Süddeutsche Zeitung

Leitindex Dax legt kräftig zu:Gipfelkompromiss verleiht Flügel

Europas Politiker lassen die Börsianer jubeln: Nach dem Euro-Krisengipfel in Brüssel startete der Dax mit einem deutlichen Plus in den Handel. Besonders die Banken legten kräftig zu - dabei soll einigen von ihnen noch Geld fehlen, um die Gipfelbeschlüsse überhaupt umsetzen zu können.

Die Börse war kaum eröffnet, schon sprang der Dax nach oben: Beflügelt von den Beschlüssen des Euro-Gipfels gewann der Leitindex in den ersten Minuten mehr als drei Prozent. Im Laufe des Tages sprang er gar über die 6300-Punkte-Marke - und damit auf den höchsten Stand seit Anfang August. Auch in London, Paris, Mailand und Madrid öffneten die Börsen am Morgen im Plus. Besonders die Bankaktien profitierten von den Beschlüssen der europäischen Spitzenpolitiker. Die Aktien der Deutschen Bank sprangen um über neun Prozent, die der Commerzbank um etwa sieben Prozent. Weil sie wesentlich weniger griechische Staatsanleihen halten als andere europäische Banken, sind beide wesentlich weniger von dem höheren Schuldenschnitt betroffen.

Deutschlands Banken haben jedoch noch Arbeit vor sich: Vier der 13 größten Kreditinstitute fehlt nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters Kapital, um die erhöhten Anforderungen nach dem EU-Gipfel zu erfüllen. Deutsche Bank, Commerzbank , NordLB und die Landesbank Baden-Württemberg erfüllten bisher nicht die von Regulierern und Politik geforderten Kapitalquoten. Insgesamt brauchen die deutschen Banken 5,1 Milliarden Euro, um auf die harte Kernkapitalquote von neun Prozent zu kommen, die die Staats- und Regierungschefs in der Nacht beschlossen hatten. Dafür haben die Institute bis zum 30. Juni 2012 Zeit.

Die höhere Kapitalquote ist eine von mehreren Maßnahmen, auf die sich die Staats- und Regierungschefs der Euro-Zone nach langem Ringen in der Nacht zum heutigen Donnerstag geeinigt haben. Mit einem neuen Hilfspaket für Griechenland, einem Schuldenschnitt sowie einer Hebelung des Rettungsfonds EFSF wollen die Politiker die europäische Schuldenkrise in den Griff bekommen.

Analysten reagierten auf die Entscheidung mit Erleichterung, Anleger mit großer Risikofreude. "Es ist nicht der große Wurf, aber ein Schritt weiter", erklärte Gustav Horn, Direktor des IMK-Instituts. Allein die Tatsache, dass sich die Politiker zu einer Entscheidung durchgerungen haben, gebe Rückenwind, sagte Roger Peeters, Analyst bei Close Brothers Seydler Bank. "Das Ergebnis des Gipfels zeigt letztlich, dass Griechenland in der Euro-Zone bleiben wird", fasste Aktienstratege Heino Ruland von Ruland-Research zusammen.

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