Modernes Bauen:Naturstein mit Glamour-Effekt

Umweltfreundlich, wetterfest und optisch reizvoll: Schiefer avanciert zum modernen Baumaterial nicht nur für Dächer sondern auch im Innenraum.

Antje Rößler

Seit Jahrhunderten haben sich Schieferplatten auf Dächern und Fassaden bewährt. Zunehmend darf der grau-blaue Naturstein seine Qualitäten jedoch auch im Umfeld moderner Architektur zeigen.

"Schiefer ist ein Naturprodukt und entspricht gleichzeitig den Anforderungen eines Baustoffes der Zukunft", stellt Georg Guntermann von der Arbeitsgemeinschaft Schiefer (Arge Schiefer) fest. Der Vorsitzende dieser Interessenvertretung deutscher Schieferfirmen spricht gar von einem "Baustoff par excellence". "Schiefer findet bei Neubau, Sanierung und Renovierung immer mehr Anhänger", stellt Guntermann fest.

Absatz versiebenfacht

Diese Tendenz beobachtet man auch beim Schiefer-Fachverband in Deutschland (SVD). "In den vergangenen 20 Jahren hat sich der Absatz versiebenfacht", berichtet Dirk Ackermann, Mit-Geschäftsführer des Schieferproduzenten-Verbandes. "Das liegt erstens am Trend zum Naturprodukt. Zweitens geht die Entwicklung weg vom Flachdach und hin zum geneigten Dach, das für Schiefer geeignet ist."

Die Kosten eines Schieferdachs hängen entscheidend von der Herkunft des Gesteins ab. "Importschiefer aus Spanien oder Frankreich ist im Einkauf deutlich preiswerter als deutscher Schiefer. Dort gibt es riesige Gruben, die rationellere Gewinnungs- und Verarbeitungsmethoden ermöglichen", sagt Dachdeckermeister Klaus Scheidig aus dem thüringischen Saalfeld.

Auf ganz unterschiedliche Weise kann Schiefer das Haus bedecken. Für die Dach- und Wandverkleidung gibt es immerhin 13 verschiedene Deckarten mit mehr als 100 Varianten. "Am häufigsten kommt in Deutschland die anspruchsvolle 'Altdeutsche Deckung' vor, bei der Steine mit sehr unterschiedlicher Länge und Breite verwendet werden", erklärt Scheidig.

Hohe Lebensdauer

"Seit etwa 30 Jahren kommen jedoch standardisierte Formate und einfachere Verlegetechniken zum Einsatz, die kostengünstiger sind als bei traditionellen Deckarten." Betrachte man die gesamte Nutzungsdauer, sei Schiefer heute nicht teurer als andere Materialien. "Den höheren Investitionskosten stehen die langfristig günstige Wartung sowie die hohe Lebensdauer gegenüber", stellt der Dachdecker fest.

Schiefer gilt als eines der langlebigsten Bedachungsprodukte überhaupt. "Guter Schiefer hält mindestens 90 Jahre", weiß Dirk Ackermann vom SVD. "Bedenkt man die unkomplizierte Gewinnung, die einfache Bearbeitung sowie die lange Lebensdauer, so hat das Naturprodukt Schiefer eine ausgezeichnete Ökobilanz."

Auch Georg Guntermann von der Arge Schiefer ist von den Qualitäten des Natursteins überzeugt: "Schiefer hat keinerlei negative Auswirkungen auf die Umwelt und schützt das Haus optimal gegen Feuchtigkeit, Sturm und Frost. Er enthält zudem keinerlei gesundheitsgefährdenden Substanzen und trägt zu einem angenehmen Wohnklima bei." Die Einsatzmöglichkeiten des Natursteins sind vielfältig. "Verschiedene Deckarten, Formate und Farben erlauben einen individuellen Einsatz, der jedem Haus seinen spezifischen Charakter verleiht", sagt Guntermann.

Seinen Haupteinsatzbereich findet Schiefer nach wie vor an Dach und Fassade. Mario Müller, Geschäftsführer des Remscheider Herstellers Primero-Schiefer, verweist auf weitere Einsatzmöglichkeiten im Außenbereich von Gebäuden. "Der Stein ist für Terrassen, Balkone und Außentreppen ebenso geeignet wie für die Gartengestaltung, zum Beispiel bei Wegeplatten und Brunnen."

Das Material, das für Tradition steht, setzt auch in der zeitgenössischen Architektur Akzente. "Da Schiefer häufig bei Renovierungsarbeiten im Denkmalschutz-Bereich Verwendung findet, galt das Material bis vor wenigen Jahrzehnten als eher konservativ", erklärt Dirk Ackermann vom SVD. "Seit einigen Jahren gibt es jedoch einen Trend zu moderner Schiefer-Architektur."

Natürliches Oberflächen-Farbspiel

Diesen repräsentieren die Konstruktionen des Schweizer Architekten Alois Markus Fischer. Unweit von Zug in der Schweiz steht sein Komplex von sechs Einfamilienhäusern. Rechteckige Schieferplatten bekleiden die Fassaden der schnörkellosen, kubischen Gebäude. Der Architekt will auf diese Weise die ästhetischen Vorzüge des Natursteins zur Geltung bringen: "Die Vielfalt der einzelnen Schieferplatten lässt ein wunderschönes, sich je nach Wetterlage veränderndes Lichtspiel zu. Die Anthrazitfarbe steht dabei im Kontrast zum Grün der umgebenden Natur."

Die Kontrastwirkungen, die sich mit Schiefer erzielen lassen, haben es auch den Münchner Architekten Bettina Seeger und Matthias Ullmann angetan. Sie entwarfen ein barrierefreies Niedrigenergiehaus im oberfränkischen Hof. "Schiefer erzeugt eine lebhafte und natürliche Oberfläche. Der Wechsel mit der Lärchenholzfassade im Eingangs- und Terrassenbereich stellt einen spannenden Warm-Kalt-Kontrast dar", begründen die Architekten ihre Entscheidung für den grau-blau schimmernden Stein.

Auch im Innenraum wird Schiefer zunehmend eingesetzt. Allein für Fußböden und Innenwandverkleidungen ist die Auswahl an Farben und Formaten schier unüberschaubar. Mario Müller nennt weitere Verwendungsmöglichkeiten: "Auch für Tische, Küchenplatten, Einfassungen von Badewannen und Waschtische, Fensterbänke, Treppenstufen sowie Kaminplatten bewährt sich Schiefer als abwechslungsreicher und strapazierfähiger Baustoff."

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