Minus wegen Postbank-Kauf:Gelbfieber bei Deutscher Bank

Auch eine Deutsche Bank muss so einen Brocken erst einmal verdauen: Die Übernahme der Postbank drückt das Institut tief ins Minus. Und jetzt verurteilte auch noch ein Gericht die Bank.

Die Übernahme der Postbank hat die Deutsche Bank im dritten Quartal tief in die roten Zahlen gestürzt. Mit 1,2 Milliarden Euro fiel der Verlust allerdings etwas niedriger aus als Analysten prognostiziert hatten.

Post und Deutsche Bank

Die Logos der Postbank (rechts) und der Deutschen Bank. Mit dem Kauf der Postbank will die Deutsche Bank krisensicherer werden. Doch zunächst muss sie noch einmal tief in die Tasche greifen.

(Foto: dpa)

Die Deutsche Bank musste eine Abschreibung auf die Beteiligung der Postbank in Höhe von 2,3 Milliarden Euro vornehmen. Die Abschreibung war notwendig geworden, weil der Firmenwert der Postbank zu hoch eingeschätzt worden war. Diese Belastung wollte die Deutsche Bank so schnell wie möglich aus den Büchern tilgen und packte sie auf einmal ins dritte Quartal.

Aber auch ohne diese Sonderbelastung hätte der deutsche Branchenprimus zurückstecken müssen: Ohne die Abschreibung kam das Institut auf einen Gewinn von 1,1 Milliarden Euro und verfehlte damit die Vorgabe des vorangegangenen Quartals. Damit büßte die Bank für rückläufige Erträge im Investmentbanking. Insgesamt halbierte sich der Gewinn in den ersten neun Monaten auf 1,7 (Vorjahr: 3,6) Milliarden. Allerdings litten die Konkurrenten der Deutschen Bank zuletzt unter teilweise noch deutlich stärker rückläufigen Erträgen im Investmentbanking.

Ackermann zufrieden

Vorstandschef Josef Ackermann zeigte sich daher zufrieden: "Das Ergebnis des dritten Quartals hat verdeutlicht, wie robust unser Geschäftsmodell auch in einem herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Umfeld inzwischen ist", schrieb er an die Aktionäre.

Im Kapitalmarktgeschäft, dem traditionell größten Gewinnbringer für die Deutsche Bank, half ihr ein Endspurt zum Quartalsende. Nach zwei flauen Sommermonaten habe sich das Handelsgeschäft Ende September deutlich erholt.

Während andere Großbanken mit Einbrüchen zu kämpfen hatten - die Schweizer UBS rutschte im Investmentbanking sogar in die Verlustzone -, steigerte die Deutsche Bank den Gewinn in der Sparte vor Steuern sogar um zwölf Prozent auf 1,1 Milliarden Euro, die Erträge blieben nur knapp hinter dem boomenden Vorjahresquartal zurück.

Auch das Geschäft mit Privat- und Firmenkunden zog an: Der Gewinn vor Steuern legte um fast zwei Drittel auf 245 Millionen Euro zu, auch weil die Risikovorsorge weiter sank.

Hohe Erwartungen an 2011

Der Kauf der Postbank, für den die Deutsche Bank sich im September mehr als zehn Milliarden Euro frisches Kapital besorgt hatte, soll das Privatkundengeschäft aufwerten und die Gewinne damit stabilisieren.

Für das kommende Jahr hat sich die Deutsche Bank im Konzern einen Vorsteuergewinn von zehn Milliarden Euro vorgenommen. Um diesen zu erreichen, müssten sich allerdings vor allem noch die Zinsen normalisieren, schränkte Ackermann ein.

Analysten haben Zweifel, ob die Bank ihr Ziel 2011 erreicht. Noch ist die Bank relativ davon entfernt: Auch ohne den Postbank-Sondereffekt lag der Vorsteuergewinn von Januar bis September nur bei 5,6 (4,4) Milliarden Euro. Auch das - in der deutschen Öffentlichkeit umstrittene - Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent vor Steuern ist längst nicht geschafft: In den ersten neun Monaten erreichte die Bank bereinigt 18 Prozent, im dritten Quartal nur 13 Prozent.

Eine Gewinnprognose für das laufende Jahr gibt Ackermann weiterhin nicht. "Das hat mich überrascht", sagte Analyst Konrad Becker von Merck Finck.

Georg Kanders von der WestLB sagte, das Quartal sei besser gelaufen als erwartet: "Im Investmentbanking und im Privatkundengeschäft ist die Bank klar besser als die Schätzungen. Vor allem das Investmentbanking war extrem gut." Im vorbörslichen Handel legte die Deutsche-Bank-Aktie um 0,9 Prozent zu.

Unterdessen hat das Stuttgarter Oberlandesgericht im Streit zwischen vier oberschwäbischen Kommunen und der Deutschen Bank um riskante Finanzgeschäfte das Kreditinstitut zu Schadenersatz verurteilt.

Ein Zivilsenat verpflichtete die Deutsche Bank zur Zahlung von 710.000 Euro. Einzelheiten zur Begründung lagen zunächst nicht vor. Der Abwasserzweckverband Mariatal hatte bei Zinsgeschäften eine halbe Million Euro verloren.

Das Urteil hatte sich schon nach der mündlichen Verhandlung angedeutet. Der Zivilsenat hatte damals darauf hingewiesen, dass die Bank Fehler gemacht und ein hochspekulatives Produkt angeboten habe. Ein Vergleich scheiterte.

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