Neubau:Leben am Südpark

Lesezeit: 3 min

Auf dem ehemaligen Eon-Gelände an der Boschetsrieder Straße in München entsteht bis 2018 ein neues Stadtquartier. 1200 Eigentums- und Mietwohnungen sind dort vorgesehen, in sechs- bis achtgeschossigen Häusern.

Von Sebastian Hepp

Noch vor 15 Jahren hätte wohl kaum jemand für möglich gehalten, dass auf dem acht Hektar großen, vor allem von gewerblicher Umgebung geprägten Areal zwischen Boschetsrieder Straße und Kistlerhofstraße im Münchner Stadtteil Obersendling einmal 1300 Wohnungen entstehen würden. Das Unternehmen Eon, dem das Grundstück bis vor Kurzem noch gehörte, wollte im Jahr 2000 dort eigentlich seine Deutschlandzentrale errichten. Doch aus den Plänen wurde nichts, der Energieversorger blieb mit seinem Hauptquartier in Essen. Also lag das Areal weiterhin brach.

Nun aber wird die "Concept-Real zwei GmbH", ein Unternehmen der Concept-Real-Firmengruppe, zusammen mit ihrem Projektpartner Accumulata und der Landeshauptstadt München auf dem Grundstück im Münchner Süden ein neues Stadtquartier errichten. "Feel.munich - Am Südpark Wohnen" lautet der Projektname für das Vorhaben, dem eine mehrjährige Planungsphase mit einem zweistufigen städtebaulichen Wettbewerb vorausgegangen war. Von den insgesamt 960 Wohnungen, die die Concept-Real zwei auf dem Areal selbst errichtet, bietet sie 310 im Einzelverkauf an, die übrigen 650 wird der Bauträger im eigenen Bestand halten und dann auf dem freien Wohnungsmarkt vermieten. Laut Stefan Günster, dem Projektleiter der Concept-Real Baubetreuungs GmbH, werden sich die 960 Wohnungen auf sechs- bis achtgeschossige Häuser verteilen.

32 der 133 Wohnungen im ersten Bauabschnitt sind schon verkauft oder reserviert

Im Erdgeschoss des Gebäudes im Entreebereich des Quartiers an der Ecke Drygalski-Allee/Boschetsrieder Straße erstellt die "Concept-Real zwei" zudem kleinere Läden für den täglichen Bedarf wie eine Bäckerei, ein Café oder einen Friseurladen. Außerdem wird das Unternehmen zwei der drei Kindertagesstätten errichten, die auf dem Areal geplant sind.

Von den insgesamt 134 000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche, die auf dem ehemaligen Eon-Grundstück entstehen werden, entfallen 82 000 Quadratmeter auf die Baumaßnahmen von Concept Bau Real. Ihrem Projektpartner Accumulata stehen auf einem als Mischgebiet ausgewiesenen Grundstücksteil im Süden des Areals 18 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche zur Verfügung, auf denen er 140 Studentenwohnungen, ein Ärztehaus, Einzelhandels- und Büroflächen errichten wird. Die Accumulata ist außerdem für die Erschließungsmaßnahmen auf dem gesamten Grundstück verantwortlich.

So soll es aussehen: Modell des Projekts "Am Südpark" an der Drygalski-Allee in München-Obersendling. (Foto: Robert Haas)

Die Stadt München wiederum hat sich dort 34 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche gesichert, auf denen die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag 210 öffentlich geförderte Mietwohnungen errichtet. Die Förderung erfolgt teils nach dem "München Modell Miete", teils nach dem EOF-Modell (einkommensorientierte Förderung). "Feel.munich ist ein sehr wichtiges Projekt für München, da es mit über 1000 neuen Wohnungen zur Deckung des großen Wohnraumbedarfs in München beiträgt und mit seinem geschlossenen Häuserblock eine hohe bauliche Dichte bietet, nach dem landschaftlichen Konzept aber auch großzügige neue Grünflächen schafft", sagt Susanne Ritter, Hauptabteilungsleiterin Stadtplanung im Planungsreferat der Landeshauptstadt. Die geplanten öffentlichen Grünflächen würden sich gut mit der Umgebung "verzahnen".

Auch die gemischte Nutzung des Quartiers mit dem Angebot an Einzelhandelsflächen, dem relativ hohen Anteil an geförderten Wohnungen und nicht zuletzt die frühzeitige und intensive Einbeziehung der Bürger in die verschiedenen Planungsstufen hebt Ritter hervor. So habe diese dazu geführt, dass in die Konzeption als geschlossener Häuserblock auch nachbarschaftliche Belange des Lärmschutzes - insbesondere wegen des Verkehrslärms an der Ecke Boschetsrieder Straße/Drygalski-Allee - mit eingeflossen seien. Und bei den mehrfachen Diskussionen mit Anwohnern sei auch schnell klar geworden, dass auf dem neuen Areal keine Hochhäuser erwünscht sind.

Insgesamt sind noch vier Architekturbüros an dem gesamten Bauvorhaben beteiligt. Für den ursprünglichen Wettbewerbssieger, ein Architekturbüro aus Zürich, sind Lanz Architekten + Generalplaner und 03 Architekten (beide aus München) nachgerückt. Sie sollen einerseits für eine bauliche Vielfalt sorgen, andererseits aber auch das urbane Gesamtkonzept erkennen lassen. Zu diesem gehört unter anderem, dass es farblich sich abhebende Bänderungen an den Fassaden, bodentiefe Fenster und anstatt von Balkonen überall Loggien geben wird, die 60 bis 70 Zentimeter aus der Fassade herausragen werden.

Das "Highlight" der 310 Ein-bis Vierzimmerwohnungen von Concept-Real zwei im Ensemble sind nach den Worten von Projektleiter Günster die großen begrünten Dachgärten, die allen Bewohnern gemeinsam zur Verfügung stehen werden. Sie sollen ihnen vor allem als Kommunikationsplattform dienen, aber auch zum Beispiel den Anbau kleinerer Gemüsebeete ermöglichen. Die Preise für die frei finanzierten Eigentumswohnungen liegen nach seinen Angaben zwischen 6700 und 7200 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche.

Die Innenhöfe der Wohnhäuser in dem neuen Quartier sollen Günster zufolge einen ruhigen, geschlossenen Charakter bekommen und nur für die Bewohner zugänglich sein. Der große Platz im Zentrum des Quartiers hingegen sowie die begrünten Wege, von denen einer direkt zur U-Bahnstation Machtlfinger Straße führen wird, sind für die öffentliche Nutzung vorgesehen. Dem städtebaulichen Konzept zufolge soll Feel.munich nicht zuletzt zur baulichen Aufwertung von Obersendling beitragen. Im Zuge dieser Maßnahmen will die Accumulata auch neue Spielflächen im Eingangsbereich des benachbarten Südparks schaffen.

Laut Peter Dornauer, dem Geschäftsführer der mit dem Vertrieb der Wohnungen beauftragten Evcon GmbH, sind 32 der insgesamt 133 Wohnungen im ersten Bauabschnitt inzwischen verkauft oder reserviert. Baubeginn soll im Februar oder März 2016 sein. Die anderen Bauabschnitte sollen dann mit jeweils etwa vier Monaten Zeitabstand folgen. Fertiggestellt werden soll das gesamte Bauvorhaben im Jahr 2018.

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: