MDax auf Rekordkurs:Gespenstischer Börsenboom

Das Feiern von Meldungen scheint an den Börsen derzeit wichtiger als die nüchterne Analyse. Bleibt die Frage, wie lange das gut geht. Ein Kommentar von Thomas Öchsner

Wer mit Aktien spekuliert, kann derzeit viel Geld verdienen. Weltweit steigen die Kurse. In Deutschland ist der Dax so hoch wie zuletzt Ende 2000. Der MDax, der Index für 50 wichtige Nebenwerte, kletterte am Donnerstag sogar erstmals über 10.000 Punkte. Die Anleger tun derzeit so, als lebten sie in der besten aller Börsenwelten. Doch dieses Spiel kann nicht mehr lange gutgehen.

Sicher, im Moment spricht viel dafür, dass sich die Aktienrally fortsetzt: Die Weltwirtschaft läuft 2007 besser als zunächst gedacht. In den USA hat die Angst vor einem Konjunktureinbruch nachgelassen. In Amerika und Europa melden die Unternehmen überwiegend gute Ergebnisse.

Hedge-Fonds und Beteiligungsfirmen schwimmen in Geld, das sie besonders gern in deutsche Unternehmen stecken. Und es wird wieder viel über Übernahmen geredet - auch das treibt die Kurse nach oben. Die Anzeichen, dass die Anleger langsam verrückt spielen, sind aber nicht zu übersehen.

Übertriebene Kurssprünge

Jede positive Nachricht wird gefeiert, statt sie nüchtern zu analysieren. Die Infineon-Aktie steigt an einem Tag um bis zu zwölf Prozent, bloß weil Nokia den Chipkonzern als Zulieferer für neue Mobiltelefone ausgewählt hat - dabei ist das Geschäftsvolumen noch gar nicht bekannt.

Die Papiere des Dialyseherstellers Fresenius Medical Care ziehen um sieben Prozent an, bloß weil US-Präsident George W. Bush die Zahlungen für Dialyse-Patienten verlängern will - den gleichen Plan hatte er schon vor einem Jahr nicht durchsetzen können. Der Ölpreis legt wieder zu, auch die Zinsen steigen. Beides ist Gift für den Aktienmarkt, aber die Anleger wollen davon nichts wissen.

Wer darauf vertraut, dass dieses Mal alles anders ist, könnte eine böse Überraschung erleben. Die Märkte sind reif für einen Rückschlag.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: