Mobiler Bezahldienst Square:Großes Geld mit kleinen Beträgen

Twitter Prices At $23-25 Per Share Ahead Of IPO

Jack Dorsey hat 2006 Twitter mitgegründet. 2009 errichtete er gemeinsam mit Jim McKelvey die Firma Square.

(Foto: Simon Dawson/Bloomberg)
  • Das Start-up Square ist ein Dienst, mit dem jeder Zahlungen per Kreditkarte annehmen kann - selbst bei kleinen Beträgen. Auch Überweisungen oder Direkteinzahlungen auf Konten sind möglich.
  • Für Banken und Kreditkartenunternehmen ist der Rivale aus Kalifornien eine Bedrohung, weil er in fast allen Geschäftsbereichen aktiv ist und rasch wächst .
  • Für amerikanische Kunden ist Square vor allem attraktiv, weil es sonst relativ kompliziert ist, Geld von einem Konto zum anderen zu übertragen - meistens wird das noch per Scheck gemacht .

Von Kathrin Werner

Die Geschichte von Square beginnt mit einem Glasbläser in St. Louis mitten in Amerika, weit weg von der Wall Street oder dem Silicon Valley. Jim McKelvey verkaufte seine Werke in seinem Studio. Wer etwas erwerben wollte, musste bar bezahlen. Amerikaner tragen aber nicht gern Bargeld mit sich herum, fast überall kann man mit Karte zahlen. Bei McKelvey nicht, sein Studio war zu klein. Die Folge: Viele seiner Kunden gingen zum Geldautomaten - und kamen nie wieder.

McKelvey hat einen berühmten Freund: Jack Dorsey. Der hat Twitter mitgegründet, ist reich und ein Tüftler. Er wollte seinem Freund helfen. Die beiden haben sich vorgenommen, einen Dienst zu erfinden, mit dem jeder Zahlungen per Kreditkarte annehmen kann. Aus der Idee wurde ein Unternehmen: 2009 haben Dorsey und McKelvey " Square" gegründet.

Wie Square funktioniert

Die Firma mit Sitz in San Francisco, nicht weit weg von Twitter, baut einen kleinen, flachen, quadratischen Apparat, den man in Smartphones oder Tablets wie das iPad stecken kann. Auf dem Display sehen die Kunden eine Art Kassenbon, den sie mit dem Finger unterschreiben. Wer will, kann sich die Quittung gleich selbst per E-Mail schicken. Square bekommt eine kleine Gebühr.

Die Idee kam an - bei Starbucks und Whole Foods und bei jedem zweiten Flohmarkt-Stand in Amerika. Inzwischen gibt es die mobilen Square-Bezahlsysteme auf der ganzen Welt, in 130 Währungen. In den USA haben die Menschen im vergangenen Jahr mit jeder vierten aktiven Kreditkarte mindestens eine Transaktion über Square gemacht.

Seit den Anfangstagen haben die Gründer das Unternehmen noch weiterentwickelt, zum Beispiel gibt es inzwischen einen Bezahldienst, bei dem sich Kunden vorher anmelden können. Dann können sie bezahlen, indem sie an der Kasse ihren Namen nennen, der Verkäufer ruft das Square-Profil auf, sieht ein Foto des Kunden, mit einem Klick ist die Rechnung bezahlt - als Bestätigung gibt es eine SMS, damit man prüfen kann, ob alles stimmt. Man muss nichts mehr mitbringen zum Shoppen, kein Geld, keine Kreditkarte, kein Handy.

Das Unternehmen expandiert immer weiter: Überweisungsdienste, Direkteinzahlung auf Konten, seit dem vergangenen Jahr vergibt es auch Kleinkredite für Unternehmen, die Square als Bezahlsystem nutzen. Viele sind zu klein, um bei Banken eine Chance zu haben - aber für Square lohnt sich das Geschäft, die Margen sind besser als bei den Bezahldiensten.

Klein, jung - und bedrohlich

Für die Banken und Kreditkartenunternehmen ist der junge Rivale aus Kalifornien eine Bedrohung, er tummelt sich in fast allen ihren Geschäftsbereichen und wächst rasch. Vor Kurzem hat es Square sogar geschafft, einen der wichtigsten Marketingmanager von Visa abzuwerben. Angeblich arbeitet das Unternehmen gerade mit Google an einem Projekt, das eine Alternative zu dem neuen mobilen Bezahlsystem Apple Pay werden soll. Auch berühmte Wagniskapitalgeber wie Sequoia Capital haben in Square investiert und dem Start-up eine Bewertung von sechs Milliarden Dollar eingebracht. Sie hoffen, dass Square mit den vielen Daten, die es über Unternehmen und Kunden jeden Tag einsammelt, irgendwann Geld verdienen kann.

Für amerikanische Kunden ist auch Squares kostenloser Überweisungsdienst interessant. Square Cash funktioniert über eine App oder per E-Mail. In der Handy-App sind es nur ein paar Klicks, wenn man sich vorher registriert hat. Per E-Mail ist es noch einfacher. Man schreibt eine ganz normale Mail an die Person, der man Geld überweisen will, in die CC-Zeile kommt cash@square.com. Zwei Minuten später kommt eine E-Mail von Square mit einem Link zurück, über den man die Daten der Bankkarte eingeben kann. Dann erhält auch der Adressat eine Mail von Square und gibt seine Daten ein. Zwei Tage später ist das Geld auf dem Empfängerkonto. Bislang funktioniert das nur in den USA. "Alle Informationen, die unsere Kunden uns mitteilen, sind verschlüsselt und laufen über sichere Server", teilt das Unternehmen mit. "Sicherheit ist unsere Top-Priorität."

Warum Square so gut ankommt

Um zu verstehen, warum ein solcher Service für Amerikaner interessant ist, muss man wissen, wie kompliziert es sonst ist, Geld von einem Konto zum anderen zu übertragen. Meistens macht man das in den Vereinigten Staaten noch immer per Scheck. Die meisten Menschen schreiben Monat für Monat einen Scheck für den Vermieter. Selbst die Steuer bezahlt man per Scheck, den man per Post verschickt.

Überweisungen wie in Deutschland gibt es eigentlich fast gar nicht - vor allem, weil das sogenannte Wiring Gebühren kostet, für den Versender und den Empfänger. Entsprechend groß ist das Interesse an gebührenfreien Transaktionen - ohne lästiges Ausfüllen knittriger Schecks. Das haben neben Square auch andere Unternehmen erkannt, zum Beispiel das Start-up Venmo, auch Google Wallet bietet ähnliche Dienste. Die Geldwelt ändert sich.

Natürlich kann man heutzutage auch Glasobjekte von Square-Mitgründer McKelvey bestellen - und per Square bezahlen.

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