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Libyen: Wie Gaddafi den Krieg finanziert:Fort Knox in der Wüste

Muammar al-Gaddafis internationale Konten sind eingefroren - das schon. Aber die Sperrung der Depots fruchtet womöglich gar nicht. Denn der Diktator soll auf einer finanziellen Notreserve von 150 Tonnen Gold sitzen. Damit ließe sich der Krieg noch Jahre finanzieren.

Lässt sich die Kriegsmaschinerie von Muammar al-Gaddafi durch die Sperrung von Konten stoppen? Daran gibt es jetzt Zweifel - die internationalen Maßnahmen könnten weit weniger Wirkung entfalten, als erhofft. Denn neben den milliardenschweren Finanzreserven, die in den vergangenen Tagen teilweise eingefroren wurden, soll der Diktator über Unmengen von Gold verfügen, schreibt die Financial Times (FT).

Dabei könnte es sich um etwa 150 Tonnen im Wert von mehr als 6,5 Milliarden Dollar handeln. Dies sei die Goldmenge der libyschen Zentralbank, auf die Gaddafi direkt zugreifen kann. Die Reserven würden ausreichen, um die Finanzierung des Kriegs um Monate oder gar Jahre auszuweiten, so die FT.

Verfügt Gaddafi tatsächlich über die genannte Menge des Edelmetalls, rangieren seine Goldbestände unter den Top 25 der Welt. Zum Vergleich: Die USA verfügen über mehr als 8000 Tonnen an dem Münzmetall, die weltweite Nummer zehn - Indien - über circa 560 Tonnen.

Im Gegensatz zu den Zentralbanken anderer Staaten, die ihr Gold in internationalen Depots lagern, würden die Libyer das Edelmetall im eigenen Land horten. Zwar würde keine Internationale Bank das libysche Gold einfach so in Bargeld umtauschen - das verhindern die Sanktionen schon. Gaddafi könnte es aber über die abgelegenen Grenzen im Süden nach Tschad oder Niger schaffen lassen. Dort wäre ein Umtausch möglich. Das Geld würde in einen Ableger der Libyschen Auslandsbank fließen, welche wiederum zur Zentralbank des Landes gehört, schreibt die Financial Times weiter.

"Wenn ein Land wie Libyen seine Goldreserven liquide machen will, wird es wahrscheinlich in der Form eines Umtauschs erfolgen - entweder für Waffen, Nahrung oder Bargeld", sagte Walter de Wet von der Standard Bank der Zeitung.

Spekulation über Transporte in den Süden

Das libysche Gold wird normalerweise in der Zentralbank in Tripolis aufbewahrt. Es könnte aber schon längst in einen südlicheren Ort geschafft worden sein, etwa nach Sebha, wo die Unterstützung für den Despoten noch groß ist und die Entfernung zu den Nachbarstaaten klein.

Wenn dem so ist, spielt der hohe Goldpreis Gaddafi ebenfalls in die Hände. Der Preis für die Feinunze war in den vergangenen Wochen auf neue Rekordstände gestiegen und liegt bei etwa 1430 Dollar.

Allerdings ist Gaddafi womöglich noch gar nicht gezwungen, seine Goldreserven anzugreifen. Laut einem Bericht der New York Times von Anfang März hat der Diktator auch Zugriff auf Bargeldreserven in Höhe von etlichen Milliarden Dollar. Gaddafi stünden mit einiger Sicherheit Dutzende Milliarden Dollar in bar zur Verfügung, auf das er innerhalb Libyens zugreifen könne, schrieb die US-Zeitung unter Berufung auf einen US-Geheimdienstler. Das Geld sei bei der libyschen Zentralbank und anderen Banken in Tripolis gebunkert.

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