Liebe, Hoffnung, Freundschaft:Alles hat seinen Preis

Geld

Alles, wirklich alles hat seinen Preis im Leben. (Symbolbild)

(Foto: dpa)

Die wirklich wichtigen Dinge im Leben kann man nicht kaufen? Von wegen! Den meisten kann man sogar einen ziemlich genauen Wert zuordnen. Wir haben mal nachgerechnet. Konsequent.

Nichts ist umsonst im Leben. Wir zahlen morgens für die Breze beim Bäcker, wir zahlen mittags für Hauptgericht 2 in der Kantine, wir zahlen für das Abendbrot im Supermarkt. Wir sind umgeben von Preisen. Neben dieser schnöden Erkenntnis gab es aber immer auch das tiefere Wissen darüber, dass die wirklich wichtigen Dinge des Lebens unbezahlbar sind. Glaube, Liebe, Hoffnung, das Lächeln eines Kindes. Dann aber schleichen sich erste Zweifel ein. Gerichte haben darüber entschieden, wie viel das Leben eines Menschen wert ist. Dass Liebe käuflich ist, wusste man auch schon. Und der Glaube? Kirchensteuer! Die SZ hat das konsequent zu Ende gedacht und festgestellt: Alles, wirklich alles hat seinen Preis im Leben.

Die Hoffnung: 78,52 Euro

Die Hoffnung auf ein besseres Leben kostet ein Los. Darauf, sich überhaupt ein oder ein größeres Haus kaufen zu können, einen Gelände- oder Sportwagen oder edle Anzüge und maßgefertigte Schuhe. Etwa 20 Millionen Deutsche spielen jede Woche Lotto, 1,51 Euro setzt ein Spieler dabei im Schnitt ein, 78,52 Euro im Jahr. Fast alle wissen, dass sie nie Millionen gewinnen werden und gewinnen sie auch nie. Die wenigen, die der Zufall bestimmt, erleben ein paar glückselige Tage, vielleicht eine Woche, dann lässt das Gefühl nach, so funktioniert das Gehirn. Es ist die Hoffnung auf sozialen Aufstieg und Anerkennung, die viele beim Lottospielen begleitet.

Es gibt eine andere Hoffnung, sie heißt Sofortrente und bedeutet Freiheit, zumindest stellt man sich das so vor. Die Freiheit, zu tun und zu lassen, was man will, weil man weiß, dass trotzdem jeden Monat Geld auf dem Konto erscheint. Wenn man ehrlich ist, würde man dann gar nicht so viel anders machen. Weniger Pflicht, mehr Kür. Dieser Text wäre dann trotzdem entstanden.

Sophie Crocoll

Bildung: 30.000 Euro

Studium und Ausbildung weitgehend umsonst? Das ist ein Grundsatz des deutschen Bildungssystems. Doch Wort "umsonst" ist immer schnell gesagt und stimmt nur bedingt mit der Realität überein. Irgendwer muss schließlich für die Seminarräume, die Professoren und Universitäts-Verwaltungen bezahlen. Und das ist der Staat und damit der Steuerzahler.

So kostet die Allgemeinheit ein Medizinstudium etwa 30.000 Euro pro Jahr. Es ist deutlich teurer, als wenn jemand Germanistik oder etwa Politologie studiert. Außerdem werden sich Mediziner in spe im Laufe ihres Studiums einigen Kleinkram wie Lehrbücher, Stethoskop und Reflexhammer anschaffen müssen.

Geisteswissenschaftler müssen da nicht so tief in die Tasche greifen - die Gedanken sind immer noch frei. Aber damit nicht genug: Schließlich muss der angehende Arzt, Rechtsanwalt oder Lehrer auch für seinen Lebensunterhalt sorgen. Vor allem dann, wenn Mutti oder Vati nicht zahlen, sollte knallhart gerechnet werden: Nach Schätzung des Deutschen Studentenwerks belaufen sich die monatlichen Kosten - unter anderem für Wohnung, Ernährung, Kleidung, Kommunikation, Transport und Versicherungen auf 562 bis 1085 Euro.

Andreas Oldag

Der Glaube und das Geld - das war schon immer eine heikle Beziehung. Man denke nur an den Ablasshandel im Mittelalter. Geführt hat er am Ende zur Kirchenspaltung. Heute ist der Glaube deutlich günstiger zu haben. Aber so ganz ohne das Geld ihrer Mitglieder kommen die Kirchen noch immer nicht aus. Da ist zum einen die Kirchensteuer: Rund 9,3 Milliarden Euro ziehen katholische und evangelische Kirche jährlich von ihren gut 48 Millionen Mitgliedern in Deutschland ein. Im Schnitt macht das pro Kopf 194 Euro. Kinder sind da ebenso drin wie Rentner.

Tatsächlich zahlen müssen aber nur die, bei denen auch Einkommensteuer fällig wird. Die Kirchensteuer ist ein fester Prozentsatz davon: Sie macht je nach Bundesland acht oder neun Prozent der Steuerschuld aus. Ein Single, Monatsbrutto 4000 Euro, zahlt dann rund 800Euro im Jahr. Die Steuer ist aber nicht alles. Die Kirchen erhalten auch Fördermittel, Zuschüsse, Spenden und staatliche Leistungen. Bei der evangelischen Kirche etwa macht das nochmal gut zwei Milliarden Euro jährlich aus.

Andreas Jalsovec

Menschenleben: 1.129.381,21 Euro

Der Journalist Jörn Klare kam bei einer Recherche über Menschenhandel auf die Idee auszurechnen, wie viel ein Menschenleben in Heller und Pfennig wert ist. Dabei stützte er sich auf verschiedene Berechnungsmethoden und bildete den Durchschnitt daraus. Sein Ergebnis: Ein Menschenleben ist genau 1.129.381,21 Euro wert. Allein die chemischen Substanzen seines Körpers würden 1022 Euro einbringen, das Gewebe seiner Leiche 180.000 Euro. Noch höher schlagen potenzielle Schmerzensgelder zu Buche, die Klare auch einrechnete.

Nach den Anschlägen auf die New Yorker Zwillingstürme am 11. September 2001 rechnete ein Rechtsanwalt den Schadenersatz aus, der für Anschlagsopfer zu entrichten ist. Er legte zunächst die wirtschaftlichen Schaden zugrunde, die Angehörige erlitten, weil der Verdienst des Opfers ausfiel. Das führte dazu, dass Angehörige von Bankern mehr erhielten als die von Feuerwehrleuten. Für ihren Trauerschmerz bekamen die Angehörigen zudem 250.000 Euro pauschal plus 100.000 Dollar pro Partner und Kind.

Nach deutschem Recht wird der Trauerschmerz nicht ausgeglichen. Die Haftpflichtversicherung muss nur die Beerdigungskosten und den entgangenen Unterhalt leisten. Beim ICE-Unglück von Eschede, bei dem 101 Menschen starben, zahlte die Bahn eine Entschädigung von insgesamt 35 Millionen Euro. 200 Angehörige bekamen als Schmerzensgeld je 15.000 Euro - als freiwillige Leistung.

Harald Freiberger

Ach, die Liebe! Die Liebe geht man heutzutage strategisch an. Man nutzt Algorithmen und Persönlichkeitsanalysen und irgendwelche geheimen Formeln. Kurz: Man wird Mitglied bei einer Online-Partnerbörse. Der Anbieter Parship etwa vermeldet, dass zwei Drittel seiner Kunden binnen drei Monaten fündig werden. Die kürzeste Mitgliedschaft dauert trotzdem ein halbes Jahr - das muss also auch für die schwierigen Fälle reichen. Kostenpunkt: 269,40 Euro. Bis Schnäuzelchen und Mausebär zueinander finden, braucht es durchschnittlich vier Dates, sagt die Statistik.

An dieser Stelle muss man die Kalkulation splitten. Also: Für einen Mann mit Selbstachtung bedeuten vier Dates zum Abendessen in zwangloser Atmosphäre, dass er davon exakt vier die Rechnung übernimmt. Himmel, das ist hier keine Emanzipationsdiskussion, jetzt wird gebalzt! Unterm Strich macht das, wenn ihm Begleiterinnen mit überdurchschnittlich großem Appetit erspart bleiben, insgesamt etwa 200 Euro. Wenn er beim vierten Mal dann die künftige Lebensabschnittsgefährtin erwischt hat, möchte er vielleicht am nächsten Tag Blumen schicken: Ein Arrangement mit dem schönen Titel "So verliebt!" ist bei Fleurop aktuell mit 27 Euro im Programm, plus sechs Euro Versand. Macht alles in allem: 502,40 Euro.

Frauen dagegen dürfen annehmen, bei vier Dates dreimal eingeladen zu werden und einmal auf einen schlecht erzogenen Geizkragen zu treffen, der die Rechnung teilen lässt. Macht also für einmal Abendessen etwa 25 Euro, demonstrativ viel Trinkgeld inklusive. Zwischensumme: 294,40 Euro. In den drei Monaten ihrer Suche werden sie, abhängig von Alter und Sozialisierung, außerdem zweimal zum Waxing gehen - je nach Programm kostet das jeweils etwa 40 Euro. Glatte Haut und Liebe kosten demnach zusammen: 374,40 Euro.

Angelika Slavik

Eine Familie. Kinderglück. Unbezahlbar. Im wahrsten Sinne. Die Anschaffungskosten sind ja noch überschaubar. Wenn alles gut geht: gleich Null. Doch die Betriebskosten? Immens. Das beginnt schon beim ersten Zubehör: Wickelkommode, Kinderwagen, Babybettchen. Dann der Umzug in die größere Wohnung. Ein größeres Auto. Dazu kommen die laufenden Kosten: Windeln, Cremes, Puder, Feuchttücher, Brei im Glas, Babymilch... Gut, die Klamotten gibt's vielleicht auch Second Hand. Aber die Kita schlägt, je nach Elterneinkommen, ordentlich zu Buche.

Schlimmer wird's nur, sobald das Kind "ich will" sagen kann: Ich will Schokolade. Ich will in den Zoo. Ich will Geige spielen lernen. Dann die Einschulung: Ranzen, Stifte, Hefte, Bücher, Klassenfahrten. Klassenkameraden, die alle nur eine spezielle, besonders kostspielige Jeansmarke tragen. Mountainbikes, Reitstunden, Laptops, Smartphones. Samt monatlicher Telefonrechnung natürlich. Die kann das Kind schließlich nicht vom Taschengeld bezahlen. Taschengeld! Geburtstagsgeschenke. Geburtstagsgeschenke für Freunde, die das Kind zu ihrer Party einladen haben. Es kommt einiges zusammen: Etwa 550 Euro zahlen Eltern pro Monat, pro Kind, das sind 118.800 Euro bis es volljährig ist.

Silke Bigalke

Freundschaft: 1700 Euro

Das Sprichwort mit dem Geld und der Freundschaft kann man ja schon lange nicht mehr hören. Und es ist natürlich Quatsch. Denn beim Geld fängt die Freundschaft gerade einmal an: Amerikanische Wissenschaftler - und die wissen schließlich alles - haben kürzlich herausgefunden, dass reiche Menschen im Durchschnitt 30 Freunde als ideal erachten. Armen Menschen hingegen reichen sechs Freunde. Welchen Grund sollte es sonst für diese Diskrepanz geben, als dass die einen viele und die anderen eben nicht so viele Freunde unterhalten können?

Genau darum geht es nämlich bei Freundschaften. Geht man, ganz bescheiden, von zehn guten Freunden aus, sieht die Rechnung so aus: Für jeden ein Taschenbuch zu Weihnachten, eine Restauranteinladung zum Geburtstag, macht zusammen 600 Euro. Und das ist ja nur das Grundprogramm. Dazu kommt ein jährlicher Wellness-Urlaub (Freundin) oder Motorrad-Ausflug (Freund). Schon stehen etwa 1600 Euro auf der Rechnung. Aber Freunde hat man ja nicht nur für Geschenke und Urlaube, wichtig ist doch das Füreinander-Dasein: Bei Trennungsschmerz zusammen zum Friseur gehen (Freundin) oder in die nächste Bar (Freund): Macht unterm Strich 1700 Euro.

Malte Conradi

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