Es ist eine der Statistiken, die man nicht wörtlich nehmen sollte. Aber sie sagt doch viel darüber aus, wie wichtig dieses Finanzprodukt für das Volk ist: Rein rechnerisch hat jeder Deutsche mehr als eine Lebensversicherung. Knapp 90 Millionen Verträge gibt es. Allein zehn Millionen davon haben Versicherte mit dem Marktführer Allianz geschlossen.
Für die Kunden gab es nun eine schlechte Nachricht: Im kommenden Jahr erhalten sie einen deutlich geringeren Zins für ihre Policen als noch 2012. Er sinkt von 4,0 auf 3,6 Prozent. Kunden, deren Versicherung 2013 ausläuft, erhalten zwar noch einen Schlussüberschuss und einen Anteil an den stillen Reserven des Unternehmens - sie kommen damit insgesamt auf 4,2 Prozent Verzinsung. Aber auch das sind 0,3 Prozentpunkte weniger als 2011.
Der Zins bei Lebensversicherungen setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Zum einen gibt es den Garantiezins: Den erhalten Kunden in jedem Fall. Außerdem zahlen die Versicherer eine Überschussbeteiligung an ihre Kunden aus, also einen Anteil am Gewinn des Unternehmens. Dass dieser nun bei der Allianz sinkt, ist ein Signal für die gesamte Branche - und kein gutes: "Es ist davon auszugehen, dass die Überschussbeteiligung bei nahezu allen Versicherern zurückgeht", meint Axel Kleinlein, Chef des Bundes der Versicherten. "Dass sie das jedoch so massiv tut, ist ein Armutszeugnis für die Branche." Die Unternehmen, so Kleinlein, seien relativ gut durch die Krise gekommen. Die deutlichen Abstriche bei den Erträgen der Lebensversicherungen, die Kunden nun tragen müssten, sei daher "alles andere als fair".
Kurz vor der Allianz hatte auch die Ergo die laufende Verzinsung gesenkt. Sie geht um 0,6 Prozentpunkte auf 3,2 Prozent zurück. Die Alte Leipziger zahlt ihren Kunden 2013 nur noch 3,35 Prozent - ein Minus von 0,5 Prozentpunkten. Bei der DEVK liegt der Zins bei 4,0 Prozent (minus 0,1).
Grund für die geringeren Überschüsse ist die anhaltende Niedrigzinsphase an den Finanzmärkten. Die deutschen Lebensversicherer haben das Geld ihrer Kunden zu fast 90 Prozent in festverzinslichen Wertpapieren angelegt - etwa in Staatsanleihen. Diese bringen deutlich weniger Ertrag als früher. Deswegen fallen auch die Beteiligungen, die an die Kunden ausgezahlt werden, geringer aus.