Münchner Immobilienmesse:"Finden statt suchen"

Wer in München eine Immobilie kaufen will, hat es nicht leicht. Das Angebot ist klein, die Preise sind hoch. Doch es wird wieder gebaut. Was es an Projekten gibt, zeigt die Messe MIM.

Von Andreas Remien

Blick über München, 2017

Die Nachfrage nach Wohnungen in München ist ungebrochen. Die Preise für Neubauten sind allein im vergangenen Jahr um circa sieben Prozent gestiegen.

(Foto: Johannes Simon)

Noch, sagt Heike Piasecki, sei eigentlich alles wie immer. "Die Nachfrage nach Wohnungen ist sehr groß, die Preise und Mieten steigen", berichtet die Analystin und Münchner Niederlassungsleiterin des Beratungsunternehmens Bulwiengesa. Von Einbrüchen und Marktkorrekturen, wie sie im vergangenen Jahr etwa das Frühjahrsgutachten der Immobilienwirtschaft prognostiziert hatte, ist bisher nichts zu spüren. Im Gegenteil: Für Käufer ist die Lage noch mal schwieriger geworden. Die Münchner Immobilienmesse (MIM) will es Interessenten etwas leichter machen: "Finden statt suchen" lautet das diesjährige Motto der MIM, die sich an diesem Freitag und am Wochenende in der Kleinen Olympiahalle dem Thema Wohnungskauf im Großraum München widmet.

Vor allem für Käufer mit vergleichsweise wenig Eigenkapital ist die Suche noch mal herausfordernder geworden. So sind die Preise für Neubauwohnungen laut Bulwiengesa im vergangenen Jahr um etwa sieben Prozent auf 7800 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Zumindest das Tempo hat sich etwas verlangsamt - in den vergangenen zwei Jahren waren die Preise noch um zwölf beziehungsweise zehn Prozent geklettert. Vor allem die stark gestiegenen Grundstückspreise machen das Bauen teuer. In diesem Jahr werden Käufer daher wahrscheinlich im Durchschnitt mit mehr als 8000 Euro pro Quadratmeter rechnen müssen. Neben den Neubauten sind auch die Bestandswohnungen deutlich teurer geworden. Sie kosten im Durchschnitt 6600 Euro pro Quadratmeter, zehn Prozent mehr als 2016. "Bei solchen Preisen brauchen Käufer enorm viel Eigenkapital", sagt Piasecki. Wer das nicht hat, sucht immer häufiger abseits des Stadtgebiets. Laut einer Erhebung des IVD-Instituts zahlen Käufer im Münchner Umland etwa ein Drittel weniger als in München - müssen allerdings auch erhöhte Mobilitätskosten für das Pendeln einrechnen.

MIM

Auf der Münchner Immobilien Messe (MIM) zeigen Bauträger und Makler vom 16. bis einschließlich 18. März in der Kleinen Olympiahalle ihr Angebot. Auch Dienstleister wie Finanzierer gehören zu den Ausstellern. Der BFW-Landesverband Bayern ist Träger der Messe und organisiert das Veranstaltungsprogramm. Dazu gehören unter anderem Vorträge zu den Themen Immobiliensuche, Finanzierung, Kapitalanlage, Fördermöglichkeiten und der Entwicklung des Münchner Immobilienmarkts. Die Messe ist von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet zehn Euro, die Familienkarte 15 Euro. Der Besuch des Fachforums ist im Eintrittspreis inbegriffen. Informationen unter www.mim.de.

"Vor allem Familien ziehen raus", sagt Piasecki, "München verliert an das Umland". Ein Trend, den auch der Messeveranstalter acm registriert. "Die umliegenden Städte werden für Käufer immer attraktiver", sagt acm-Chef Florian Forster. Seit Jahren präsentieren Bauträger und Makler auf der MIM daher immer mehr Projekte aus der Metropolregion. "Vor allem Augsburg rückt stärker in den Fokus", berichtet Forster. Der Großteil der auf der Messe präsentierten Wohnungen befinde sich aber in München. "Einige Projekte werden erstmals auf der MIM vorgestellt", sagt Forster, "für Besucher ist die MIM daher eine optimale Möglichkeit, sich einen Überblick über das Wohnungsangebot zu verschaffen". Auf der Messe präsentieren laut Veranstalter die circa 50 Aussteller gut 5000 Wohnungen.

Das Immobilienangebot in München kann zwar mit der Nachfrage nicht Schritt halten, aber es wächst. So ist die Anzahl der Baugenehmigungen im vergangenen Jahr laut Planungsreferat auf knapp 13 500 Wohnungen gestiegen - ein Rekordwert. "Mittlerweile haben alle verstanden, dass mehr Wohnungen gebaut werden müssen", sagt Artur Riedl, Vertriebsleiter Wohnen bei der Bayerischen Hausbau. Allerdings sei die Baurechtschaffung in den vergangenen Jahren immer komplexer geworden. Das stelle die Projektentwickler und auch die Stadt vor große Herausforderungen. "Ich habe da großen Respekt vor der Arbeit des Planungsreferats", sagt Riedl. Der Gesetzgeber müsse sich daher das Baurecht vornehmen.

"Bauen muss einfacher werden", betont Riedl. Wie das funktionieren kann, diskutiert auf der MIM die Branche in den Fachforen mit der Politik. Zu den Referenten gehören unter anderem der bayerische Innenminister Joachim Herrmann, Münchens Zweiter Bürgermeister Josef Schmid und die Münchner Stadtdirektorin Ulrike Klar. Wie Bayern mehr und günstigen Wohnraum schaffen kann, diskutieren am Samstag Münchner Landtagskandidaten. "Das Programm ist etwas politischer als sonst", sagt Veranstalter Forster. So referiert zum Beispiel auch Gewofag-Geschäftsführer Maximilian Straßer über soziale Verantwortung. Zu den Themen der Messe gehören auch die weitere Entwicklung der Märkte und vor allem die Finanzierung. Zwar sind die Zinsen immer noch extrem niedrig - das treibt die Nachfrage, weil das Geld billig und andere Anlageformen unattraktiv sind. In den vergangenen Monaten ist das Baugeld aber sukzessive teurer geworden.

So sind laut Finanzdienstleister Dr. Klein die günstigsten Zinsen für 10-jährige Baufinanzierungsdarlehen seit Mitte Februar von 1,20 auf 1,36 Prozent gestiegen. "Bisher wirken sich die gestiegenen Zinsen nicht im Markt aus", sagt Piasecki. Sollte die Finanzierung in den kommenden Jahren jedoch deutlich teurer werden, könnten sich weniger Käufer eine Immobilie leisten. "Ein Zinsanstieg wird vor allem die Eigennutzer treffen, die dann die hohen Preise nicht mehr zahlen können", sagt Piasecki. In diesem Jahr seien keine größeren Änderungen auf dem Wohnungsmarkt zu erwarten. Für 2019 halten es die Analysten zumindest für möglich, dass die Preise nicht weiter steigen. "Irgendwann", sagt Piasecki, " ist das Ende der Bezahlbarkeit erreicht".

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