Marktanteile im Bankensektor:Wer mit wem?

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Der Bankensektor ist in Bewegung gekommen. Denn nur durch Zusammenschlüsse lassen sich noch Marktanteile erobern. Eine strategische Position hat dabei die Postbank inne.

Martin Hesse

Jedes Jahr verschwinden in Deutschland Banken. 24 waren es allein 2007. Selten geschieht das so spektakulär wie bei der SachsenLB, die an den Folgen der Kreditkrise zerbrach und bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) unterkam. Doch die Krise könnte dazu führen, dass sich der Prozess beschleunigt. Denn am US-Hypothekenmarkt haben sich in Deutschland vor allem Banken verzockt, die zu klein und schwach waren, in ihrem Kerngeschäft zu wenig verdienten und sich deshalb auf riskante Spekulationen einließen.

Nun kommt der Markt in Bewegung. Auf der einen Seite verhandeln Landesbanken - bisher weitgehend erfolglos - über Zusammenschlüsse. Vor allem die WestLB gilt allein als zu schwach. Als Partner waren die LBBW, die BayernLB und die Helaba im Gespräch. Einig wurde man sich jedoch ebenso wenig wie die LBBW und die BayernLB bei der angedachten Süd-Allianz. Zuletzt zeichnete sich ab, dass die Landesbanken zunächst die schlimmsten Folgen der Kreditkrise bewältigen wollen, ehe sie wieder über Zusammenschlüsse verhandeln.

Parallel bemüht sich der Sparkassenverbund, schlagkräftiger zu werden. Als wichtiger Schritt galt die Übernahme der Landesbank Berlin durch den Sparkassenverband. Die Sparkassen und die Genossenschaftsbanken sind die härtesten Konkurrenten für die privaten Banken im Geschäft mit Privatkunden und kleinen Firmen. Deshalb versuchen vor allem die Großbanken, ihre Marktanteile durch Übernahmen auszubauen. So kaufte die Deutsche Bank die Berliner Bank und die Norisbank. Doch um ihre Marktanteile nennenswert zu vergrößern, bleiben der Deutschen Bank, der Commerzbank, der Postbank sowie der Dresdner Bank als Tochter der Allianz und der Hypo-Vereinsbank als Tochter von Unicredit nur Fusionen untereinander.

Begehrte Postbank

Eine Schlüsselrolle kommt dabei der Deutschen Post zu, die einen Verkauf ihrer Mehrheit an der Postbank prüft. An der Post ist wiederum der Bund über die Förderbank KfW mit 31 Prozent beteiligt, so dass der Verkauf ein Politikum ist. Die Regierung sieht in der Postbank offenbar die letzte Möglichkeit, aktiv die Stärkung des Bankenstandortes Deutschland zu betreiben. Diskutiert wird in der Regierung, neben der Deutschen Bank, die als einzige internationale Bedeutung hat, einen zweiten nationalen Champion zu schaffen. Das würde dafür sprechen, die Postbank mit der Commerzbank oder der Dresdner zusammenzubringen.

Doch gibt es offenbar auch Überlegungen, das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank durch eine Zusammenlegung mit der Postbank zu stärken, wie es 2004 schon mal geplant war. Sowohl Deutsche-Bank-Chef Ackermann als auch Commerzbankchef und CDU-Mitglied Klaus-Peter Müller verfügen über beste Verbindungen ins Kanzleramt. Wer den Zuschlag bekommt, dürfte auch davon abhängen, wer am überzeugendsten darlegen kann, wie er möglichst viele Arbeitsplätze bei einer fusionierten Postbank bewahren will.

Kommt die Deutsche Bank bei der Postbank zum Zuge, könnte die Allianz versuchen, in einer Art Koalition der Verlierer die Dresdner Bank mit der Commerzbank zusammenzubringen. Ob es zu irgendeiner dieser Lösungen kommt, ist jedoch offen - auch ausländische Institute dürften die Postbank umwerben. Schließlich ging auch die Hypo-Vereinsbank an den ausländischen Konkurrenten Unicredit. Mit der EU-Kommission dürften die Ausländer darauf drängen, dass sie in einem Verkaufsprozess nicht benachteiligt werden.

© SZ vom 28.3.2008/jkf/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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