Landesbanken-Affäre:BayernLB macht auch in Ungarn Miese

Milliardengrab BayernLB: Auch die ungarische Tochterbank MKB macht hohe Verluste und braucht Millionen an neuem Kapital. Diesmal sollen Deutschlands Steuerzahler aber nicht belastet werden.

Martin Hesse und Klaus Ott

Kaum hat Bayerns Landesbank ihre Milliardenverluste bei der österreichischen Hypo Alpe Adria mit dem Geld der Steuerzahler einigermaßen verkraftet, da erweist sich schon wieder ein ausländisches Tochterinstitut als Sorgenfall. Jetzt bereitet die MKB in Ungarn großen Kummer.

Vorschau: Bilanzpressekonferenz BayernLB

Die ungarische BayernLB-Tochter MKB braucht neues Kapital.

(Foto: ddp)

Nach Angaben aus Finanzkreisen geht die BayernLB von einem Verlust in Höhe von 350 Millionen Euro in diesem Jahr aus. Das führt dazu, dass die ungarische Tochterbank neues Kapital in Höhe von 300 bis 400 Millionen Euro benötigt, das auf verschiedenen Wegen beschafft werden soll. Anders als bei der Hypo Alpe Adria will die Landesbank aber ohne Hilfen des Freistaats Bayern und damit der Steuerzahler auskommen.

BayernLB-Vorstandschef Gerd Häusler hatte bereits in der Halbjahresbilanz von schlechten Zahlen in Ungarn berichtet. Inzwischen sind die Probleme dort aber noch weit größer geworden. Und zwar so groß, dass die MKB in Budapest genau durchleuchtet, neu organisiert und an die kurze Leine genommen werden soll. Das ist auch dringend notwendig. Schließlich muss die Landesbank in München bestimmte Kreditrisiken der MKB übernehmen, um der ungarischen Tochter aus deren Schlamassel zu helfen. Außerdem sollen die Kreditvergaben in Budapest künftig sorgsamer gehandhabt werden, manche Geschäfte werden sogar ganz gestoppt.

Ein Sprecher der Landesbank bestätigte, dass "die Eigenmittel der MKB um rund 310 Millionen Euro gestärkt werden müssen". Dazu werde das Kapital um 173 Millionen Euro erhöht, indem bisherige Kredite in Kapital umgewandelt werden. Außerdem soll das Kapital der Bank durch bestimmte andere Maßnahmen entlastet werden, so dass unter dem Strich weitere Mittel in Höhe von 137 Millionen Euro freigesetzt werden. Der Verwaltungsrat der BayernLB und der Aufsichtsrat der MKB beschlossen vergangene Woche diese Maßnahmen. Der BayernLB-Sprecher betonte, dass für die Stärkung der MKB keine zusätzlichen Mittel von München nach Budapest fließen. Die Eigenkapitalquote der BayernLB bleibe nahezu unverändert.

Ein Sprecher des bayerischen Finanzministeriums bestätigte, "nach Auskunft der BayernLB müssen von dort keine frischen Finanzmittel an die MKB fließen", sondern man habe andere Lösungen gefunden. Insofern gehe man im Ministerium auch davon aus, dass die Landesbank kein zusätzliches Geld vom Freistaat brauche.

Das erinnert alles an das Desaster der BayernLB bei der Hypo Alpe Adria, auch wenn die Dimensionen ganz andere sind. In Österreich fehlten am Ende Milliardenbeträge, in Ungarn sind bislang Hilfen in Millionenhöhe nötig. Die Ursachen sind aber in beiden Fällen ähnlich: Wirtschaftskrisen und Missmanagement im Ausland sowie eine falsche Strategie in der Münchner Konzernzentrale haben zu einer gefährlichen Entwicklung geführt.

Der alte BayernLB-Vorstand ließ den Töchtern viele Freiheiten und hatte wenig Einblick in deren Treiben. Der neue Chef Häusler ändert das und greift durch. Er schickt seinen Vorstandskollegen Stefan Winkelmeier als Aufsichtsratschef zur MKB, außerdem kümmern sich Führungskräfte aus München von nun an vor Ort in Budapest um die dortigen Geschäfte. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG wurde zudem beauftragt, ein Gutachten zu erstellen, das den Restrukturierungsbedarf der MKB ermittelt. Schwächen bei der MKB sollen so schnell beseitigt und unangenehme Überraschungen künftig vermieden werden.

Die BayernLB rechnet damit, dass die EU-Kommission einen Verkauf der MKB fordert. Die Wettbewerbsbehörde wird in den nächsten Monaten Auflagen für Staatshilfen an die Landesbank verhängen. Ein Verkauf der MKB gilt jedoch auf absehbare Zeit als unwahrscheinlich.

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