Krise in Europa:Die Angst der Märkte

Eine mächtige Beruhigungspille sollte die EU-Hilfe für das klamme Irland sein. Doch die Unruhe wächst: An den Märkten wird bereits das nächste Chaos vorweggenommen.

Wenn Kanzlerin Merkel davon redet, dass die Lage des Euro außerordentlich ernst sei, wird das an den Finanzmärkten auch ernst genommen: Die Renditen für Staatsanleihen aus Irland, Griechenland, Portugal, aber auch Spanien sind deutlich gestiegen, die portugiesischen sogar auf den höchsten Stand seit Gründung der Währungsunion.

Irische Euro-Münze

Die Bonität Irlands ist am Mittwoch deutlich herabgestuft worden.

(Foto: dpa)

Die Rendite ist dabei nichts anderes als die Zitterprämie - je unsicherer die wirtschaftliche Lage eines Landes eingeschätzt wird, desto höher steigt sie. Darum ist sie ein Gradmesser für das Pleiterisiko eines Landes.

Euro verliert deutlich

Griechische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren rentieren derzeit mit mehr als zwölf Prozent, vergleichbare irische Titel mit 8,8 Prozent, portugiesische mit 7,3 Prozent und spanische mit gut fünf Prozent. Zum Vergleich: Die deutschen Renditen liegen bei 2,6 Prozent. An den Finanzmärkten wird also darauf spekuliert, dass zumindest Portugal, womöglich aber auch Spanien Finanzhilfen aus dem EU-Rettungsschirm beantragen muss.

Der Euro notierte gegen Mittwochmittag bei etwa 1,335 Dollar, etwas weniger als am Vortag. Damit hat die Gemeinschaftswährung seit Wochenbeginn gut vier Cent an Wert eingebüßt. Für eine so wichtige Währung wie den Euro ist das viel - zumal an diesem Mittwoch andere Indikatoren wie etwa der Ifo-Geschäftsklimaindex, zeigten, dass die Stimmung bei den deutschen Unternehmen so gut ist wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Der Börsenindex Dax zog zunächst deutlich an.

Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat mittlerweile die Kreditwürdigkeit Irlands deutlich herabgestuft. S&P senkte die langfristige Bonität um zwei Noten von "AA-" auf "A". Die kurzfristige Kreditwürdigkeit wurde von "A-1+" auf "A-1" reduziert. Zudem stellte die Agentur weitere Herabstufungen in Aussicht, indem sie das Land auf eine Beobachtungsliste setzte.

S&P begründet dies mit der Aussicht auf zusätzliche Belastungen des irischen Staatshaushalts durch die Bankenkrise auf der Insel. Nach Einschätzung der Ratingagentur kann der am Wochenende aufgespannte Rettungsschirm nicht die hohen Staatsschulden verringern oder die ungünstigen Konjunkturaussichten verbessern. Irland muss nach einem Bericht der Dubliner Zeitung Independent noch diese Woche mehrere Hundert Millionen Euro in sein marodes Bankensystem stecken.

Dies sei notwendig, nachdem die Märkte auf die angekündigte Rettung Irlands nervös reagiert hatten und die Aktienkurse der Bank of Ireland und der Bank AIB weiter abgestürzt waren.

Wie schwer es für die Regierungen ist, mit einem Sparkurs gegen die Wirtschaftsmisere anzukämpfen, zeigte sich derweil am heutigen Mittwoch: Ein Generalstreik legte an diesem Mittwoch Portugal lahm. Durch die Branchen hinweg beteiligten sich Ärzte, Lehrer, Feuerwehrmänner und Angestellte des Transportwesens massiv an dem Ausstand, die Gewerkschaften sprachen vom größten Streik der Geschichte.

Die Regierung erklärte, sie habe angesichts des hohen Staatsdefizits keine Alternative zu den Einsparungen. Portugals Staatsdefizit liegt derzeit bei 7,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Die Regierung in Lissabon hat deshalb ein striktes Sparprogramm aufgelegt, sie will das Defizit bis kommendes Jahr auf 4,6 Prozent des BIP senken.

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