Neubau:Vom richtigen Zeitpunkt

Guter Zeitpunkt für den Bau

Geschafft, das Haus steht. Bis dahin ist es oft ein langer Weg. Kredite, Genehmigungen, Handwerker, all das muss geplant sein.

(Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Etwa ein Jahr dauert es, bis ein Einfamilienhaus fertig ist. Am besten wäre es, im Frühling oder im Herbst mit den Bauarbeiten zu beginnen, denn der Winter birgt einige Risiken.

Es ist jedes Jahr zu beobachten: Kaum steigt die Sonne höher, schießen die Baustellen wie Pilze aus der Erde. "Das Frühjahr ist die beliebteste Jahreszeit, um mit dem Neubau zu beginnen oder das Haus zu modernisieren", sagt Arno Metzler, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Beratender Ingenieure (VBI) in Berlin. Aber: Wer jetzt baut, muss damit rechnen, dass wegen der großen Nachfrage das Fachpersonal knapp wird. "Das kann den Bau verteuern." Denn die Firmen sind gut ausgelastet, müssen Überstunden leisten und reichen die Zusatzkosten an die Auftraggeber weiter.

Aus technischer Sicht ist es aber keine schlechte Idee, im Frühjahr zu bauen. Denn die Chancen stehen gut, dass der Rohbau im Sommer steht. Dann kann im Herbst mit dem Ausbau angefangen werden, so dass die Gebäudehülle mit allen Fenstern und Türen vor dem Winter dicht ist. "Das ist ein guter Zeitplan, wenn alles reibungslos läuft", findet auch Andreas May vom Bauherren-Schutzbund in Berlin. Seiner Erfahrung nach braucht es durchschnittlich neun Monate vom ersten Spatenstich bis zum fertigen Haus. "Gibt man dann noch einen Puffer für die Beseitigung von eventuellen Mängeln dazu, ist man bei einem Jahr Gesamtbauzeit."

"Bei warmem Wetter muss der Beton besonders nachbehandelt werden."

Wer erst im Sommer anfängt, muss sich beeilen, dass er die Gebäudehülle vor dem Winter dicht bekommt. "Eile ist aber meist ein schlechter Ratgeber", findet Alexander Lyssoudis von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau in München. Denn sie kann zu Qualitätseinbußen führen. "Es ist zum Beispiel ganz wichtig, die notwendigen Trockenphasen einzuhalten. Und das braucht nun einmal seine Zeit." Wird zum Beispiel der Bodenbelag auf einen Estrich verlegt, der nicht vollkommen trocken ist, hält er nicht. Außerdem kann sich im Gebäude später Schimmel bilden.

Und auch Witterungsbedingungen haben Einfluss auf das Baugeschehen. Trockenheit und Hitze können zu Problemen auf dem Bau führen. "Bei warmem Wetter muss der Beton besonders nachbehandelt werden", erklärt May. Das Gemisch von Zement und Sand trocknet sehr schnell aus. Deshalb muss es mit Plastikfolie abdeckt oder permanent feucht gehalten werden - ein zusätzlicher Aufwand. Am besten für den Beton sind Temperaturen bis 16 Grad und feuchte Luft.

Ein Baustart im Winter ist zwar möglich, aber riskant und aufwendig

"Im Prinzip ist der Herbst die beste Jahreszeit", erklärt May. Werden Rohbau und Dach vor dem Winter fertig, kann das Gebäude dem Frost gut standhalten. Es muss auch nicht extra abgedichtet werden. Im Gegenteil: Die kalte Luft tut dem Gebäude gut. Sie trocknet es aus, so dass im Frühjahr die Arbeiten weitergehen können. Allerdings sei es heute kaum mehr üblich, wie früher eine Winterruhe auf dem Bau einzuhalten. Für die Qualität des Hauses wäre das aber wichtig. "Trocknet der Rohbau nicht richtig aus, drohen Schimmel- und Algenbefall", betont Experte Lyssoudis. "Wer es nicht zulässt, dass die Natur im Winter den Trocknungsprozess übernimmt, muss später das Haus mit großem Aufwand nachtrocknen."

Auch wenn die Zeit noch so drängt, ein Baubeginn im Winter ist zwar möglich, aber sehr riskant und aufwendig. "Bei starkem Frost ist der Boden tief gefroren, ein Erdaushub nur schwer machbar", gibt May zu bedenken. Selbst wenn gegen Ende des Winters in einer milden Witterungsphase mit den Arbeiten angefangen wird, kann das Wetter später noch Überraschungen mit sich bringen. "Dann dauert eben alles viel länger, wenn morgens erst einmal die Baustelle von Eis und Schnee befreit und abends alles abgedeckt werden muss", erklärt May. Und nicht nur der Bau muss gegen Feuchtigkeit und Frost geschützt sein. Auch die Arbeiter brauchen eine warme Unterkunft und Zeit, sich ab und zu aufzuwärmen.

Wenn es sich vermeiden lässt, sollte bei Frost nicht gebaut werden. Denn auch viele Baustoffe sind kälteempfindlich. "Wassergebundene Baumaterialien sind für Temperaturen für unter plus fünf Grad Celsius ungeeignet", erklärt Lyssoudis. Mörtel, Kleber, Silikone, Putz und Anstriche verändern bei Minusgraden ihre Materialeigenschaften. "Dann hält zum Beispiel der Mörtel nicht auf dem Mauerwerk, und es entstehen Risse."

Aber die meisten Bauherren können es sich ohnehin nicht aussuchen, wann sie mit dem Bau beginnen. Sie sind abhängig von externen Entscheidungen wie Kreditzusagen, Baugenehmigungen oder Terminplanungen der Baufirmen. "Es dürfte sie aber beruhigen, dass die Jahreszeiten heute nicht mehr die entscheidende Rolle auf dem Bau spielen", sagt Lyssoudis "Ein guter Planer kommt mit jedem Wetter zurecht." Es ist seine Aufgabe, den Bauablauf neu zu organisieren, sobald Verzögerungen auftreten. "Regen, Frost oder Hitze bringen zwar etwas Stress mit sich, sollten aber nichts am Termin der Fertigstellung ändern."

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