Nach Bekanntgabe der Schließung:Was Kunden der Allianz-Bank jetzt wissen müssen

Hunderttausende Kunden suchen für Sparbücher und Girokonten ein neues Geldinstitut - die Allianz-Bank schließt. Worauf Kunden achten sollten, wenn ihr Institut den Betrieb einstellt.

Von Malte Conradi

Heutzutage muss eine Bank wohl so sprechen. Nach fünf Jahren Bankenkrise sind die Kunden eben verunsichert, da sollten in keinem Prospekt und in keinem Werbeauftritt gewichtige Worte fehlen wie diese: Kompetenz, Vertrauen, Nähe, Verlässlichkeit. Aber trotzdem, aus gegebenem Anlass muss man darauf hinweisen, was die Allianz-Bank ihren Kunden so alles verspricht: "persönliche, langfristige Betreuung" etwa, oder "kompetenten und zuverlässigen Service". Kurz: "Sie und nicht unsere Produkte stehen bei uns an erster Stelle." Das hat nun leider nicht so gut geklappt.

Aus den Medien erfuhren die etwa 385.000 Kunden der Allianz-Bank am vergangenen Donnerstag, dass es ihr Institut nicht mehr lange geben wird. Das Bankgeschäft sei "defizitär", teilte der Versicherungskonzern mit, der "operative Betrieb" werde daher "zum 30. Juni 2013 eingestellt." Das wäre ein Moment gewesen, in dem viele Kunden sich von ihrer Bank so etwas wie Betreuung oder Service gewünscht hätten. Stattdessen müssen sie sich nun selber per Hotline um Informationen bemühen - oder aber auf das Schreiben der Allianz-Bank warten, das "in Kürze" kommen soll.

Manch einem dauert das zu lange, schließlich bietet die Bank ihren Kunden nicht nur Girokonten und Sparbücher. Die Nachricht über die Schließung habe ihn sehr beunruhigt, sagt zum Beispiel ein Kunde, der erst kürzlich eine neue Immobilien-Finanzierung abgeschlossen hat. Man hört ja so einiges in letzter Zeit über kollabierende Banken.

Keine Insolvenz

Kein Grund zu Panik, heißt es dazu aus der Allianz-Bank. Alle Verträge würden eingehalten, Geld und bestehende Konditionen der Kunden seien sicher. "Es handelt sich ja um keine Insolvenz", sagt Markus Feck, Anwalt und Bankenexperte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Der Allianz-Konzern stelle den Geschäftsbetrieb der Allianz-Bank nicht ein, weil er muss, sondern einfach nur, weil er es so will. "All die schlimmen Sachen wie Sorge um Geld und Einlagensicherung spielen hier also keine Rolle." Auf ein paar Dinge, sagt Feck, sollten Kunden aber dennoch achten, wenn die Bank ihr Geschäft einstellt:

Alle Verträge, in denen keine feste Laufzeit vorgesehen ist, kann die Bank kündigen. Das gilt für Produkte wie das Girokonto, Tagesgeld, ein Wertpapierdepot oder eine Kreditkarte. "Gründe für ein außerordentliches Kündigungsrecht liegen in so einem Fall nicht vor", sagt Finanzjurist Feck. Das Institut muss bei solchen Produkten also eine Kündigungsfrist von zwei bis drei Monaten einhalten. Der Kunde muss schließlich genug Zeit haben, um eine neue Bank auszusuchen, ein neues Konto zu eröffnen und das Aktiendepot überführen zu lassen. Bis Ende Juni sollte das zu schaffen sein.

Verbraucherschützer sehen auch Vorteile für Kunden

Wer die Bank wechselt, könne oft viel Geld sparen, predigen Verbraucherschützer immer wieder; wegen der nervigen Umstellung von Daueraufträgen und Einzugserlaubnissen tun das allerdings nur die wenigsten. "Jetzt werden die Kunden einmal zu ihrem Glück gezwungen", meint Feck. Die Allianz-Bank verspricht ihren Kunden zudem kostenlose Hilfe beim Bankwechsel.

Nicht so leicht kommt die Bank aus Geschäftsbeziehungen mit ihren Kunden heraus, die eine lange Laufzeit haben, also Immobilienfinanzierungen, Festgeldanlagen oder Ratenkredite. "Diese Verträge kann die Bank nicht einfach kündigen", sagt Feck. Hier bleiben der Bank nur zwei Möglichkeiten: Wenn der Vertrag es erlaubt, könnte das Institut einen Baukredit einfach an eine andere Bank verkaufen. Ein Sprecher der Allianz-Bank versichert allerdings, das sei nicht geplant.

Die zweite Möglichkeit: Trotz eingestelltem Betrieb führt die Bank die Verträge bis zu ihrem Laufzeitende einfach weiter - zu den vereinbarten Konditionen. Diesen Weg will wohl der Allianz-Konzern gehen und hat dafür auch eine elegante Möglichkeit: Denn die Allianz-Bank ist offiziell gar kein eigenständiges Institut, sondern nur ein Geschäftszweig einer anderen Tochter, der Oldenburgischen Landesbank (OLB). Wer sein Haus also bisher mit einem Kredit der Allianz-Bank finanzierte, wird wohl bald automatisch Kunde der vor allem im Geschäft mit nordwestdeutschen Bauern tätigen OLB. Stellt sich nur die Frage, welche Veränderungen bei der Kontoführung der Wechsel für bisherige Kunden der Allianz-Bank bedeutet. Dazu ließe sich noch nichts sagen, heißt es dort.

"Das Wichtigste, das Kunden wissen müssen, ist", sagt Feck, "dass man sie nicht aus ihrem bestehenden Vertrag herauszwingen kann." Solange der Kunde sich nichts zuschulden kommen lässt, wie etwa wiederholt ausbleibende Ratenzahlungen, muss er keine Nachteile akzeptieren. "Lassen Sie sich auf keinen Fall auf Dinge wie eine teure Vorfälligkeitsentschädigung oder eine erneute Bonitätsprüfung ein", sagt Feck. Auch wenn die Bank zumacht gilt also: Vertrag ist Vertrag.

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