Milliardenbetrüger Madoff:Retten, was noch zu retten ist

Das Prinzip Vorsorge nach Madoff: Der Milliardenbetrüger wollte kurz vor seiner Festnahme noch Schecks versenden - über 173 Millionen Dollar.

Im größten Betrugsfall der Finanzgeschichte haben Ermittler im Schreibtisch des Wall-Street-Brokers Bernard Madoff rund 100 bereits unterzeichnete Schecks gefunden. Gesamtwert: Mehr als 173 Millionen Dollar (rund 130 Millionen Euro).

Milliardenbetrüger Madoff

Milliardenbetrüger Madoff - kurz vor der Festnahme wollte er noch Geld in Sicherheit bringen.

(Foto: Foto: dpa)

Mit den Schecks habe der 70-Jährige unmittelbar vor seiner Festnahme Teile des in seiner Firma noch verblieben Geldes an Verwandte, Freunde und Mitarbeiter verteilen wollen, wie die US-Staatsanwaltschaft in New York Medienberichten zufolge mitteilte.

Der mutmaßliche Milliardenbetrüger habe die Schecks nur deshalb nicht abgeschickt, weil er kurz vorher festgenommen worden sei. Die Absicht zum Versenden der Schecks sei Teil eines größeren Plans gewesen, sein verbliebenes Vermögen vor der Festnahme noch in Sicherheit zu bringen.

Noch nach seiner vorübergehenden Festnahme hatte Madoff den Ärger der Ermittler auf sich gezogen, weil er Gold, Edelsteine und wertvolle Uhren im Wert von einer Million Dollar per Post an Familie und Freunde verschickt und damit gegen die Auflagen der Justiz verstoßen haben soll.

Derzeit steht Madoff gegen eine Kaution von zehn Millionen Dollar unter Hausarrest, den er in seinem luxuriösen Apartment in Manhattan verbringt. Die Entscheidung über Untersuchungshaft für Madoff wurde erneut vertagt. Auch britische Behörden haben inzwischen Untersuchungen gestartet.

Die Ermittler konzentrieren sich nach eigenen Angaben auf Madoffs Geschäfte und seine Opfer in Großbritannien. Die dortige Großbank HSBC etwa beziffert die Einbußen auf bis zu eine Milliarde Dollar (730 Millionen Euro), die Royal Bank of Scotland (RBS) vermutet einen Schaden von 400 Millionen Pfund (440 Millionen Euro).

Schneeball-System im Wert von 50 Milliarden Dollar

Madoff wird vorgeworfen, Investoren als Chef seiner Vermögensberatung mit einem riesigen Schneeball-System um rund 50 Milliarden Dollar gebracht zu haben, Mitte Dezember war der Skandal aufgeflogen.

Derzeit steht der jahrelang angesehene Geschäftsmann gegen eine millionenschwere Kaution in seinem New York Nobel-Appartement unter elektronischer Überwachung. Die Staatsanwaltschaft fordert bereits seit längerem Untersuchungshaft. Darüber wolle der zuständige Richter nun am Freitag oder Anfang nächster Woche entscheiden, berichteten das Wall Street Journal und andere Medien übereinstimmend.

Madoff hatte seinen Anlegern über Jahrzehnte beständig hohe Gewinne versprochen, die er in Wirklichkeit gar nicht erzielt haben soll. An die Investoren schüttete er stattdessen Geld aus, das er von immer neuen Anlegern bekam.

Zweiter Fall Madoff

Offenbar gibt es in den USA inzwischen einen zweiten Fall Madoff. Der Händler Joseph Forte habe Investoren wie Madoff mit einem Schneeball-System betrogen, erklärte die US-Börsenaufsicht SEC. Deshalb habe die Behörde Forte angeklagt und per Eilverfahren alle seine Vermögenswerte einfrieren lassen.

Der Umfang des neuen Skandals beträgt mit 50 Millionen Dollar jedoch nur ein Tausendstel des Falls Madoff. Forte gab sich den Behörden zufolge seit 1995 als Währungs- und Rohstoffhändler aus. Tatsächlich habe er jedoch nie gehandelt und Überschüsse erzielt, sondern Gewinnausschüttungen lediglich mit dem Geld neuer Investoren finanziert.

Seinen rund 80 Investoren, darunter mindestens eine Wohltätigkeitsorganisation, habe er trotz fallenden Aktienkursen Renditen von bis zu 30 Prozent versprochen. Der Manager aus dem Großraum Philadelphia ist laut Behördenangaben geständig.

Die US-Börsenaufsicht war für ihr Vorgehen im Fall Madoff heftig kritisiert worden, die Behörde selbst hatte Versäumnisse zugegeben.

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