Lebensversicherung:Verdächtig attraktive Produkte

Die Finanzaufsicht Bafin misstraut offenbar den deutschen Lebensversicherern. Bei einigen Neuprodukten sind die Konditionen so gut, dass bestehende Kunden womöglich das Nachsehen haben.

Versicherer unter Verdacht: Die Finanzaufsicht Bafin befürchtet, dass die Finanzunternehmen im Neugeschäft womöglich zu hohe Zinsen anbieten. Die Konditionen könnten dazu führen, dass Bestandskunden sich womöglich mit weniger Ertrag begnügen müssen.

Die Behörde verlangt erstmals detaillierte Daten über die sogenannte Kapitalisierungsgeschäfte, wie die Financial Times Deutschland unter Berufung auf ein Schreiben an alle Versicherer berichtet.

Anleger zahlen dabei einen festen Betrag in einen gut verzinsten Lebensversicherungsvertrag ein, den sie kurzfristig und ohne Verluste kündigen dürfen.

Branchenintern umstritten

Diese Kapitalanlagen sind selbst in der Branche umstritten. Für die Versicherer sind sie entscheidend, um mehr Neukunden zu gewinnen.

Kritiker monieren, dass damit die Gewinne der Bestandskunden sinken. Nur so könnten Versicherer höhere Zinsen als Banken anbieten. Bei einer langen Niedrigzinsphase könnten Versicherer nicht alle Zusagen erfüllen.

Sollten diese Befürchtungen zutreffen, wären Millionen Anleger betroffen. Rund 95 Millionen Lebensversicherungen sind derzeit in Kraft, mehr als 60 Millionen davon als Spar- und Altersvorsorgeverträge. Die Gesellschaften haben daraus 660 Milliarden Euro angelegt.

Die Bafin dränge daher zur Eile: "Bitte übermitteln Sie Ihre Antwort bis Mittwoch, 19. April 2010", heiße es in dem Schreiben. Darin verlange die Bafin von allen Versicherern Einzelheiten über den Anteil dieser Geschäfte an den gesamten Prämieneinnahmen, die entsprechenden Kapitalanlagen, die erwarteten Kündigungsquoten sowie die möglichen Risiken.

"Das ist eine klare Warnung der Bafin an die Versicherer", wird ein Manager zitiert. Sie dürften es mit dem Einmalgeschäft nicht übertreiben und müssten sicherstellen, dass keine Subventionierung stattfinde.

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