Börsen brechen weltweit ein:Dax schließt mit größtem Verlust seit drei Jahren

Und wieder geht es steil nach unten: Nach einigen eher ruhigen Tagen stürzen die Kurse an den Börsen erneut dramatisch ab. Der Dax schließt mit dem größten Minus seit November 2008, der Dow Jones verliert zum Handelsstart mehr als vier Prozent. Schlechte Konjunkturdaten und die Angst vor einer Ausweitung der europäischen Schuldenkrise verschrecken die Börsianer - und dazu kommen noch Gerüchte um einen Vertipper eines Händlers.

Ein weiterer schwarzer Tag für die Börsen: An den hochnervösen Aktienmärkten sind die Kurse am Donnerstag erneut abgerutscht. In Frankfurt hat der Deutsche Aktienindex Dax den größten Tagesverlust seit November 2008 eingefahren. Er schloss mit einem Minus von 5,82 Prozent bei 5602,80 Punkten - das sind 346,14 Punkte weniger als am Vortag. An der Wall Street in New York ging der Dow Jones um mehr als vier Prozent zurück.

A reporter records a TV interview from the balcony above the DAX index board is pictured at Frankfurt's stock exchange

Binnen weniger Minuten stürzte der Dax am Donnerstag ab.

(Foto: REUTERS)

Auch an den europäischen Börsen brachen die Kurse stark ein. In London fiel der Leitindex um knapp vier Prozent, der Cac 40 in Paris verlor gut fünf Prozent. Dort stürzte der Aktienkurs der Bank Société Générale um rund zwölf Prozent ab. Erst vergangene Woche hatten Gerüchte über einen möglichen Bankrott der Bank zu einem Kurseinbruch von bis zu 20 Prozent geführt. Auch in Wien und Moskau ging es für die Märkte jeweils etwa fünf Prozent in die Tiefe.

In den vergangenen Tagen hatte es noch so ausgesehen, als hätten sich die Börsen nach den turbulenten vergangenen Wochen halbwegs beruhigt. Doch diese Hoffnung hat offenkundig getrogen.

Ursachen für den Kurssturz gibt es einige. In den USA brockte vor allem die Furcht vor einer Ausweitung der europäischen Schuldenkrise die Verluste ein. Für Verunsicherung sorgte zusätzlich ein Pressebericht, wonach die US-Notenbank ein Übergreifen der Schuldenkrise auf das US-Bankensystem fürchtet. Dazu kommen schwache Konjunkturdaten.

Die deutschen Börsianer nannten als Grund unter anderem eine Welle von Verkäufen im Dax-Future - das sind spekulative Wetten auf die künftige Entwicklung des Aktienindexes. Sie sagten, es gebe derzeit einfach keine Kaufgründe. Anleger seien nach wie vor im Unklaren, ob es sich bei der gegenwärtigen Konjunkturabschwächung lediglich um ein temporäres Nachlassen der Wachstumsdynamik oder den Beginn einer Rezession handelt.

Nervös machte die Händler auch, dass die große US-Bank Morgan Stanley ihre Prognose für die Weltwirtschaft korrigierte. Die USA und Europa seien "einer Rezession gefährlich nahe". Die Analysten von Morgan Stanley senkten ihre Prognosen für das weltweite Wirtschaftswachstum in diesem Jahr auf 3,9 von 4,2 Prozent. Der Weg aus der Krise werde immer schwieriger, hieß es in einem Kommentar der Bank. Am Mittwoch hatte auch das Münchner ifo-Institut für Wirtschaftsforschung bekanntgegeben, dass sich die Stimmung in der Weltwirtschaft im zweiten Quartal drastisch verschlechtert hat.

Möglicherweise wirkt sich auch noch das Pariser Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy negativ auf die Finanzmärkte aus. Die beiden forderten am Dienstagabend gemeinsam eine europäische Wirtschaftsregierung und eine Steuer auf Finanztransaktionen, um Chaos und Börsenspekulation wie in den vergangenen Wochen zu verhindern. Als Reaktion auf diese Vorschläge waren die Aktienkurse in Frankfurt schon am Mittwoch eingebrochen.

Zu allem Übel kam womöglich auch noch ein Versehen, ein sogenannter "Fat Finger". Wenn einem Händler im temporeichen Computerhandel ein Eingabefehler unterläuft, sprechen Börsianer von einem "Fat Finger Trade" (englisch für: Handel mit dickem Finger). Sie meinen damit eine fehlerhafte Wertpapier-Order, etwa durch einen Tippfehler.

Dagegen trieb der abermalige Einbruch der Aktienmärkte den Goldpreis am Donnerstag auf ein Rekordhoch. In der Spitze kostete eine Feinunze (rund 31 Gramm) des Edelmetalls 1.826,45 US-Dollar.

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