Lebensversicherungen:Herbe Verluste für den Kunden

Deutsche, die ihre Police vorzeitig kündigen, erleiden noch höhere Verluste. Generell sinken die Erträge bei einigen Anbietern massiv.

A. Mühlauer

Wer vorzeitig aus seiner Lebensversicherung aussteigt, muss noch herbere Verluste hinnehmen als bisher. Viele Versicherer haben die Auszahlungsbeträge bei Kündigungen vor Vertragsende kräftig gekürzt.

Lebensversicherungen: Weniger Rendite: Lebensversicherungen werden unattraktiver.

Weniger Rendite: Lebensversicherungen werden unattraktiver.

(Foto: Grafik: SZ)

Aber auch das Geld, das Kunden beim Ende der Laufzeit ausgezahlt bekommen, die sogenannte Ablaufleistung, wurde teilweise massiv reduziert. Zu diesen Ergebnissen kommt das Versicherungsanalysehaus Franke & Bornberg.

Die Hannoveraner haben insgesamt 16 Tarife untersucht. "Wir haben zum Teil deutliche Unterschiede festgestellt, die für den Verbraucher von großer Bedeutung sind", sagt Geschäftsführer Michael Franke. So hält zum Beispiel die Allianz die laufende Verzinsung bei 4,5 Prozent, dennoch sinken die Ablaufleistungen um gut fünf Prozent und die Rückkaufswerte im Durchschnitt um etwa vier Prozent.

Die Ablaufleistung ist der Betrag, den eine Versicherung bei Vertragsende auszahlt. Er setzt sich aus vier Teilen zusammen: aus dem Garantiezins, der Überschussbeteiligung, der Schlussüberschussanteile und der Beteiligung an den stillen Reserven.

Jährlich neue Entscheidungen

Der Garantiezins muss auf jeden Fall ausgeschüttet werden. Die Überschussbeteiligung wird jedes Jahr festgelegt - je nachdem, wie es dem Unternehmen geht. Ist die Beteiligung festgesetzt, kann die Zusage für das bestimmte Jahr nicht mehr verändert werden. Zusammen mit dem Garantiezins ergibt dies die laufende Verzinsung.

Hinzu kommen die Schlussüberschussanteile. Diese gibt es nur bei Kapitallebensversicherungen. Wie hoch sie ausfallen, wird jährlich neu entschieden. Die Angaben können sich aber ändern, wenn es einer Gesellschaft zum Zeitpunkt der Ausschüttung schlecht geht. Dann kann das Unternehmen darauf verzichten.

"Bei den Schlussüberschüssen haben die Versicherer am meisten Spielmasse - denn sie sind nicht garantiert", sagt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Wären da noch die stillen Reserven.

Da scheint es allerdings so zu sein, dass diese vor allem aus den Schlussüberschüssen herausgenommen werden, sagt die Verbraucherschützerin. Es handele sich also um nichts weiter als eine Umschichtung. "Für den Verbraucher bringt das am Ende nicht mehr Ertrag", sagt Weidenbach.

Jeder will kundenfreundlich dastehen

Hinzu kommt: In Deutschland wird lediglich ein Viertel aller Verträge bis zum Ende durchgehalten. Wer vorzeitig aussteigt, bekommt den Rückkaufswert - auch der sinkt bei vielen Gesellschaften. Bei der Europa zum Beispiel um 4,9 Prozent.

Dabei geben sich die Versicherer auf den ersten Blick Mühe, den Schein zu wahren: Zwei Drittel der Unternehmen haben die laufende Verzinsung 2009 nicht reduziert. Aber: "Einige Gesellschaften haben ihre Ablaufleistung und Rückkaufswerte gekürzt, um die laufende Verzinsung stabil zu halten oder weniger stark zu senken", sagt Franke. Jede Versicherung will eben kundenfreundlich dastehen.

Hauptgrund für die Ertragskürzungen ist die Finanzkrise. Die Gesellschaften tun sich schwer, die garantierten Zinsen zu erwirtschaften. Die meisten Unternehmen haben zwar ihre Aktienquote reduziert, aber sie wissen nicht so richtig, wohin mit dem Geld der Versicherten.

Risikolose Anlagen in Staatspapiere werden wegen der Niedrigzinspolitik der Notenbanken schwieriger. So ist der durchschnittliche Kapitalmarktzins auf weniger als drei Prozent gesunken.

Die Versicherer garantieren ihren Kunden aber eine höhere Mindestverzinsung - je nach Datum des Vertragsabschlusses zwischen 2,25 und vier Prozent; der Durchschnitt beträgt etwa 3,5 Prozent. Dem Versicherungsanalysehaus Map-Report zufolge würden Beispielrechnungen "zum Teil schmerzhafte Einschnitte in den zu erwartenden Leistungen" zeigen.

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