München:Begehrter Süden

Topstandorte sind in der bayerischen Hauptstadt schwer zu kriegen, außerdem sind sie vielen Investoren inzwischen zu teuer. Wer eine Gewerbeimmobilie sucht, sieht sich daher verstärkt in B-Lagen um.

Von Andreas Remien

Wer in München eine Wohnung zu einem vernünftigen Preis sucht, macht eher einen Bogen um die zentralen Lagen: Erstens gibt es kaum Objekte, und falls doch, sind diese zu teuer. Vielen Investoren, die Gewerbeimmobilien erwerben wollen, ergeht es nicht anders. Sie kaufen daher immer häufiger Gebäude abseits des Zentrums.

"Die B-Lagen sind im Markt angekommen", sagt Jochen Stecker, Director National Investment beim Immobiliendienstleister BNP Paribas Real Estate. Dies belegen große Deals wie zum Beispiel der Verkauf des Siemens Campus in Neuperlach an einen chinesischen Investor oder der Verkauf des Bürohauses "88north" nahe des Olympiaparks. Aber auch im Umland - zum Beispiel in Unterföhring, Aschheim oder Dornach - seien Investoren immer aktiver, betont Stecker. Dass zunehmend Objekte in den äußeren Stadtteilen oder sogar in der Peripherie nachgefragt werden, liegt vor allem an den gestiegenen Preisen in den zentralen Lagen. Private Investoren, die in erster Linie ihr Kapital erhalten wollen, zahlen für ein Objekt in der Innenstadt im Extremfall schon mal das 50-Fache der Jahresmiete. Für viele Investoren wie Versicherungen sind solche Faktoren viel zu hoch - sie schauen sich daher auch woanders um. Auch abseits des Zentrums können Anleger aber nicht mehr auf Schnäppchen hoffen. "Investoren kaufen in B-Lagen zu Preisen, die vor drei Jahren auf der Maximilianstraße bezahlt wurden", sagt Stecker.

Dass Büros in München bei Anlegern begehrt sind, liegt auch am engen Bürovermietungsmarkt: Weil das Angebot relativ knapp ist, lassen sich Gebäude gut vermieten. Viele Firmen suchen neue Räume, gebaut wird aber nur wenig. "Für ein Unternehmen, das große, moderne Flächen beziehen will, ist es derzeit eng", sagt Stefan Bauer, Geschäftsführer von BNP Paribas Real Estate München. So ist der Büroleerstand im Stadtgebiet allein zwischen dem zweiten und dritten Quartal von 4,4 auf 4,0 Prozent gesunken. "Das ist schon ein gewaltiger Sprung", sagt Bauer. Einen großen Einfluss habe dabei auch, dass immer mehr Flächen umgewidmet würden: Statt Büros entstehen Wohnungen, Hotels oder Flüchtlingsunterkünfte.

Der Boom geht wohl erst mal weiter. Investment-Experte Stecker rechnet für dieses Jahr bei Münchner Gewerbeimmobilien mit einem Verkaufsvolumen von mindestens sechs Milliarden Euro. Damit wäre der bisherige Rekord aus dem Jahr 2007 fast eingestellt.

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