NordLB:Aktienaffäre kostet Vorstand den Job

Jürgen Kösters verlässt den Vorstand der NordLB. Der Aufsichtsrat wies die Schuld an der Aktienaffäre "einzelnen Führungskräften" zu, die ihre Kompetenzen überschritten hätten.

Die Aktienaffäre bei der Nord/LB hat nun auch ein Vorstandsmitglied den Job gekostet. Der zuständige Vorstand Jürgen Kösters habe den Aufsichtsrat gebeten, von seinen Pflichten mit Wirkung zum 31. März entbunden zu werden, teilte die Bank am Mittwoch in Hannover mit.

NordLB: NordLB-Vorstand Jürgen Kösters 2002 mit Bulle und Bär vor der niedersächsischen Börse.

NordLB-Vorstand Jürgen Kösters 2002 mit Bulle und Bär vor der niedersächsischen Börse.

(Foto: Foto: dpa)

Der Aufsichtsrat habe in seiner Sitzung festgestellt, dass die Affäre aus "Fehlverhalten einzelner Mitarbeiter und Führungskräfte" resultiere, die gegen "interne Regeln verstoßen und ihre Kompetenzen überschritten hatten". Zwei Aktienhändler und ein Generalbevollmächtigter waren bereits entlassen worden. Die Bank kündigte an, ihre Kontrollmechanismen zu verschärfen.

Neue Verluste von 50 Millionen möglich

Die Händler hatten im Auftrag eines Kunden - in Finanzkreisen wird die Investmentfirma Vatas genannt - große Aktienpakete verschiedener Unternehmen zum Kaufpreis von insgesamt 234 Millionen Euro erworben, die der Kunde dann jedoch nicht abnahm. Die Bank blieb auf den Aktien sitzen, die inzwischen stark an Wert verloren.

Sie ist nun Großaktionär des Handyzulieferers Balda (15,5 Prozent), des Klinikbetreibers Curanum (13,1 Prozent), des Systemhauses Euromicron (20,2 Prozent) sowie der US-Firma RemoteMDX (23,6 Prozent). Nach den Turbulenzen an den Finanzmärkten seien bereits 2007 Rückstellungen in Höhe von 82,5 Millionen Euro gebildet worden.

Für das laufende Jahr kalkuliert die Nord/LB mit weiteren möglichen Bewertungsverlusten in Höhe von 50,4 Millionen Euro. "Die Bank hat jedoch keinerlei Verkaufsdruck, sondern wird die weitere Entwicklung an den Aktienmärkten beobachten", teilte die Nord/LB mit.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) kündigte an, die Vorgänge in einer Sonderprüfung unter die Lupe nehmen zu wollen. Die Nord/LB sicherte am Mittwoch ihre volle Unterstützung zu und kündigte zusätzlich an, die Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers einzuschalten.

Die Bank geht weiter davon aus, den Kunden noch in die Pflicht nehmen zu können. An diesem Donnerstag will sich der Landtagsfinanz-Ausschuss über die Vorkommnisse unterrichten lassen. Die SPD-Fraktion forderte eine umfassende Aufklärung - auch über die Rolle des Nord/LB- Aufsichtsratschefs, Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring (CDU).

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