Naturkatastrophe in Japan:Munich Re kassiert Gewinnziel

Erdbeben, Überschwemmungen und Wirbelstürme - für den weltgrößten Rückversicherer Munich Re gehören Katastrophen zum Geschäft. Die verheerende Naturkatastrophe übertraf jedoch selbst die schlimmsten Vorstellungen der Münchner.

Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re kassiert wegen der Katastrophen in Japan sein Gewinnziel für 2011. Nach der vorläufigen Schadenschätzung für das verheerende Erdbeben und den nachfolgenden Tsunami könne das Ziel von rund 2,4 Milliarden Euro nicht aufrecht erhalten werden, teilte das Unternehmen in München mit. Munich Re bezifferte die Schäden zunächst auf 1,5 Milliarden Euro vor Steuern.

Hinter dem Gewinnziel hatte bereits zu Beginn des Jahres ein großes Fragezeichen gestanden. Die schweren Überschwemmungen und Erdbeben in Australien und Neuseeland hatten 1,1 Milliarden Euro aufgezehrt. Das waren gut zwei Drittel der Summe, die Munich Re im gesamten Jahr 2010 für Naturkatastrophen aufwenden musste.

Bei der Bilanzpressekonferenz Anfang März hatte Munich-Re-Chef Nikolaus von Bomhard das Ziel noch nicht aufgeben wollen. Im weiteren Jahresverlauf müssten die Großschäden jedoch unter den Erwartungen bleiben, räumte er ein. Diese Hoffnung wurde am 11. März zunichte gemacht. Wegen des Ausmaßes der Zerstörungen, möglicher weiterer Nachbeben und schwieriger Aufräumarbeiten werde es allerdings noch viele Wochen dauern, bis alle Schäden erfasst seien und die Schadensmeldungen der japanischen Erstversicherer vorlägen, teilte Munich Re mit.

Japan rechnet mit 300 Milliarden Dollar Kosten

Weitere Unsicherheiten ergäben sich in Folge der Auswirkungen von Betriebsunterbrechungen bei japanischen Industrieproduzenten. Die Unfälle im Atomkraftwerk Fukushima würden dagegen die private Versicherungswirtschaft nicht signifikant treffen.

Der zweitgrößte Rückversicherer Swiss Re rechnet bisher mit einer eigenen Schadensbelastung aus der Naturkatastrophe in Japan in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar (rund 846 Millionen Euro). Die Hannover Rück hat noch keine Schätzung bekannt gegeben.

Auf die Rückversicherung, mit der die Münchner Risiken für andere Versicherungen übernehmen, entfallen 63 Prozent des Geschäfts bei Munich Re. Indirekt sind rund zwei Milliarden Menschen, nahezu ein Drittel der Weltbevölkerung, über Munich Re versichert. "Selbstverständlich stellen wir unseren japanischen Kunden auch weiterhin Kapazität zur Verfügung und unterstützen die Aufarbeitung der Schäden", betonte Torsten Jeworrek, im Vorstand von Munich Re verantwortlich für die Rückversicherungsaktivitäten. "Auf uns ist gerade in Momenten wie diesen Verlass." Munich Re unterhält nach eigenen Angaben seit 1912 Geschäftsbeziehungen zu japanischen Versicherungsgesellschaften.

Japan geht indes einem Zeitungsbericht zufolge von Kosten von bis zu 300 Milliarden Dollar in Folge der Naturkatastrophen aus. In der Summe seien die Schäden an Straßen, Gebäuden, Fabriken und an der übrigen Infrastruktur eingerechnet, berichtete die Zeitung Nikkei am Mittwoch. Damit käme das Beben die drittgrößte Volkswirtschaft drei Mal so teuer zu stehen wie die Katastrophe von Kobe im Jahr 1995. Die Summe würde sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts entsprechen.

Die Schätzung schließt demnach noch nicht die Kosten ein, die durch den Produktionsausfall in den Unternehmen entstehen. Unterdessen sind die japanischen Banken Branchenkreisen zufolge bereit, dem Betreiber der Unglückskraftwerke in Fukushima mit Krediten im Umfang von fast 25 Milliarden Dollar unter die Arme zu greifen. An der Spitze der Bankengruppe stehe Sumitomo Mitsui Financial, hieß es weiter. Die Gespräche mit Tokyo Electric Power (Tepco) hätten bereits begonnen.

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