Kunstmarkt:Auch die Reichen knausern

Nicht nur in Europa, auch in den USA leiden Auktionshäuser unter den Folgen der Finanzkrise - der Kunstmarkt steht vor einem schweren Einbruch.

A. Oldag

Die Gewitterwolken am einst so schönen Kunsthimmel zogen bereits im Herbst vergangenen Jahres auf: Das britische Auktionshaus Christie's wollte für das bekannte Bild "Study for Self Portrait" des Malers Francis Bacon einen Preis von etwa 40 Millionen Dollar (etwa 30 Millionen Euro) erzielen. Doch die Versteigerung wurde zum Flop und musste damals bei einem Preis von 27,4 Millionen Dollar abgebrochen werden. Infolge der weltweiten Finanzkrise zeigen sich mittlerweile selbst schwerreiche Investoren knauserig. Der Kunstmarkt steht vor einem schweren Einbruch, zumal auch Unternehmen für ihre Vorstandsetagen und Foyers kaum noch teure Gemälde einkaufen.

Kunstmarkt Auch die Reichen knausern Reuters

Auch die Auktionshäuser Christie's und Sotheby's spüren die Finanzkrise deutlich. Auf so manches Gemälde werden Wächter noch länger aufpassen müssen.

(Foto: Foto: Reuters)

Die Schockwellen der Rezession haben die einst im Geld schwimmenden Auktionshäuser erreicht. Sie müssen sich einen harten Sparkurs verordnen und hoffen, dass sich die Zeiten irgendwann wieder bessern. Christie's kündigte jetzt "einen bedeutenden Stellenabbau" an. Firmenchef-Chef Ed Dolman hat die Mitarbeiter per Email über Stellenstreichungen in allen 85 internationalen Büros informiert. Zudem sollen Verträge mit freien Mitarbeitern und Kunstspezialisten offenbar nicht verlängert werden. Christie's beschäftigt etwa 2100 Menschen weltweit und hat in Deutschland unter anderem in Berlin, Hamburg und Düsseldorf Büros. Wie viele Stellen dort wegfallen, wurde noch nicht bekannt. "Wir müssen unser Geschäft neu aufstellen, um aus diesen schwierigen Zeiten als eine stärkere Firma hervorzugehen", schrieb Dolman Medienangaben zufolge an die Mitarbeiter. Der Stellenabbau soll bis April abgeschlossen sein.

Auktionskataloge werden dünner

Christie's steht nicht allein da. Der New Yorker Konkurrent Sotheby's hat den Personaletat um sieben Millionen Dollar gekappt. Viele der etwa 1500 Mitarbeiter fürchten um ihren Arbeitsplatz. 2009 werde ein schwieriges Jahr, warnte Sotheby's-Chef Bill Ruprecht. Die Auktionskataloge würden dünner werden. Im vergangenen Jahr hatte Sotheby's Verkaufserlöse in Höhe von 4,82 Milliarden Dollar erzielt. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr betrug bereits elf Prozent, obwohl das erste Halbjahr 2008 für den Kunstmarkt noch relativ gut gelaufen war. Dem Vernehmen nach gingen die Verkäufe von Christie's im gleichen Zeitraum um etwa 20 Prozent zurück.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum die Auktionshäuser auf klamme Investoren hoffen und das britische Pfund ein Lichtblick sein könnte.

Auch die Reichen knausern

Branchenexperten schätzen, dass die beiden führenden Auktionshäuser in der Herbstsaison auf Kunstwerken mit garantierten Preisen in Höhe von insgesamt 63 Millionen Dollar sitzengeblieben sind. In den Boomzeiten der vergangenen Jahre hatten die Kunstversteigerer großzügige Garantiepreise eingeräumt. Von dieser Praxis wird sich die Branche nun rasch verabschieden. Auch Rabatte bei Kommissionsgebühren sollen wegfallen. Immerhin hoffen die Häuser, dass die Krise verstärkt zu Notverkäufen führen wird. Klamme Investoren könnten ihre Gemälde und Skulpturen auf den Markt werfen, um rasch an Bargeld zu kommen. Er habe Klienten, denen die Kunst als einzige Anlage verblieben ist, nachdem ihre Aktien dramatisch an Wert verloren hätten, räumte Sotheby's-Chef Ruprecht gegenüber dem Wall Street Journal ein.

Gerüchte über Verkauf von Christie's

In Großbritannien kann Christie's auch auf die positiven Auswirkungen des schwachen Pfunds hoffen. Die britische Währung hat in den vergangenen Monaten gegenüber Euro und Dollar erheblich an Wert verloren. Dadurch werden Käufe für Ausländer im Vereinigten Königreich billiger. Indes gibt es in der Branche immer wieder Gerüchte, dass Christie's-Eigner François Pinault das Unternehmen wegen einer angeblich hohen Schuldenlast verkaufen könnte. Solche Spekulationen werden im Haus zurückgewiesen. Der französische Unternehmer, der das Auktionshaus 1998 übernommen hatte, habe ein langfristiges Interesse, heißt es.

Die Wurzeln von Christie's reichen bis in das Jahr 1766 zurück. Damals organisierte James Christie in London erste Auktionen und entwickelte sich schon bald zum Zentrum für Kunstverkäufe in Europa. Im Jahr 2000 mussten sich Christie's und Sotheby's gegen Vorwürfe wegen illegaler Preisabsprachen wehren. Dabei kam es sogar zu einer Untersuchung durch die amerikanische Bundespolizei FBI.

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