Münchner Immobilien Messe:Auf der Suche

Richtfest für das Quartier "Schwabinger Tor" in München, 2016

Es tut sich was in München, aber es reicht nicht: Vor Kurzem war Richtfest für den zweiten Bauabschnitt des neuen Stadtquartiers Schwabinger Tor.

(Foto: Stephan Rumpf)

Viel Nachfrage, wenig Angebot: Was Fachleuten zur Lösung der Wohnungsnot einfällt.

Von Sebastian Hepp

Der Immobilienmarkt brummt, auf der diesjährigen Münchner Immobilien Messe (MIM) waren dennoch etwas weniger Aussteller als im vergangenen Jahr. Nicht aber, weil sie schlechte Geschäfte gemacht hätten. Im Gegenteil: Manche Bauträger haben schlicht kein Angebot mehr, weil alle ihre Wohnungen verkauft sind. Besucher der Messe konnten sich dennoch über ausreichend Objekte informieren, laut Veranstalter hatten die Aussteller in der Summe mehr als 5000 Wohnungen im Angebot. Diese werden aber wohl auch bald verkauft sein.

"Es gibt eine Riesennachfrage nach Wohnungen", sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann zum Auftakt der Messe. Um den Wohnungsbau anzukurbeln, hatte sich die bayerische Landesregierung für bessere Abschreibungsbedingungen starkgemacht. Darüber muss aber noch in Berlin entschieden werden. "Es ist wichtig, dass es jetzt ganz schnell geht", betonte Herrmann. Denn vor allem in der Metropolregion München fehlten Wohnungen.

Dies wirkt sich auch auf die Preise aus. "Die anhaltend hohe Nachfrage nach Wohnimmobilien im Raum München führt zu immer neuen Preis- und Umsatzrekorden", eröffnete Helmut Thiele, Vorsitzender des Gutachterausschusses im Bereich der Landeshauptstadt, seinen Vortrag auf der MIM. Die teilweise noch unveröffentlichten Daten aus dem Geschäftsjahr 2015, die Thiele auf der Messe präsentierte, setzen einige neue Marken. "Seit den Jahren 2013/14 gehen die Zahlen auch inflationsbereinigt rasant nach oben", sagte Thiele. Selbst in durchschnittlichen Lagen hätten die Preise oft schon deutlich über dem Durchschnitt von 6000 Euro gelegen, nannte Thiele einige aus den eingereichten Notarverträgen errechnete Zahlen aus dem Jahr 2015. Danach müsse man in guten Lagen inzwischen knapp über 8000, in Bestlagen etwa 8800 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche ausgeben.

Von der Marktlage profitieren vor allem die Eigentümer von Grundstücken

Für gebrauchte Wohnungen in durchschnittlichen Lagen mussten Käufer laut Gutachterausschuss 2015 zwischen 4000 und 5800 Euro bezahlen, in guten Lagen bis über 7000 Euro pro Quadratmeter "Das ist eben der Markt", sagte Thiele. Gewinner sind vor allem die Eigentümer von Grundstücken. Sie können ihre Flächen zu Höchstpreisen an Bauträger verkaufen.

Welche Möglichkeiten bleiben da noch für die Bezieher mittlerer Einkommen, die nicht in den Genuss von öffentlichen Fördermitteln kommen? Antworten darauf versuchten bei den Podiumsdiskussionen und Vorträgen auf der Messe einmal mehr Immobilienexperten und Verantwortliche aus der Stadtspitze und den Landkreis-kommunen zu geben. So zum Beispiel Cornelius Mager, der Leiter der Münchner Lokalbaukommission, der "drei große Gebiete" erwähnte, in denen die Stadt in den kommenden Jahren Wohnungsbauprojekte großen Umfangs verwirklichen werde: Freiham im Westen, die Entwicklungsflächen im Münchner Osten sowie die als "Campus Süd" bezeichneten Areale der Firma Siemens.

Um mehr Wohnungen zu schaffen, müsse außerdem im Bestand nachverdichtet werden. "Was wir brauchen, ist eine Kultur der Dichte", sagt Mager. Dabei dürfe man aber Freiräume wie Parks nicht vernachlässigen, "damit die Stadt atmen kann". Artur Riedl, Leiter Vertrieb Wohnen bei der Bayerischen Hausbau und zugleich einer der Sprecher der MIM, regte an, in manchen Wohngebieten "auch mal ein, zwei Stockwerke höher zu bauen" oder die Stellplatzverordnung in München zu lockern.

Bei der Umwandlung von Gewerbe- in Wohnflächen scheinen Grenzen erreicht zu sein. Man müsse aufpassen, dass "wir nicht die letzten Gewerbebetriebe aus der Stadt vertreiben", sagte Mager. Aber reichen diese Maßnahmen aus, um den Wohnungsbedarf in München angesichts einer prognostizierten Einwohnerzahl von 1,7 Millionen im Jahr 2030 zu bewältigen? "Pauschal gesagt: nein", antwortete Mager - wenngleich die Stadt die anvisierte Zahl von genehmigten Wohnungen pro Jahr inzwischen von 7000 auf 8500 heraufgesetzt habe. Die Lösung des Wohnungsproblems liege daher vor allem in der gesamten Metropolregion, wie Thomas Aigner, Geschäftsführer des Münchner Maklerunternehmens Aigner Immobilien, betonte. "Es geht darum, den Gesamtraum zu entwickeln und in der Region um München die Infrastruktur und die Verkehrsanbindung an die Stadt zu verbessern", sagte Aigner. Es sei daher auch sehr wichtig, die Umlandgemeinden miteinzubeziehen.

Bei den Bauträgern gehe der Trend zunehmend dahin, kleinere Zwei- und Dreizimmerwohnungen oder auch Ein-Zimmer-Apartments anzubieten, weil sie für Kaufinteressenten ohne viel Eigenkapital noch eher bezahlbar seien, sagt Riedl. Die auf der Messe vertretenen Finanzdienstleister wiederum beobachten eine leichte Zunahme der Kapitalanleger unter den Kaufinteressenten.

Die Veranstalter waren mit dem Verlauf der diesjährigen MIM sehr zufrieden. An den drei Messetagen wurden wie im Vorjahr etwa 4500 Besucher gezählt.

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