EU: Treffen der Finanzminister:"Griechenland hat einen Freund verloren"

Die Angst vor der Angst: Eilig versichert die Europäische Union, dass trotz der Festnahme von IWF-Chef Strauss-Kahn die Rettung Europas vorangetrieben werden kann. Ausgerechnet an diesem Montag brauchten die Euro-Finanzminister den IWF-Chef besonders dringend.

Bloß keine Panik: Die Europäische Union müht sich, unmittelbar vor dem Treffen der Euro-Finanzminister die Wogen zu glätten. "Die Kontinuität beim Internationalen Währungsfonds ist gesichert, daran gibt es keinen Zweifel", sagte der Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn.

Finanzminister beraten über Euro-Krise

Die Finanzminister des Eurogebiets kommen am Montag in Brüssel zusammen, um ein Rettungspaket von 78 Milliarden Euro für das pleitebedrohte Portugal unter Dach und Fach zu bringen. Die obersten Kassenhüter wollen auch über die zugespitzte Schuldenkrise in Griechenland beraten.

(Foto: dpa)

Am Sonntag war IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn festgenommen worden: Er soll eine Hotelangestellte sexuell belästigt haben.

Die Euro-Finanzminister sollen das Hilfspaket von 78 Milliarden Euro für Schuldensünder Portugal wie geplant billigen. "Das ist sehr wichtig, um die finanzielle Stabilität der Eurozone zu sichern", sagte der Sprecher.

Das Plazet der Finanzminister für das Hilfspaket gilt als sicher - offen ist dagegen das Schicksal Griechenlands. Offiziell soll auf dem Treffen zwar nur über eine Verlängerung der Kreditlaufzeiten sowie eine Senkung der Zinsen der bereits bewilligten Nothilfe verhandelt werden. Mehrere Euro-Politiker deuteten indes an, dass ein neues Hilfspaket notwendig sei.

Deswegen sollen die Finanzminister bei dem Treffen von Experten über die Lage der angeschlagenen Wirtschaft Griechenlands informiert werden. Die Schlüsselfrage lautet, welche Auflagen Griechenland für weitere Hilfen gemacht werden sollten. Die Regierungschefs der Euro-Länder zeigten sich zuletzt teilweise unzufrieden über die Anstrengungen, die Griechenland derzeit bereits zur Gesundung seiner Finanzen unternimmt. Eine wichtige Rolle bei weiteren Hilfen für Griechenland würde der IWF spielen, der einen Teil der Stützungsgelder übernehmen müsste.

Strauss-Kahn wird durch zwei IWF-Direktoren ersetzt

Strauss-Kahn gilt als ein wichtiger Befürworter der Hilfszahlungen. Die Geschichte blockiere Griechenland nun, schrieb die linksliberale Zeitung Eleftherotypia und zitierte einen hohen Funktionär des IWF, ohne seinen Namen zu nennen, mit der Aussage, "Griechenland hat einen Freund verloren". Strauss-Kahn gilt wegen seines sozialistischen politischen Hintergrunds als ein Mann, der sich gut mit den in Griechenland regierenden Sozialisten versteht.

An den Beratungen der Finanzminister werde der Stellvertreter des IWF-Chefs, John Lipsky, teilnehmen, sagte der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble. Lipsky, ein ehemaliger Investmentbanker, gilt allerdings als sogenannte "Lame Duck", als lahme Ente, weil er schon Anfang des Monats angekündigt hatte, seine Ende August endende Amtszeit nicht zu verlängern.

Der IWF gab zudem bekannt, dass bei dem Treffen auch der stellvertretende geschäftsführende Direktor Nemat Shafik anwesend sein werde, um Strauss-Kahn zu ersetzen.

Griechenland stellte sich den Befürchtungen entgegen, die Verhaftung Strauss-Kahns werde Auswirkungen auf die Bemühungen des Landes haben, seine Finanzen in Ordnung zu bringen: "Die griechische Regierung verhandelt mit Institutionen nicht mit Personen und implementiert weiterhin unbehindert das Programm, das uns aus der Krise führen soll", sagte Regierungssprecher Giorgios Petalotis.

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