unterhalt des Hauses und für seinen Abriss benötigt wird. Auch die Gesundheits- und Umweltverträglichkeit des Gebäudes gilt es zu ermitteln. Ein Laie sei damit allerdings überfordert.

Ökologisches und energieeffizientes Bauen sind Unterpunkte nachhaltigen Bauens, wie Lutzkendorf erläutert. "Nach den gesetzlichen Bestimmungen der geltenden Energieeinsparverordnung müssen heute alle Häuser Niedrigenergiehäuser sein", sagt Jens Knissel vom Institut Wohnen und Umwelt in Darmstadt. Es gibt jedoch bereits wesentlich weiter entwickelte Haustypen.

Orientieren kann sich ein energiebewusster Planer an Begriffen wie KfW-40-Haus und KfW-60-Haus oder auch dem Passivhaus.

Bei einem Energiesparhaus muss es sich aber nicht automatisch um einen nach ökologischen Prinzipien erstellten Neubau handeln. Denn Bauen nach dem Motto "Hauptsache gut gedämmt" führt zwar zu einer Verringerung des Energieverbrauchs. Oft ist es aber mit der Verwendung unökologischer und sogar gesundheitlich bedenklicher Produkte mit schlechter Energiebilanz verbunden, sagt Thomas Drexel, Architekt und Fachbuch-Autor aus Augsburg.

Babylonische Bauverwirrung

"Ökologisch orientiertes Bauen ist kein feststehendes Konzept, das auf jedes Bauvorhaben in gleicher Weise angewandt werden kann", betont Lutzkendorf.

Denn um ein ökologisches Konzept zu verwirklichen, könne der Bauherr nicht einfach in eine Baukiste mit beliebigen Komponenten wie Gründach, Lehmputz, Solaranlage und ähnlichem greifen. Jeder Bauherr müsse sein Ökohaus mit seinem Architekten selbst entwickeln und dabei Prioritäten setzen. Erbaut werden könnten sogenannte Ökohäuser grundsätzlich in jeder Bauweise.

Holz oder Lehm

Thomas Drexel sieht das anders. In der Regel falle beim ökologischen Neubau die Entscheidung für die Holzbauweise. Denn diese habe im Vergleich zu anderen Bauweisen eine deutlich bessere Öko- und Energiebilanz, wenn die Gebäudehülle mit nachwachsenden Rohstoffen gedämmt wird.

Ebenfalls empfehlenswert seien ganz oder teilweise in Lehmbauweise errichtete Häuser. Vor allem, wenn gebrauchte Tonziegel verwendet werden, sei auch die Ziegelmassiv-Bauweise ökologisch unbedenklich. Ansonsten könne ein teilweiser Massivbau aus statischen Gründen sinnvoll sein.

Ökohäuser müssen nicht viel teurer als konventionelle sein. "Zu Beginn des Projektes sollte der Bauherr mit einem Planer sein Budget festlegen und dann mit ihm die notwendigen Komponenten besprechen", rät Lutzkendorf. Investiert werden sollte lieber in Bausubstanz, da diese später nicht mehr zu ändern sei. Gespart werden könne an übertriebener zusätzlicher Ausstattung zugunsten vom Klima, Umwelt und Gesundheit.

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Der Trend geht zum Passivhaus

Seit Beginn der 90er Jahre werden Niedrigenergiehäuser in Deutschland gebaut.

Diese sind nach Angaben des Instituts Wohnen und Umwelt in Darmstadt sparsamer als die gesetzlichen Anforderungen es verlangen: Der jährliche Heizölverbrauch liegt nur noch zwischen zwei und sieben Litern pro Quadratmeter.

Noch weiter geht der Passivhausstandard mit Werten unter zwei Litern pro Quadratmeter. Dieser Standard ist schon in mehreren Tausend Wohneinheiten realisiert worden. Aus Sicht von Klimaschutz und Ressourcenschonung sollten mittelfristig alle Neubauten Passivhaus-Standard erreichen.

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