Netzagentur billigt höhere Renditen:Strom wird noch teurer

Größeres Plus in der Kasse: Die Bundesnetzagentur hat den Stromkonzernen höhere Renditen für Neuinvestitionen in deutsche Stromnetze genehmigt. Für die Unternehmen bedeutet das Mehrerlöse von bis zu 300 Millionen Euro, für die Verbraucher höhere Kosten.

Strom- und Gaskunden in Deutschland müssen ab dem kommenden Jahr mit noch höheren Preisen rechnen. Die Energieversorger setzten sich mit ihrer Forderung nach einer höheren Rendite für künftige Investitionen in Strom- und Gasnetze durch und erhalten ab dem 1. Januar 2009 bei Neuanlagen eine Verzinsung von 9,29 Prozent.

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(Foto: Foto: dpa)

Damit erhöht sich die Verzinsung um 1,38 Prozentpunkte, wie die Bundesnetzagentur am Montag in Bonn mitteilte. Die Mehreinnahmen der Netzbetreiber kletterten damit jährlich um 270 bis 300 Millionen Euro. Die Versorger können ihre Investitionen später auf die Netzentgelte umlegen, die wiederum an die Verbraucher weiter gereicht werden. Die Netzentgelte machen rund 30 Prozent des Endpreises beim Strom aus.

Altanlagen würden künftig mit 7,56 statt 6,5 Prozent verzinst, sagte der Präsident der Bundesnetzagentur Matthias Kurth am Montag in Bonn.

Infrastrukturinvestitionen in Strom und Gas würden damit noch attraktiver, sagte Kurth. Netzbetreiber könnten jetzt Pläne zum Verkauf ihrer Netze nicht mehr mit unzureichenden Renditen begründen. Die Netzbetreiber - allen voran Eon, RWE, Vattenfall und EnBW - haben Kurth zufolge allein für die Jahre 2007 bis 2009 Investitionen in Höhe von 8,6 Milliarden Euro beantragt.

Prüfung von Fall zu Fall

Wichtige Zukunftsinvestitionen wie Anschlüsse für Offshore-Windparks will die Bundesnetzagentur außerdem fallbezogen prüfen und den Unternehmen dabei die Möglichkeit zusätzlicher Erlöse einräumen. Hier würden sich die Renditeaussichten nach ersten Berechnungen um rund zehn Prozent verbessern, sagte Kurth. Praktisch unverändert blieben die Renditesätze für Investitionen in die Gasnetze.

Zeitgleich mit den neuen Renditesätzen tritt zum Jahreswechsel auch die Anreizregulierung bei den Netzentgelten in Kraft. Sie soll die Effizienz beim Netzbetrieb steigern, indem sich ineffiziente Netzbetreiber bei ihrer Preisgestaltung an den besten der Branche messen lassen müssen. Allerdings hat diese Neuregelung nach Einschätzung von Kurth im Verlauf des Gesetzgebungsprozesses viel an Biss verloren.

"Als wir unser Konzept der Anreizregulierung entwickelt haben, wollten wir ein ehrgeiziges Fitnessprogramm für die Netzbetreiber auflegen", sagte er. Doch sei es den Unternehmen durch ihre Lobbyarbeit gelungen, die Regelung deutlich zu verwässern.

"Inzwischen sind wir eher beim 'Nordic Walking' als beim 'forcierten Jogging' gelandet", bedauerte Kurth. Dennoch werde die Anreizregulierung in den nächsten zehn Jahren zu einer deutlichen Absenkung der Netzgebühren führen.

Allerdings befürchtet der Präsident der Bundesnetzagentur, dass der Verbraucher von diesen Preissenkungen wohl nichts merken werde. "Das wird alles erschlagen von den Preissteigerungen bei Öl und Gas, die auch auf den Strom durchschlagen."

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