Reaktionen auf S&P:"Amerika muss für seine Schuldensucht bezahlen"

China stänkert gegen die USA: Auf die Herabstufung der amerikanischen Bonität durch Standard & Poor's reagiert der Rivale mit harten Worten. Peking stellt sogar den Dollar als Leitwährung infrage. Die Aggressivität ist nachvollziehbar: Denn die Entscheidung betrifft auch China heftig.

Das Herabstufung der US-Bonität durch Standard & Poor's könnte die (finanz)politischen Kräfte auf der Welt nachhaltig verschieben. Während den USA eine schwierige Situation bei der Aufnahme von neuen Krediten sowie im schlimmsten Fall eine erneute Rezession drohen, gefällt das Rating-Urteil vor allem einer anderen Weltmacht: China.

U.S. President Obama shakes hands with Chinese Premier Wen prior to their talks at the Diaoyutai State Guest House in Beijing

US-Präsident Barack Obama und der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao bei einem Treffen im November 2009.

(Foto: REUTERS)

Entsprechend harsch kritisierte Chinas staatliche Nachrichtenagentur Xinhua nach der Herabstufung die Schuldenpolitik der USA. "Amerika muss für seine Schuldensucht und das kurzsichtige politische Gezerre bezahlen", hieß es am Samstag in einem Kommentar von Xinhua, die als Sprachrohr der Regierung in Peking gilt.

China habe "jedes Recht", eine Lösung des US-Schuldenproblems zu verlangen, Washington müsse sich "damit abfinden", dass "die guten alten Zeiten", in denen die USA über neue Schulden aus ihren selbst verursachten "Schlamasseln" herausgekommen seien, endgültig vorbei seien.

In der Tat haben die USA nirgendwo mehr Schulden als bei China. Mittlerweile beträgt die Summe mehr als 1,1 Billionen Dollar. Auf China folgen Japan (gut 900 Milliarden Dollar) und dann schon mit weitem Abstand Großbritannien, Brasilien und die Staatengruppe der Opec-Länder (jeweils 200 bis 300 Milliarden Dollar). Entsprechend heftig könnten Entscheidungen der chinesischen Regierung die Wirtschaft der USA beeinträchtigen - aber entsprechend heftige Folgen hätten schlechetre amerikanische Kreditkonditionen auch für China.

Doch Peking geht noch einen Schritt weiter und stellt den Dollar als globale Leitwährung infrage. Es müsse über eine alternative Reservewährung nachgedacht werden, hieß es in einem Kommentar von Xinhua.

Nach dem Schritt von Standard & Poor's hatte die chinesische Ratingagentur ihrerseits die US-Bonität von "A+" auf "A" zurückgestuft. Weitere Schritte würden folgen, falls die USA ihre "riesigen Militärausgaben und aufgeblähten Sozialausgaben" nicht eindämmten, schrieb der Kommentator weiter.

Deutschland schweigt, Frankreich vertraut

Andere Länder hielten sich mit der Bewertung des Schrittes zurück. So will sich die Bundesregierung nicht zu der US-Schuldenkrise äußern. "Einfach mal die Klappe halten", wäre ein gutes Motto der Stunde, verlautete lediglich aus deutschen Regierungskreisen.

Aus dem Umfeld des französischen Finanzministers Francois Baroin hieß es, die Konjunktur in den USA sei solide. Es war die erste Reaktion eines europäischen Staates auf den Verlust der amerikanischen Spitzenbonität. Es gebe keine Zweifel an der Entschlossenheit der US-Regierung, den im Kongress erzielten Schuldenkompromiss umzusetzen, hieß es in den Kreisen weiter. Die größte Herausforderung für die USA sei es, ein Gleichgewicht zwischen Schuldenabbau und Wirtschaftswachstum herzustellen.

Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte die US-Bonität nicht nur von der Bestnote "AAA" auf "AA+" herabgestuft, sondern zugleich gewarnt, dass der langfristige Ausblick negativ sei. Falls die USA ihre Schulden nicht in den Griff bekommen sollten, "könnten wir das langfristige Rating innerhalb der nächsten zwei Jahre auf "AA" herabstufen", hieß es.

Als Konsequenz schließen Experten weitere Turbulenzen auf den Finanzmärkten nicht aus. Bereits in den vergangenen Tagen hatte es in den USA sowie in Europa erhebliche Kursverluste gegeben. Allerdings sind die Beobachter uneins, ob diese Verluste das Rating-Urteil schon im Voraus verarbeitet haben - oder ob der wahre Crash erst noch kommt.

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