Lehman Brothers: Untersuchungsbericht:Anleger in die Irre geführt

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Verhängnisvoll sei vor allem gewesen, dass Lehman kurzfristige Verbindlichkeiten laufend erneuern musste. Das funktionierte nur, solange die Bank das Vertrauen der Gläubiger besaß. Als das Vertrauen im Lauf der Krise wegbrach, musste Lehman scheitern. "Es ist kein Zufall, dass keine größere Investmentbank mit einem solchen Geschäftsmodell mehr exisitiert", heißt es in dem Bericht.

Vorwürfe gegen Wirtschaftsprüfer

Mit der Auslagerung von Schulden aus der Bilanz über sogenannte Repo-105-Transaktionen gelang es offenbar über längere Zeit, die Ratingagenturen ruhig zu halten und sich das Vertrauen der Anleger ungerechtfertig zu sichern. Mit den Transaktionen konnte vor allem der von den Agenturen besonders beachtete Verschuldungsgrad aufgehübscht werden. Auffällig ist, das Repo 105 für den normalen Geschäftsbetrieb nicht erforderlich gewesen wäre, sondern nur "um die Bilanzen zum Quartalsende zu verkleinern", zitiert der Untersuchungsbericht aus einer E-Mail.

Ex-Lehman-Vorstandschef Fuld war nach eigenen Aussagen nicht über Repo 105 informiert, heißt es in Medienberichten. Dem sollen Mitarbeiter allerdings widersprochen haben.

Schwere Vorwürfe erhob Valukas überdies gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, die "unter anderem versagt habe, die unsauberen oder unangemessenen Angaben in den Finanzberichten zu hinterfragen".

Das gilt auch für die Repo-105-Transaktionen. Ernst & Young habe sie gekannt, aber nicht unterbunden. Die Wirtschaftsprüfer hätten auch geduldet, dass diese Geschäfte nicht öffentlich gemacht wurden.

Klar scheint somit, dass das Wall-Street-Institut offenbar systematisch Anleger, Geschäftspartner und Aufsichtsbehörden in die Irre führte.

Hohe Sicherheiten für neue Kredite

Für seinen Bericht sichtete Anwalt Valukas zusammen mit seinem Stab mehrere Millionen Dokumente und führte zahlreiche Interviews zum spektakulären Pleitefall.

Der Niedergang von Lehman Brothers im September 2008 gilt als Höhepunkt der Finanzkrise. Ab diesem Zeitpunkt verloren die Banken jegliches Vertrauen untereinander. Nur das massive Eingreifen der Regierungen hielt die weltweiten Märkte notdürftig am Laufen. Lehman Brothers wurde im Eilverfahren zerschlagen, übrig blieben Zehntausende Geschädigte, darunter auch viele deutsche Kleinanleger.

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