Modernes Bauen:Schiefer - ein vielschichtiger Stein

Jahrzehntelang von anderen vermeintlich billigen Baustoffen verdrängt, feiert das vielseitige Naturprodukt ein Revival.

Antje Rößler

Schiefer ist ein ganz besonderes Gestein: Dank seiner einzigartigen Struktur, der Schieferung, lässt er sich in dünne Platten spalten. Dafür war eine lange geologische Entwicklung vonnöten. Viele Schiefervorkommen entstanden vor etwa 400 Millionen Jahren. Zuerst wurde verwittertes Gestein durch Flüsse und Wind zum Urmeer getragen, wo es sich in feinen Schichten als Tonschlamm absetzte.

Diese Ablagerungen konnten auf mehrere tausend Meter anwachsen; durch den entstehenden Druck bildete sich Tonstein. Bei der späteren Entstehung von Gebirgen erhielt der Schiefer seine besondere Struktur: Hoher Druck und Temperaturen über 300 Grad Celsius pressten den Stein in parallele dünne Schichten.

Lange Zeit ein Luxusprodukt

Seine Spaltbarkeit macht das Naturmaterial für die überlappende Dachdeckung geeignet. Zunächst kam es nur bei Kirchen, Schlössern oder Burgen zum Einsatz, denn Schiefer war lange Zeit ein Luxusprodukt. Erst im 19. Jahrhundert konnte sich auch der weniger wohlhabende Hausbesitzer ein Schieferdach leisten. In Abbauregionen prägte der Schiefer daraufhin das Gesicht ganzer Dörfer und Städte.

Im 20. Jahrhundert wurde der Schiefer durch industrielle Produkte verdrängt; Platten aus Blech, Kunststoff oder Zement galten als scheinbar billige Alternativen. Heute werden die Vorzüge des Natursteins wieder zunehmend gewürdigt. In Bezug auf Witterungsbeständigkeit und Langlebigkeit ist Schiefer nahezu unschlagbar. Bei Qualitätsschiefern wurden Standzeiten von mehr als 250 Jahren nachgewiesen. Die Burg Eltz in der Vordereifel beispielsweise wurde 1780 mit Schiefer eingedeckt. 206 Jahre später mussten Teile der Dächer erneuert werden - aber nur, weil die Nägel verrostet waren.

Auch in der Entsorgung präsentiert sich Schiefer als umweltfreundliches Material: Er kann wie normaler Bauschutt behandelt werden; Schiefermehl dient sogar als Bodenverbesserer. Ehemals zum Schieferabbau genutzte Flächen können anschließend völlig unbelastet der Natur zurückgegeben werden. Dabei entstehen Biotope, die vielen Tier- und Pflanzenarten neue Lebensräume bieten.

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